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M wie Mode wie Mongolei

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Fotos: Eva Gronbach; Bearbeitung: heike-winter Wer kennt es nicht, dieses helle metallene Klacken, wenn man den Verschluss eines Schulranzens oder einer Aktentasche öffnet? Aber wer hat es schon mal beim Ausziehen eines Kleides gehört? Wohl kaum jemand, es sei denn die Person trägt Mode von Enkh-Och Byambaa. Der 23-jährige Mongole hat vor kurzem sein Studium abgeschlossen und arbeitet jetzt als Lehrer für Modedesign an einem College in der Landeshauptstadt Ulan Bator. "My Name is..." ist der Name eines von ihm entworfenen Damenoutfits, bei dem er wenig zögerlich Kunstpelz, Jeansstoff, Reißverschlüsse und eben Metallschließen zu einem Ensemble verarbeitet hat. Einer der Aktentaschenverschlüsse hält das Oberteil in der Mitte zusammen, nahe bei den Brüsten. Byambaa wünscht sich, dass seine Kleidung einmal von Angelina Jolie oder Christina Aguilera getragen wird. "Ich kreiere gern einen neuen Trend aus traditioneller Kleidung und persönlichen Ideen", begründet er seinen eigenwilligen Stil. Sein Traum ist, dass Ulan Bator eine der berühmtesten Modemetropolen der Welt wird. Mongolei und Mode sind Wörter, die untrennbar zusammen gehören - nicht nur, weil sie beide mit M beginnen. Das meint jedenfalls die 33-jährige Designerin Eva Gronbach, die letztes Jahr durch patriotische Kollektionen mit nationalen Motiven in Schwarz-Rot-Gold für Furore gesorgt hatte und nun eine Ausstellung mit dem Titel "Generation Mode" zusammengestellt hat. "Generation Mode" ist noch bis zum 25. September im Düsseldorfer Stadtmuseum zu sehen. Die Ausstellung zeigt Entwürfe von jungen Modedesignern, die Gronbach auf einer dreivierteljährigen Expedition zu Modeschulen in aller Welt kennen gelernt hat. Ihre Aufmerksamkeit galt nicht nur den Akademien in London, Paris und New York, sondern vor allem weniger bekannten Ausbildungsstätten: in Taschkent, Dakar, Auckland und natürlich Ulan Bator. "Es gibt einen neuen globalen Trend in der Mode der 20 bis 30 Jahre alten Designer", ist Gronbach überzeugt. Und dieser Trend sei, dass die Modemacher Schluss machten mit dem kommerziellen Einheitseinerlei der Großkonzerne: "Es gibt eine riesige Lust, sich selbst in der Mode auszudrücken, egal ob sich das Entworfene verkaufen lässt oder nicht", sagt Gronbach. Weltweit bemühten sich die jungen Modedesigner, die eigene Landeskultur wieder stärker zu Geltung zu bringen - und dabei unverkrampft und spielerisch mit ihr umzugehen. Die Ausstellungsstücke sind alphabethisch nach Städtenamen geordnet. Jeder Designer steht für seinen Entwurf mit seinem eigenen Gesicht ein. Das heißt: jeder hat sich fotografieren lassen und hält auf dem Bild einen Zettel mit Name, Alter, Ort und E-Mailadresse in der Hand - spätere Kontaktaufnahme durch die Ausstellungsbesucher erwünscht. In kleinen Filmen äußern sich die Designer zur eigenen Arbeit, ihrem Land und ihren Träumen. Sarah, 21, und Regina, 22, von der Privaten Modeschule Düsseldorf besuchen die Ausstellung mit ihrer ganzen Klasse. Konzentriert fixiert Sarah die Kurzarmjacke einer Designerin aus Johannesburg mit ihrem Handy, um einige Fotos zu schießen. Regina erklärt währenddessen, was sie für das Besondere an der Mode aus Afrika hält: "Die Designer benutzen viel mehr kräftige Farben, so viel pralles Rot und Gelb und Blau." Sarah meint: "Viele Ausstellungsstücke sind wunderschön. Aber es sind eben mehr Ausstellungsstücke als Kleidungsstücke. Das meiste ist zu gewagt und außergewöhnlich, als dass sich damit jemand auf die Straßen trauen würde." Ja, ja, das Außergewöhnliche und Gewagte. Das darf bei keiner Modeausstellung fehlen, natürlich auch bei "Generation Mode" nicht. Manches ist aufregend und gelungen. Manches irritiert zunächst, um dann aber kurz später zu überzeugen. Und manches wirkt auch nach einer kleinen Ewigkeit des Betrachtens immer noch hoffnungslos überdreht. Zum Abschluss seien einfach - ohne besondere Ordnung, Wertung oder tiefer gehende Analyse - einige besonders ausgefallene Beispiele erwähnt: Bustiers aus handelsüblichen Brotkörben, ein komplettes Kleid aus gigantischen Wollzöpfen, Handtäschchen aus Bohnen- und Erbsendosen, Abbildungen fröhlicher Häschen auf Erwachsenenkleidung, Kopfschmuck in der Anmutung eines Fischkopfes und, wenn nicht alles täuscht, die Wiedergeburt der antiken und selbstverständlich perlweißen Toga. Last, but not least: ein durchsichtiges Plastikkleid mit eingeschweißtem gepressten Löwenzahn und allerlei anderen toten Pflänzchen und Pflanzenteilchen. Stadtmuseum Düsseldorf Dienstag bis Donnerstag und Sonntag: 11 bis 20 Uhr Freitag und Samstag: 11 bis 24 Uhr Montag geschlossen

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