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Michael Moore wird zur Kasse gebeten

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„Ein Rekrutierungsvideo für Al Qaida“ nannte die konservative Organisation Move America Forward den Film Fahrenheit 9/11 seinerzeit, randvoll mit Halbwahrheiten. Moore zeige absichtlich missverständlich geschnittenes Material, verdrehe Fakten und berichte so einseitig, dass der Film keine Dokumentation sei. Das republikanische Amerika tobte, der dicke Held der Anti-Bush-Bewegung fand es amüsant: kein Kritiker konnte ihm bisher juristisch etwas anhaben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Nun kommt es zum ersten Mal zu einer Verleumdungsklage gegen den Oscar-Preisträger: Ein im Irak verwundeter Nationalgardist klagt auf Schadensersatz in Höhe von 85 Millionen Dollar. Der Veteran, der bei einem Hubschrauberunglück beide Arme verloren hat, fühlt sich in Fahrenheit 9/11 falsch dargestellt. Der Film zeigt einen Ausschnitt aus einem NBC-Interview mit dem schwerverletzten Soldaten. Die Art und Weise, wie Moore diese Szene in den Zusammenhang des Films geschnitten hat, habe ihn seinen Ruf gekostet, ihn erniedrigt und ihm „emotionale Qualen“ zugefügt. 75 Millionen Dollar klagt der Veteran ein, die restlichen 10 Millionen seine Frau, für die „geistige Qual und den Kummer“, den ihr Mann erleiden musste. "(Fahrenheit 9/11) erweckt den frei erfundenen und völlig falschen Eindruck, es handele sich bei dem Ankläger um einen Kriegsverwundeten, der von seinem Land im Stich gelassen wurde. Vielmehr erhielt der Ankläger finanziellen wie auch psychologischen Beistand vom Präsidenten, den Vereinigten Staaten, von Familie, Freunden und Kameraden." So die Anklageschrift. In Verbindung mit den vorhergehenden Szenen und Interviews entstünde das Bild eines drogenabhängigen, verbitterten Kriegskrüppels. In Wahrheit, stellt der Soldat fest, stehe er voll und ganz hinter seinem Präsidenten und dessen Engagement im Irak. Er fühle sich ausdrücklich nicht von seinem Land im Stich gelassen und sei von Moore als "Munition gegen die Regierung" missbraucht worden. Der kontroverse Dokumentarfilm spielte 2004 weltweit mehr als 222 Millionen Dollar ein. Michael Moore hatte freiwillig darauf verzichtet, ihn für den Oscar als "beste Dokumentation" nominieren zu lassen, mit dem Ziel, ihn noch vor der Präsidentschaftswahl im Fernsehen ausstrahlen zu können. Weder Moore noch Miramax haben bislang auf die Vorwürfe reagiert. Es bleibt abzuwarten, ob das konservative Amerika diesmal einen Sieg gegen den dicken Rebellen davonträgt. Bild: Reuters

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