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PISA für Unis: Wird bald getestet, was du im Studium gelernt hast?

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PISA-Zeit. Am Mittwoch wurden erste Ergebnisse der neuen Bildungsstudie öffentlich, Deutschlands 15-Jährige haben in dem OECD-Test ein bisschen besser abgeschnitten als vor vier Jahren. Was in der Diskussion in den Hintergrund rückt: Die OECD ist drauf und dran, einen PISA-Test für Studenten einzuführen. Der Deutsche Andreas Schleicher koordinierte die bisherigen PISA-Studien, in denen, grob gesagt, nicht Schulwissen sondern Kompetenzen geprüft werden. Wenn die neuen Ergebnisse über mehrere Tage hinweg von den Experten in den jeweiligen Ländern diskutiert werden, dann ist das die Absicht hinter PISA. Die Studie soll auf die Arbeit in den Schulen zurückwirken. Nun sagte Schleicher dem britischen Magazin The Economist, dass die OECD auch testen will, ob denn Studenten während ihres Studiums etwas gelernt haben.

Ankündigungen dieser Sorte gab es von der OECD bereits und daran gab es auch schon Kritik. Ein deutscher Hochschulforscher sagte, dass es noch nie jemandem gelungen sei, einen entsprechenden Test auf die Beine zu stellen. Und aus der deutschen Hochschulrektorenkonferenz hieß es, man wolle sich jetzt lieber darauf konzentrieren, den Studenten bessere Studienbedingungen zu bieten. Aber die methodischen Probleme eines „Was-habt-ihr-eigentlich-gelernt?“-Tests sind laut OECD aus der Welt geräumt. Im Januar treffen sich die Bildungsminister der OECD-Länder und sollen ihr Okay für den Studenten-Test geben. Erste Ergebnisse samt Länder-Rankings seien bei einem „ja“ der Minister im Jahr 2010 zu erwarten, so Schleicher.

Andreas Schleicher. Eine solche Hitliste würde sich erheblich von den bisher bekannten Hochschulrankings unterscheiden. Die basieren eher auf Umfragen unter Professoren und Studenten (Betreuungssituation etc.) oder auf der Auswertung statistischer Daten (zum Beispiel eingeworbene Forschungsgelder, veröffentliche wissenschaftliche Artikel). Aber in keiner weltweiten Studie wurde bisher nachgesehen, was die Studenten denn wirklich gelernt haben. Andreas Schleicher will es angehen. Erst die Schüler, jetzt die Studenten. Aber wie sollen etwa Geisteswissenschaftler aller Fächer beweisen, was sie gelernt haben? Warum braucht es diese Tests? Die OECD-Bildungsforscher (Schleicher im September: „Wir haben für dieses Projekt die besten Leute der Welt an einen Tisch gebracht“) wollen sich nicht mit Wissensfragen aufhalten sondern etwa die analytischen Fähigkeiten testen, die sich die Studenten angeeignet haben. Echtes Fakten- oder Zusammenhangswissen soll hingegen in bestimmten Ingenieurs- oder Wirtschaftswissenschaften getestet werden.

Der Nutzen der Tests liegt nach OECD-Angaben auf der Hand. Genau wie mit den bisherigen Rankings sollen Studenten, Professoren und Politiker Anhaltspunkte bekommen, wo es sich lohnt, Geld (des Staates) oder Lernzeit (der Studenten) zu investieren. Der Wettbewerb um die beste Bildung soll weiter angeheizt werden und ehrgeizige Hochschul-Chefs sollen einen klaren Maßstab an die Hand bekommen, wie gut sie sind. Schleicher sagt, dass ein Ranking, in dem das Ergebnis der Hochschulbildung getestet wird, vor allem den kleinen Unis zum Vorteil reichen würde: Plötzlich würde nicht mehr der brillante Ruf einer Uni eine Rolle in der Ranking-Erstellung spielen. Plötzlich wäre ganz allein die Qualität der Wissensvermittlung relevant. So einfach sich das anhört: In der Ranking-Landschaft wäre das etwas wirklich Neues.

Text: peter-wagner - Fotos: ap, ddp

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