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Reingehört und aufgeschrieben - Platten die diese Woche erscheinen

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Labels Styrofoam – Nothing’s lost (morr music) Schwarz auf Weiss – Hurra System (paul!) Nachlader – An die Wand (labels) Spruce – Once upon a time (schinderwies productions) Apostle of Hustle – Folkloric feel (arts&crafts) Sid le Rock – Written in Lipstick (Ladomat) Herrschaften, heute müssen wir die nichtrostenden Turboohren anlegen, denn ein ganzer Berg Musik will erklettert sein. So sprach er und ging hin und nahm vom Berg Musik die oberste Platte, sie zu prüfen und siehe, sie war super: Styrofoam. Im Herbst und Winter stehe ich ja sehr auf so schwermütige Klangschwaden, wie sie dieser Belgier hier anbietet. Auch in Zeiten, in denen jeder mit seinem Powerbook und Gitarrenspuren ganz manierlich herumwurstelt, klingt „nothing’s lost“ nach Post-Postrock in der obersten Liga. Markus Acher und Valerie Trebeljahr, die Weilheimer Supernasen, haben mitgemacht und deswegen ist wohl auch eine Platte rausgekommen, die nicht weit hinter Notwist „Neon Golden“ in die Annalen galoppieren darf, bzw. zumindest ins VIP-Gebiet meines Plattenschranks. Nicht so Lust habe ich dann naturgemäß auf das nächste Ding. Eine deutsches Bandkollektiv aus Bremen - wie das schon wieder klingt. Aber Scharnigg, objektiv bleiben! Das Kollektiv Schwarz auf Weiss hat eine Platte, die „Hurra System“ heißt und mich ziemlich anschreit, die ersten drei Lieder lang. Ich finde, es wird von den deutschen Gitarrenbands momentan mal wieder zu viel über das System geschrieen. Viel Musik ist da aber auch, sogar Bläser, die in dem schnellen, opulenten Polka-Pop-Punk mitblasen. Nicht schlecht, sicher gut genug für eine große, lokale Fanbase. Kredibel meinetwegen auch, aber mir irgendwie zu viel: sieben Musiker plus Elektro-Tüftler und dann auch noch ironisch über das System schreien... Ich weiß nicht. Nicht jetzt. Ich fühle mich nicht so polyphon, an Allerheiligen. Als hätte Nachlader das geahnt, füttert er mein minimalistisches Gemüt und macht Laune. Ist zwar auch wieder nur: Elektropop aus Berlin, aber schön reduziert, mit Tendenz zur Hitsingle. Auch sympathisch, dass der erst mal nur eine EP mit fünf Liedern vorlegt. Ich finde, das sollte jeder neue Elektropop- Musikant beherzigen. Ist ja in den meisten Fällen nicht mal genug Idee für zwei Lieder da, warum dann immer gleich ein Album mit vierzehn Songs. Der Nachlader heißt in echt Daniel, was ja okay ist, und schafft es auch wirklich fünf Lieder lang 80’s-Synthie-Geknalle in meinen Kopf abzuladen, ohne dass ich mich beklage. Danach reicht’s aber auch. Schon fährt ein neuer junger Mann in die CD-Grube. Warum machen so viel mehr Jungs als Mädchen komische, melancholische Musik? Und was werden sie von Beruf, wenn der Virus ausgeheilt ist? Spruce also jetzt, aus Regensburg. Langsam. Sensibel. Flirrendes Geklimper, Echo, Hall, ätherische Öligkeit. Vor vierhundert Jahren hätte der Kirchenmusik gemacht. Schön ist es natürlich trotzdem, muss man ja gar nichts sagen, runde Melodien, sympathische Stimme, Texte englisch und nicht weiter wichtig, insgesamt gut, um dazu tragisch langsam vom Sofa auf den Boden zu rutschen. Viel, viel lange Töne im Hintergrund. Irgendwie so zwischen Maximilian Hecker, Roman Fischer und Monta. Echt unnötig, aber wer Zeit und Lust hat sich zu verlieben: bitteschön. Auf der nächste Platte von Apostle of Hustle klebt ein anonymes Zettelchen, mit dem mich jemand darauf hinweist, dass hier irgendwelche Finger von Broken Social Scene mitmischen. Danke für den Tipp, sonst hätte ich wieder überhaupt nicht gewusst, warum die Songs hier so mega-eindringlich und nett sind. Viel Klang-Brimborium natürlich, weil doch wieder die ganze Sippe mitspielen musste, mit allen Instrumenten die es gibt, obwohl es eigentlich das Solo-Album des BSS-Gitarristen werden sollte. Die Feist ist auch dabei, die letzten Monat in Geheimzeitschriften zwischen den Zeilen als Geheimtipp gehandelt wurde, weil sie so süß ist. Ist sie auch wirklich, hier auch und ansonsten ein solides Herbstalbum, nicht zu selbstmitleidig, nicht zu bunt. Folk, Pop und Rock zu einem Eintopf verkocht, da kann man gut mal kosten, aber nur wenn man Hunger auf Eintopf hat. Das Gute an Sid LeRock, dem nächsten Kleinkünstler, ist, dass er wirklich so heißt. Hallo Mama, das ist ein guter Name für ein Kind! Der Sid kommt aus Toronto und lebt jetzt aber lieber in Köln, warum auch immer. Außerdem findet er es dufte, Techno-Rock-Floor-Gestampfe auf sein Debütalbum zu pressen. Ich weiß gar nicht, sagt man noch Techno? Vielleicht ist das hier auch Industrial oder sonst was schlimmes, es tut jedenfalls ziemlich hart weh in den Ohren. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das in düsten U-Bahnschächten richtig knallhart tönt und törnt. Mich nur in meinem Plüschsessel an der Heizung gerade gar nicht. So jetzt liegen hier immer noch zwei Platten und zwar von Manges und SPNX , aber die sparen wir uns einfach. Wer unbedingt noch wissen will, wie die sind, bekommt eine persönliche Rezi via jetzt-Botschaft, vielleicht.

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