Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Super Schnäppchen im Sale

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



1. Der Style-Schnupperer
So kauft er ein:
Der Style-Schnupperer ist immer auf der Suche nach dem Neusten vom Neuen. Weil es das selten im Laden gibt, vertraut er auf das Internet, in dem man bekanntlich alles finden kann, was das Herz begehrt. Er lässt sich durchs Netz treiben, liest zwischendurch Modeblogs, die ihm helfen, sich zu orientieren, und stößt auf skandinavische und amerikanische Shops, die keiner kennt (außer ein paar Skandinavier und Amerikaner). Eigentlich ist er mehr mit Gucken und sich-in-Kleider-Denken beschäftigt als mit Einkaufen, am Ende aber ersteht er ein einziges, ziemlich teures und verwirrend geschnittenes Teil, das zwei Monate lang von irgendwoher eingeschifft wird, nach großer, weiter Welt riecht und manchmal sogar so aussieht.
Das sagt er über seinen Einkauf:
„Das war wieder ein hartes Stück Arbeit, aber so ist das eben, wenn man nicht wie Hinz und Kunz rumlaufen will!"
Das sagt der Paketbote:
„Hammse eigentlich Verwandte im Ausland?"
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Cape statt Jacke, extravagantem Schuhwerk, energischem Gang.
Sein offline-Kaufverhalten:
Manchmal geht er in den einen Laden, der seinen Freunden gehört, die was mit Design studiert haben. Da gibt es auch immer so besonders hübsche von Hand gestaltete Tragetaschen für die Einkäufe. Wenn er zu Besuch bei Freunden in einer anderen Stadt ist, notiert er sich vorher im Smartphone drei lokale Shops, die auf Blogs empfohlen wurden, um sie auszuprobieren.



2. Der Träge
So kauft er ein:
Der Träge kauft online dort, wo er auch offline kaufen würde, oder bei großen Versandhäusern, die rege (und furchtbare) Fernsehwerbung machen. Er könnte auch in die Läden gehen, die es in jeder Stadt in der Fußgängerzone gibt, aber das ist ihm zu anstrengend. Besonders gerne bestellt er sich irgendwelche Basic-Teile in mehreren Farben („Kann man immer brauchen!"), Cardigans („Kann man auch immer brauchen!") und in größeren Abständen Blusen bzw. Hemden („Man brauch ja auch mal was Schickeres!").
Das sagt er über seinen Einkauf:
„Ich hab immer das Gefühl, dass H&M online irgendwie ´ne bessere Auswahl hat. Außerdem kann man da im Sale super Schnäppchen machen!"
Das sagt der Paketbote:
„Ich stell ja generell viele Zalando-Pakete zu, aber Sie kriegen echt die meisten."
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Seinem Bemühen, nicht aufzufallen.
Sein offline-Kaufverhalten:
Er geht immer dann ins Geschäft, wenn er „eh grad in der Stadt" ist und kauft dann ein T-Shirt für 7,99 €, das er hinterher fast nie trägt, aber: „Kann man ja immer brauchen, auch für untendrunter, im Winter!"



3. Der Second-Hander
So kauft er ein:
Der Second-Hander ist Stammkunde bei Ebay sowie Vintage-Online-Shops und verehrt Ideen wie den „Kleiderkreisel". Vor allem ist er aber sehr geduldig, denn sich durch das gesamte, nicht unbedingt geordnete Second-Hand-Angebot zu klicken erfordert Zeit und Muße. Zudem hat er einen jahrelang geschulten Blick und kann anhand eines selbstfotografierten und oft schlecht belichteten Bildes einigermaßen gut bewerten, wie die Hose wohl in echt und am eigenen Körper aussehen wird. Trotzdem türmen sich in seinem Schrank haufensweise Sachen, die er nicht trägt, weil sie am Ende doch nicht so schön waren und Umtauschen meistens nicht geht. Aber was soll's, kostet ja nix!
Das sagt er über seinen Einkauf:
„Bei fünf Sachen ist immer mindestens ein Teil dabei, das wie für mich gemacht ist. Die anderen verticke ich dann halt wieder auf dem Flohmarkt."
Das sagt der Paketbote:
„Das hat der Absender aber komisch verpackt..."
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Abgewetzten Lederschuhen, ausgewählten Accessoires und einem Kaffeebecher.
Sein offline-Kaufverhalten:
Der Second-Hander geht natürlich gerne in Second-Hand-Läden oder stöbert auf dem Flohmarkt. T-Shirts oder Schals kauft er aber auch mal bei den größeren Ketten, denn „es kommt ja nicht darauf an, was man trägt, sondern wie man es kombiniert!"



4. Der Ich-würd-so-Gerner
So kauft er ein:
Eigentlich gar nicht. Er würde halt gerne. Darum sucht er sich mit viel Sorgfalt Dinge aus, die im gefallen, und legt sie in den Einkaufswagen. Darin ist er gut, nicht so gut ist er darin, den Einkauf abzuschließen. Wenn er kurz davor steht, schwirren ihm auf einmal tausend Zweifel durch den Kopf: Brauch ich das wirklich? Ist das nicht viel zu teuer? Und was, wenn das Paket verlorengeht, ich aber schon bezahlt habe? Am Ende schließt er einfach den Tab, ruft den Shop dann hektisch wieder auf, um alles aus dem Einkaufskorb zu löschen, und ärgert sich, die Zeit nicht sinnvoller genutzt zu haben.
Das sagt er über seinen Einkauf:
Nichts, denn er hat ja keinen gemacht. Aber er fragt sich, ob er vielleicht doch auf „weiter zur Bezahlung" hätte klicken sollen...
Das sagt der Paketbote:
Auch nichts, denn er kommt ja nicht.
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Den nachdenklichen Pausen vor Schaufenstern.
Sein offline-Kaufverhalten:
Ist ebenfalls von recht geringer Entscheidungsfreude geprägt: viel mit in die Umkleide nehmen, davon fast oder gar nichts kaufen. Oft ist er auch einfach genervt von dem ganzen Kaufquatsch und wünscht sich, schöne Dinge würden ohne sein Zutun und in regelmäßigen Abständen im Kleiderschrank aufploppen. Wie viel einfacher das Leben dann doch wäre!



5. Der Wahllose
So kauft er ein:
Der Wahllose ist eine Art geistiger Bruder des Ich-würd-so-Gerners, zumindest im ersten Schritt: Er lädt seinen Einkaufswagen voll mit allem, was ihm gefällt, das meiste sogar in mindestens zwei verschiedenen Größen. Dann aber macht er eine Sache grundlegend anders: Er schließt den Einkauf ab. Und bezahlt einen großen Haufen Geld, beruhigt sich aber damit, dass er ja die Hälfte ohnehin wieder zurückschickt. Wenn das Paket ankommt, steht er eine Stunde lang vorm Spiegel, probiert alles mehrfach an, fühlt sich danach irgendwie schlecht und schickt sogar mehr als die Hälfte zurück. Manchmal auch alles. Man muss ja auch mal sparen.
Das sagt er über seinen Einkauf:
„Das sah auf den Bildern alles viel schöner aus!!!"
Das sagt der Paketbote:
„Huiuiui, das ist aber ein großes Paket!"
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Den vielen Paketen, die er als Retour bei der Post aufgeben muss.
Sein offline-Kaufverhalten:
Funktioniert ganz ähnlich wie das im Netz: Er kauft eine Menge, probiert daheim alles an und bringt das meiste wieder zurück. Manchmal trägt er Sachen sogar einen ganzen Tag inklusive vor-die-Tür-gehen und hat ziemlich gute Tricks entwickelt, wie man die Preis- und Labelschildchen so verbergen kann, dass man sie nicht sieht.



6. Der Verweigerer
So kauft er ein:
Irgendwie, aber auf keinen Fall online. Das Internet ist dem Verweigerer generell etwas zu anstrengend und online-Shopping erst recht.
Das sagt er über seinen Einkauf:
„Mir fehlt beim online-Shopping einfach das haptische Element, ich muss den Stoff anfassen, be-greifen, verstehst du?"
Das sagt der Paketbote:
Wiederum nichts, denn er kommt ja nie. Wenn der Verweigerer ausnahmsweise aber doch mal was bestellt, erwartet er den Paketboten voller Aufregung, verlässt den ganzen Tag nicht das Haus, um ihn ja nicht zu verpassen, und heißt ihn dann hektisch und freudestrahlend willkommen.
Auf der Straße erkennst du ihn an:
Den Einkaufstüten.
Sein offline-Kaufverhalten:
Ist sein einziges, weil es ja kein online-Pendant gibt. Allerdings geht dem Verweigerer auch im realen Leben manchmal alles ein bisschen zu schnell und dann beklagt er sich, dass er bei dem großen Angebot der Läden immer an Reizüberflutung leide.


Text: nadja-schlueter - Illustrationen: katharina-bitzl

  • teilen
  • schließen