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Vom Coffeetable zum Lieblingsort: Schöne, neue Reisebücher

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Das Problem an Reiseführern der Baedeker-Klasse ist, dass sie etwa so sexy sind wie Brot. Nie locken die Clubs und Restaurants die darin aufgezählt sind, so viele Sterne oder Eisbecher sie auch als Wertung bekommen haben und auf den Fotos darin fahren die Leute immer noch mit Rollschuhen am Strandboulevard entlang. Als ewige Alternative zu diesen Langweilern hat sich der Lonely Planet seit langer Zeit etabliert. Dabei ist dieses Nachschlagewerk zwar gründlich und fokussiert auf eine jüngere Reisegruppe, mit Telefonbuch-Haptik und Zottel-Charme aber auch nicht gerade der Vorzeige Begleiter beim Wochenend-Trip.

Genau dafür aber hat sich jetzt eine junge spanische Agentur Reisebücher ausgedacht, die in ihrer Aufmachung jedem Coffeetable-Tisch zur Ehre gereichen: Außen bestechend schlicht und wertig, sind die Bücher innen ungefähr so, wie sich Layouter das Schlaraffenland vorstellen: komplett durchgeknallt, mit fetzenweise Text, Pixel, Reizüberflutung. Sie vermitteln jedenfalls einen deutlichen „Haben will“-Reflex.

In den Texten geht es auf 250 Seiten zwar wild durcheinander, aber doch übergreifend um Orte in der jeweiligen Metropole, die alle so klingen, als würde man dort unbedingt glücklich werden können. Der Ton der Schreiber ersetzt dabei perfekt den Freund, den man vielleicht hier gerade nicht hat und ist weder komisch kumpelhaft noch zwanghaft jung, sondern einfach: nett. Das etwas anstrengende Lesen der Bücher erinnert damit ein bisschen an eine Party, auf der dir jeder ins Ohr brüllt, was er letzte Woche Tolles erlebt hat.

Freilich, für Krisennavigation auf einer Verkehrsinsel, verloren in einer fremden Stadt, eignen sich die LeCool-Resieführer gar nicht, da wird man sofort verrückt. Aber das haben sie mit ihren altbekannten Konkurrenten gemeinsam. Es sind wirklich hübsche Appetizer mit Nutzwert, die man in der langen Nichtreise-Zeit oder eben beim Warten am Flughafen mit Wonne inhalieren kann. Und als Geschenk für all die Auslandssemester und International-Praktikanten sind sie dieses Jahr an demonstrierter Zeitgeistigkeit wohl kaum zu schlagen.

Die Le Cool Guidebooks kann man hier online ordern. Bislang sind Barcelona, Madrid, Amsterdam, London und Lissabon im Programm. Weitere sollen folgen.

Text: max-scharnigg - Bilder aus der London-Ausgabe von LeCool

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