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Vorteil Benjamin Becker: Aus dem Leben eines Tennisprofis (I)

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Benjamin Becker. Mit einer echten Becker-Faust. Salut aus Frankreich! Nach einer Woche Turnierpause und einer schier unendlichen Autofahrt mit nervenaufreibender Warterei im Stau bin ich am Samstag beim „Grand Prix de Tennis“ in Lyon angekommen. Eine Verletzung hatte mich zur Tennis-Auszeit gezwungen und mir eine Woche Heimaturlaub bei meiner Familie im Saarland beschert. Die Diagnose nach einer Kernspintomographie lautet "Entzündung inklusive geschwollener Kapsel" in der Schulter. Eigentlich sollte ich in den nächsten Wochen vorsichtig sein und meinen Arm schonen, doch das ist das Dilemma eines Profisportlers: für die letzten Turniere in 2007 habe ich mir hohe Ziele gesetzt und möchte nach einer zuletzt eher durchwachsenen Saison einige Punkte für die Weltrangliste gut machen. Meinem Körper kann oder besser darf ich zu diesem Zeitpunkt also leider keine ausreichende Ruhe gönnen. Als Kompromiss stand in den vergangenen Tagen hauptsächlich Konditions- und Koordinationstraining auf dem Plan. Mein Coach Jean-Luc hat sich dafür für mich extra ein neues Spiel ausgedacht. Ich muss gezielt eine Flasche umschießen. Auf dem Tennisplatz natürlich, aber nicht mit dem Schläger, sondern mit dem Fuß. Mein Rekord liegt momentan bei 30 Treffern gegenüber nur einem Schuss ins Leere. Vielleicht hätte ich auch eine Karriere als Fußballer beginnen können. Dann hätte mein Trikottausch am Netz mit Dominik Meffert nach unserem Match bei den Thailand Open vor ein paar Wochen auch nicht für ganz so viel Aufsehen gesorgt: Keiner der Zuschauer hatte damit gerechnet, dass wir uns plötzlich ausziehen. Wir aber hatten unseren Spaß. Mal sehen, ob auch noch andere Spieler dieses Fußballerritual in die Tenniswelt übertragen oder noch andere Traditionen plötzlich auf dem Court Einzug halten. Ob irgendwann ein Spieler einen typischen Klose-Salto nach einem gewonnenen Punkt präsentiert? Das wage ich doch zu bezweifeln! Das Wochenende war neben den täglichen Trainingseinheiten und jeweils einem kleinen Match gegen Fabrice Santoro und Tommy Robredo sonst eher ruhig: Physiotherapie, Essen gehen und im Hotelzimmer Boxen und „Sportstudio“ schauen. Zu einem gelungenen samstäglichen TV-Abend hätte eigentlich nur noch ein Bierchen gefehlt. Aber da sind wir wieder bei weniger angenehmen Seiten, wenn man als Sportler seine Brötchen verdient. Nun hoffe ich hier ein gutes Turnier spielen zu können und vielleicht schaffe ich es auch noch, ein wenig von der Stadt zu sehen. Mein Coach Jean-Luc, wie der Name schon verrät, könnte mir als Franzose auch mal als Fremdenführer zur Verfügung stehen. Denn mehr als Hotel, Tennisanlage oder den Flughafen sieht man in der Regel bei einem Turnier nicht. Es mag sich immer so verlockend anhören, welche Metropolen oder Länder man bereist. Aber die entsprechenden Sehenswürdigkeiten kennst du als Spieler doch meist auch nur aus den Werbebroschüren aus der Hotelhalle. Mein Auftaktmatch konnte ich am Dienstag in zwei Sätzen gegen Arnaud Clement gewinnen. Es war nicht ganz einfach, aber ich hatte in beiden Tiebreaks die Nase vorn und meine Schulter hat glücklicherweise ganz gut mitgemacht! Also drückt mir die Daumen für den weiteren Verlauf des Turniers, es grüßt aus Lyon: Benni

Benjamin Becker. Mit vielen Grüßen.

Text: benjamin-becker - Fotos: ap, privat

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