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Was blöde Leute gut finden: Wizard Rock

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Über Harry Potter sollte man nichts Schlechtes schreiben. Das würde ähnliche drastische Reaktionen hervorrufen wie der Satz: „Ich finde Kinder ekelhaft.“ Oder „Katzenbabys? Sollte man sofort ertränken!“. Der Posteingang würde überquellen mit Mails, deren Inhalt schwankt zwischen „Sie tun mir aufrichtig leid, wahrscheinlich haben Sie keine Gefühle“ und „Ich finde, den Schreiberling sollte man selbst ertränken“. Zum Glück kann ich über Harry Potter gar nichts schreiben. Ich habe nämlich nie ein Buch über ihn gelesen. Läse ich ihn, würde er mir wahrscheinlich gut gefallen. Und das will ich nicht. Alle Ratschläge von Freunden in die Richtung gehend „Ich habe es auch nicht geglaubt, aber es ist wirklich toll!“ bestärken mich deswegen nur in meiner Leseverweigerung. Ich will mein Leben von jeglicher Harry-Potter-Verehrung frei halten. Wizard Rock untermauert meine Ablehnung. Wizard Rock, oder kurz „Wrock“ ist Musik, die sich immer irgendwie um Harry Potter dreht. Die Bands heißen zum Beispiel „Harry and the Potters“, „Draco and the Malfoys“ oder „The Parselmouths“. Sie treten gerne auch in Bibliotheken, alten Schlössern oder Schulturnhallen auf. Die Texte drehen sich natürlich um den Zauberlehrling und sein Leben. Dazu schlüpfen Fans und Musiker in lustige Kostüme. Allein in den USA soll es über 400 Wrock-Bands geben. Dieses rasante Wachstum der Szene, so ein Wrock-Fan in einer TV-Dokumentation, ähnle der Anfangszeit der Punkrock-Bewegung. Soso. Was Wizard Rock so abstoßend macht, ist, die geschmacklose Vermengung von kulturellen Essenzen, die sich diametral gegenüberstehen. Harry Potter ist niedlich, Rockmusik ist aggressiv. Mischt man beides zusammen, schmeckt das, als würde Gummibärchen mit Currywurst verzehren. Es setzt ganz ähnlich wie Christen-Rock eine gewisse Perversion des Geschmackssinns voraus.

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