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Wenn in Berlin ein Auto brennt

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Das letzte Auto brannte am 1. August in der Kastanienallee. Es war ein VW Polo. Zwei Tage zuvor war es ein Daimler Benz in der Stephanstraße und am 27. Juli wieder ein VW in der Persiusstraße. Uwe Frers weiß es, auf seiner Website ist alles verzeichnet: Wann und wo in Berlin welches Auto brannte. „Auffallend ist doch, dass fast alle Autos in Kreuzberg und Friedrichshain brannten. Keine aber in reicheren Vierteln wie in Grunewald. Das wurde uns aber auch erst klar, als wir das auf der Karte einzeichneten.“

Auf der Seite brennende-autos.de gibt es außer einer Google Map nicht sonderlich viel zu sehen. Die Karte aber hat es in sich: Sie zeigt sämtliche Autos, die seit Anfang 2007 in Berlin abgefackelt wurden. Uwe Frers entwirft eigentlich Reise-Communities. Als er auf dem Weg zum Mittagessen plötzlich drei ausgebrannte Wracks sah, bat er seine Praktikantin darum, doch mal die Polizeiberichte nach abgefackelten Autos zu durchforsten. Aus der Idee ist eine kleine Obsession geworden: „Die Taten sind ganz klar politisch motiviert. Zum Beispiel hatten wir einen Peak im Juni 2007 – da war der G8-Gipfel. Das Verrückte ist aber, dass diese Leute die Autos nicht in Reichenvierteln, sondern in ihren eigenen Bezirken anzünden.“ Immerhin, die vermeintlichen Täter aus der linksradikalen Szene konzentrieren sich auf Nobelkarossen: Von den 204 Autos, die in den letzten zwei Jahren in Berlin abgefackelt wurden, waren 39 Mercedes, 25 VWs, 18 Opel und 15 BMW. Frers aber gibt zu bedenken, dass das nicht immer funktioniert. „Die Täter erwischen ja nicht immer nur das Zielobjekt. Auf den Fotos sieht man auch einen ausgebrannten Roller. Der 16-jährige Besitzer hat geheult.“

Frers weiß mittlerweile auch, wie man Autos am einfachsten anzündet: „Laut Polizeiangaben muss man nur einen Brandbeschleuniger auf den Vorderreifen legen – nicht unter, sondern auf den Reifen. Dann anzünden und bald brennt die Motorhaube.“ Er selbst distanziert sich ausdrücklich von jeder Form der Gewalt. Die Seite betreibe er „aus gesellschaftlicher Verantwortung“.

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