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Die Lieder der Woche

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Lied: "Australia" von The Shins Ausgesucht weil: Schaumkrone einer weiteren hervorragenden Platte von absolut mehrheitsfähiger Überflieger-Band. Ausgesucht aus: Wincing The Night Away (SubPop)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die wahnsinnigen Shins! Zu Erinnerung: das sind die, die bisher noch überhaupt kein Tor reingelassen haben und ausschließlich hervorragende Songs ablieferten. Das neue Album referiert wieder alles, was man über amerikanischen Indiepop wissen möchte und unterhält kolossal (Ausnahme ist das ungeschmeidige „Sea Legs“). Man könnte also fast jedes andere Lied auch aussuchen, aber „Australia“ ist eben besonders mustergültig geraten: Wonnige Pop-Akkorde streichen mit Sonne im Rücken und bestem Fountains of Wayne / Lemonheads-Singjubilieren. Nette Jungs machen nette Musik, das ist ja, glaube ich, genau das Erfolgsrezept von Indiepop und hier geht es so dermaßen brillant auf, dass man am liebsten noch mal 17 wär’ und fanatisch drauf. Lied:"Flathead" von The Fratellis Ausgesucht weil: Es das Lied ist, zu dem du demnächst rumhüpfen wirst, von einer insgesamt auch sonst sehr guten Lagerfeuer-Platte (vermutlich eh die beste, die diese Band machen wird). Ausgesucht aus: Costello Music (Island)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dieses Lied begleitet die iPod-Werbespots in den USA und dürfte (nicht nur) deswegen früher oder später in den Charts auftauchen. In dem Spot flippen animierte Menschen zum Refrain recht authentisch aus - in echt ist es auch ziemlich super: Explosiver, überschwänglicher Gitarrenglamslack, mit Kuhglockenspiel und kleinem Männerchor. Kein Wunder, dass die Fratellis aus dem Nichts auf Platz zwei der UK-Charts debütierten. Die Band kommt aus Schottland und hat eine kurze aber doch recht klassische Geschichte. Eine "Musiker sucht Musiker"-Annonce im Plattenladen führte sie zusammen und die gemeinsame Verachtung anderer zeitgenössischer Jungsbands ließ sie schnell ihre eigene Antwort auf die omnipräsente Frage „Wie fleddere ich einmal mehr die Rock&Popkultur der 60er und 70er?“ finden. Die Musik der Fratellis orientiert sich nicht so sehr am Powerbeat-Rock Londoner Bands, sondern passt besser mit folkig-verschrobenen Patienten wie den Kooks, den Super Furry Animals oder The Coral ins Wartezimmer, wenn auch bei den Fratellis ein gehöriger Spritzer Bombastrock mittoben darf. Das Ganze ist also abwechslungsreich wie ein Flohmarkt, da wird gepfiffen, gegrölt und hippiesk rumgestrolcht – immer auf hohem Songschreiberniveau und gelegentlich sogar ganz einzigartig. Aber erfahrungsgemäß setzen solche Vollbart-Hypes recht schnell Filz an – deswegen: schnell mitfreuen und dann wieder loskommen. Lied: "Leben heißt sterben lernen" von Rocko Schamoni&Little Machine Ausgesucht weil: Trauriges und klares Meisterstück des Hamburger Edel-Faktotums, von einer sonst recht uninspirierten neuen Platte. Ausgesucht aus: Rocko Schamoni & Little Machine (Trikont)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Rocko Schamoni, das alternative Rückgrat Hamburgs, hat musikalisch eine ähnliche Entwicklung vollzogen wie Blumfeld. Vom punkigen Agitpop hin zu schlauem Schlager und makelloser Popästhetik, in Schamonis Fall noch inklusive Abdeckung der Sparte: Disco-Chanson. Textlich schwankt Schamoni heute zwischen ironischer Anklage ("Ihr seid Jugendliche / Ihr seid fertig drauf") und poetischer Alltagsdenke wie im ausgesuchten Stück. Gut abgehangen ist das alles und auch sehr sorgfältig und opulent arrangiert – trotzdem funktioniert Schamoni auf Albumlänge diesmal nicht. Einzelne Lieder schimmern wunderbar (auch: „Zu dumm um frei zu sein“), das Gros aber reiht sich ein bisschen zu flach ein, dengelt halbelektronisch, müde und nichtssagend durchs Swingpop-Revier und manche Refrains klingen schon arg abgegriffen („Und alles macht weiter / Die Welt dreht sich weiter“ - vgl. Blumfeld, März…). Musik, für das späte Sonntagsfrühstück, die aber weder voll weckt noch ganz zart hält – das ausgesuchte Stück natürlich ausgenommen. Das ist der perfekte letzte Track fürs Mixtape. Lied: "Die Teile deines Lebens" von Virginia Jetzt! Ausgesucht weil: Es deutlich macht, was man von dieser Band doch noch erwarten kann. Ausgesucht aus: Land unter (Universal)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Trotz ungastlicher 6:42 Minuten nimmt einen dieses Lied exzellent gefangen. Es ist tief und dunkel und traurig und positioniert sich damit gut gegen die landläufige Annahme, Virginia Jetzt! hätten damals, mit dem flockigen Poesialbumpop ihrer allerersten EP, das Geilpulver schon verschossen. Im Gegenteil, die Band hat sich mit den letzten Alben höchstens ein bisschen in der Jugend verheddert. Mastermind und Oberkomponist Thomas Dörschel ist aber schon seit langem auf einer ernsthaften Pop-Gralssuche – und zwar sucht er den Pop-Gral für Erwachsene. Und er kommt immer näher: Ben Folds-kompatible Klaviermelodien geben auf diesem neuen Werk die Töne an, die Gitarren sind elegant an die Seite gerutscht. Der Gesang ist immer noch so VJ!-typisch: seltsam überpräsent, die Reimfolgen immer noch bisweilen anstrengend, genau wie auch wieder manch’ Befindlichkeits-Lyrik die Ohren schamrot unterm Kopfhörer vorleuchten lässt. Das alles ist aber harmlos gegen die Konzentration und die Freude, mit der VJ! hier auf die Bühne steigen. Lied: "Northern Whale" von The Good, The Bad And The Queen Ausgesucht weil: Das Stück ganz gut klar macht, warum diese Platte von den Feuilletons angebetet wird. Ausgesucht aus: The Good, The Bad And The Queen (Parlophone)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was für eine wegweisende Woche. Mit diesem Lied begrüßt uns eine weitere Platte des Jahres. Die Rahmensoße dazu stand ja schon überall: Damon Albarn von Blur führt hier das Szepter vor einem Haufen Musiker, die sich ihre Meriten bei The Verve, The Clash etc. verdienten. Was heraus kam, macht der Song „Norther Whale“ mustergültig deutlich: eine geniale Post-Blur-Müdigkeit, gezogene zuckersüße Kompositionen mit Albarns Valium-Gesang dazu. Das ist alles extrem entzückend, über der Platte liegt ein weicher Filter, der etwas macht, das manchmal an Radioheads "OKComputer" und überhaupt an die 90er erinnert. Gleichzeitig etabliert diese Supergroup eine ganz zeitgemäße Zerstreutheit, ein lazy Vermengen der Spuren und Effekte, Verfremden der Stimmen und Samples, wunderliche Lieder entstehen so, mit einem Faden aus purem Gold, der manchmal mehr schimmert, manchmal weniger, aber immer da ist. Nicht ganz klar ist, warum Damon Albarn dafür eine neue Band brauchte. Lied: "Emily Jean Stock" von Clap Your Hands Say Yeah Ausgesucht weil: Das Stück die ganze Seltsamkeit der lang erwarteten CYHSY-Platte verdeutlicht. Ausgesucht aus: Some Louder Thunder (Wichita)

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wie langsam hatte man sich 2005 in diese Band verliebt, langsam und sehr feste. Und wie sperrig sich das Nachfolgeralbum jetzt dagegen wehrt, auch nur ein bisschen lieb gehabt zu werden. Da wurden teilweise Effekte aufgenommen, bei denen die Boxen den Dienst verweigern (weil unter ihrer Würde), da werden die Intros zu absichtlichen Irrwegen und schöne Refrains mutwillig geschändet. Die Kunst dieser eigenwilligen Band aus Brooklyn besteht darin, trotz allen Durcheinanders eine Art goldenen Schnitt fürs Ohr zu bewerkstelligen. „Emily Jean Stock“ hört man viermal, zweimal mit richtigem Abscheu wegen der komischen Schnipsel einer Becken-Apokalypse, die ungemütlich eingestreut werden. Aber beim fünften Mal möchte man nicht mehr ohne das kopfige Jammern von Alec Ounsworth. Dieser nervige Typ mit seiner perfekten Traurigkeit schafft es irgendwie, noch einen Platz zu besetzen, an dem noch keiner saß. Trotzdem hat dieses Album so viele Über- und Umschläge, dass es nicht mehr diese Topverknalltheit von 2005 auslöst. Eher eine tiefe Freundschaft mit Todesahnung, brrrr.

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