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Diese Woche mit: Badly Drawn Boy, Robbie Williams, Louie Austen, Boy Kill Boy

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Robbie Williams – Rudebox (EMI) Dieses Album ist natürlich schon ein interessanter Fall. Eine interessante Todesursache, gewissermaßen. Fest steht schon seit dem letztem Album, dass Robbie Williams nicht mehr Robbie Williams, der Entertainer, sein möchte, sondern Robbie Williams, der schlaue Musiker. Dieser nicht unendlich einfallsreiche Wunsch scheint sich im letzten Jahr seit „Intensive Care“ noch zugespitzt zu haben, die Depressionen und Spannungen nahmen zu, gleichzeitig nahm die Qualität seiner bisher doch sehr respektablen Darbietungen auf der Bühne eher ab. Der Entertainer ist müde, ausgebrannt. "Rudebox" nun wirkt deswegen eher wie ein Medikament, dass dem Sänger selber wieder Lebenswillen einhauchen soll, das für Kohorten von Fans allerdings die endgültige Abkehr von RW einläuten dürfte. Was ist drauf: 80er-Hiphop, 80er-Pathetique, etwas R’n’B und elektronische Versatzstücke. Ein ziemliches Durcheinander und eben: kaum wieder zu erkennen, der Robbie. Für die handwerklich solide Qualität nahezu aller Stücke sorgte natürlich eine erlesene Mannschaft von Produzenten und Songschreibern, allerdings lässt sich durch dieses vielfältige Personal auch ein unsteter Konglomerat-Charakter des Werks nicht vermeiden. Früher mit Guy Chambers wäre das nicht passiert. Aber diese Zeit will Williams ja nun beerdigen und um seines Friedens willen sollte man ihm das auch gönnen. Gleichzeitig sollte er erkennen, dass er den westfälischen Frieden zwischen Radio und Feuilleton, wie ihn Justin Timberlake vollbringt, nicht mehr schaffen wird. Auch nicht mit "Rudebox", so interessant gewisse Stellen (zum Beispiel das wunderlich-tiefe „Burslem Normals“) sind.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

BoyKillBoy – Civilian (Vertigo) Wenn mich nicht alles täuscht, ebbt der Vorstoß der NewBritrock Hype-Truppen langsam etwas ab. Schuld sind nicht German Panzer, sondern wohl die Natur der Sache – diese ganzen Adrenalin-Hits haben nun mal eine kurze Halbwertszeit und sind so richtig für die Ewigkeit auch nicht erdacht. Das sollte man nun BoyKillBoy aus Ostlondon sagen, die unverdrossen reindreschen wie die Maximo/Killers selig oder die Rakes. Einfache Stakkato-Gitarren, ein mittelextatischer Clubhit („Suzie“) und ansonsten ziemlich wenig Einfälle bzw. recht durchsichtiger Einsatz von Mosaiksteinchen anderer Indiekracher kennzeichnen dieses Debütalbum. Es wird trotzdem seine abhottenden Fans finden bzw. findet sie bereits, wie diverse Platzierungen in den britischen Charts beweisen – manche können eben nie genug haben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Badly Drawn Boy – Born in The UK (EMI) Der Badly ist der Beste, so klang es vor vier Jahren landauf landab. Seine bierbäuchig vorgetragenen Pianoschmuckstücke, das perlende Popverständis auf seinen ersten Platten, das grenzte schon nahe an Perfektion. Wie sonst vielleicht nur Ben Folds konnte er komplexe Songs mit ein paar Tastentönen ganz leicht verpacken. Nun kehrte etwas Ruhe ein um Damon Gough und wie man hört, soll bis zu einem gewissen Grad Nicht-Inspiration schuld daran sein. Kann man das glauben? Ja. Denn diesem neuen Studioalbum hier fehlt fast nichts, nur ein bisschen das Schmiermittel der Leichtigkeit, der wundervollen Verblüffung, die es sonst bei BDB reichlich obendrauf gab. Gough komponiert wieder überaus herzergreifend und zärtlich und Stücke wie „Nothings Gonna Change Your Mind“ schmelzen sich vortrefflich durch den Eisblock der Alltagstraurigkeit. Er klimpert langsam und weich, weist Bläser und Philharmoniker an, ihm darin zu folgen. Insgesamt exportiert Gough vor allem Schwermut und Nachdenkliches. Ohne Ausnahme sind das schöne Lieder und keinesfalls ein untypisches Badly-Album. Nur eben: es perlt nicht so recht.


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Louie Austen – Iguana (kleinrecords) Dass man trotz vieler unterschiedlicher Produzenten und Bastler ein homogenes Album hinschustern kann, beweist der alte Disco-Typ Louie Austen. Allerdings geht mir das zwanghafte in den Vordergrund gestellte Crooner-Wesen dieses Mannes ein wenig auf die Nerven. Wenn er es denn ist: charmant, stilvoll, alt und cool - meinetwegen, aber zum einzigen Stilmerkmal sollte es dann doch nicht werden. Es geht ja bei Platten auch oft um Musik. Die hier zu hörende ist, loungebedingt, natürlich eher langweilig und ähnlich. Chillbeats, Drum’n’Swing und so, drüber das gut dunkle, charismatische geradeaus Singsprechen von Louie Austen, aber auch richtiges Singen und Sinatra-haftes Schwingen hat er diesmal drauf. Seine Konzerte sind ja angeblich Busreisen zu den Quellen des guten Geschmacks, sollte man also mal versuchen. Ansonsten würde ich diese Platte nur Besitzern von interessanten Cafes oder sonnigen Privatlounges schenken. Zum Arbeiten funktioniert das auch gut, wenn man sich aber wirklich hinsetzte und von vorne bis hinten zuhört, könnte vielleicht was falsch laufen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Duke Special - Songs From The Deep Forest (V2) Ich habe eine gewisse Schwäche für Dandypop von britischen Männern: Weller, Ashcroft, Jarvis Cocker, Divine Comedy – steh' ich voll drauf, da zisch ich ab dafür, da krieg ich Geilblut in die Ohren! Deswegen bin ich vom Duke Special hier auch schnell überzeugt: Aristokratisches im Namen und auch in der Musik, Pop-Edelmut und Glockenspiel-Luxus, der Duke selber hockt am Klavier und teilt die Pralinen aus – ich mag das wirklich. Schon wieder einer, der ein bisschen klingt wie Ben Folds, aber dann auch wieder leichtfüßig ist, als wäre er ein Schwede oder gleich einer, der aus dem Belle&Sebastian-Feriencamp ausgebrochen ist. Peter Wilson heißt der Duke wirklich und kommt, pardon my French, in echt aus Irland. Nix UK! Gibt’s denn in Irland auch Adelige und mit Samt ausgeschlagene Salons, wo man sich solch glänzenden Kammerpop ausdenkt? Egal, das hier ist mein absoluter Oktober-Favorit, Portwein her und Ohrenbackensessel und dann: Dandy-hmpf-hmpf-Dandy-hmpf hmpf! Außerdem erscheinen diese Woche: Whirlwind Heat – Types Of Wood (Brille) The Jai Alai Savant – Scarlett Johansson Why Don’t You Love Me (City Slang) Brian Setzer – 13 (Surfdog Records) Hansonis – Walk (Day-Glo) Thunderball – Cinescope (ESL) James Yorkston – The Year of The Leopard (Domino) Meat Loaf – Bat Out Of Hell 3 (Mercury Records) Loretta –Science Fiction (naiv) The Ian Fays – The Damon Lessons (Homesleep Music) Barbara Carlotti – Ley Lys Brises (4AD)

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