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Pet Shop Boys und Sportfreunde Stiller dominieren ihre Liga, der Rest kümmert sich um Gainsbourg

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Pet Shop Boys - Fundamental (Parlophone) Das wahnsinnig Tolle an den Pet Shop Boys, neben allem anderen, ist dieses unfassbare präzise Verständnis von Moderne. Obwohl ihre Musik seit den Achtzigern in den Grundzügen immer dieselbe Euro-Disco und Synthie-Midtempo-Geschichte ist, hält man mit jeder Platte ein absolut zeitgenössisches, ja visionäres, Stück Musik in der Hand. Die Pet Shop Boys haben die Zeit überwunden, die Vergänglichkeit abgestreift und produzieren derart enthoben, Lieder für das ewige Pop-Elysium. „Fundamental“ wird nun seinem Titel so sehr gerecht, dass man Fundamentalist werden möchte. Es ist von elementarer Schönheit. Vereint wieder maßgeblich Schwung und Glamour, ohne dabei das musikalische Gesamtbild gering zu schätzen oder die Texte verflachen zu lassen. Tennant und Lowe beschwören mit ihren Synthiebeats die Tanzbarkeit, als würde Disco demnächst verpflichtend zur Weltreligion erhoben werden. Das Zärtliche (etwa bei „Numb“) vereint sich auf der Platte mit dem Ungestümen („Minimal“) in unerreichter Harmonie. Ein Meisterwerk.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Sportfreunde Stiller – You Have To Win Zweikampf (Blickpunkt Pop) Über die Verbindung der Band Sportfreunde Stiller zum Sport, insbesondere zum Fußball, wollte man eigentlich nie mehr etwas lesen, geschweige denn schreiben. Seit die drei Buben ihren Germeringer Geheimtipp-Zeiten entwachsen sind, mussten sie quasi ununterbrochen in Interviews die Geschichte von ihrem Fußballtrainer, ihren Fußballvorlieben und ihrem Sportstudentendasein erzählen. So oft, dass ihnen diese Masche wohl selbst auf die Nerven ging und sie auch in den letzte Alben die Sportthematik schön einschränkten. Jetzt freilich, Rückfall: Ein ganzes monothematisches WM-Album! Alles geht wieder von vorne los, aber gut – die Idee eines WM-Album klingt von den Sportfreunden immer noch stimmiger als von Virgina Jetzt! . Spontan und beherzt soll es aufgenommen worden sein, was nicht so bedeutsam ist, denn auch sonst wird die Musik der Sportfreunde nicht unbedingt auf belgischem Büttenpapier jahrelang im Turmzimmer niedergeschrieben. Freches Zitate-Shouting („Budenzauber“, “Shalalala” „Pogo in Togo“, etc), typisches, a-poetisches Peter S. Brugger-Sprachgelümmel über solidem Gitarrenindienoisepop. Spielerische Facetten gibt es auch, zumindest in dem Maß in dem wir sie von unserer aktuellen Nationalmannschaft gewöhnt sind. „Wenn es auf dem Platz schlecht lief, haben wir von unserer Routine gezehrt!“ dieser mir persönlich bekannte Fußballerausspruch passt auch dazu - die Routine der Sportfreunde beruht darin, ein immer nettes, irgendwie mithüpfendes Stück Musik erzeugen zu können und ohne viel Nachzudenken damit fröhlich auf die Bühne zu brettern. Das funktioniert wunderbar, auch hier und es stimmt nicht nur auf die WM, sondern vorzüglich auf einen sorglosen Sommer ein. Den Soundtrack zum Bierkapseln aufploppen am Flussufer hat diese Band ja auf Lebenszeiten gepachtet. Dass man irgendwann noch mal richtig überrascht wird von den Sportfreunden, die Hoffnung ist mit diesem Album natürlich auch wieder weiter in die Ferne gerückt. Aber eigentlich auch egal, was zählt ist vielleicht auf dem Platz, oder so.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

V.A. – Monsieur Gainsbourg revisited (Universal) Bei einer Fußball-Weltmeisterschaft kommen verschiedene Top-Mannschaften zusammen um gemeinsam etwas zu spielen - genau wie bei diesem schönen Sampler zum Andenken an jedermanns Lieblingschansonnier Serge Gainsbourg. Hier treffen sich Starequipes wie Franz Ferdinand, Placebo und Portishead, sowie ruhmvolle Einzelspieler wie Michael Stipe oder Jarvis Cocker um Gainsbourg zu interpretieren. Oft sind solche Tribute-Projekte die Mühe nicht wert, die sie dem Kompilierer und auch dem Hörer machen, dieses hier schon. Ob das nun an der Erstklassigkeit der Interpreten oder des Ausgangsmaterials liegt, ist nicht ganz klar. Jedenfalls schaffen es sogar Gonzales und die Rakes, mit der Erotik von Gainsbourg, diesem unpeinlichen Schmelz, zu jonglieren und dabei nicht wie Clowns in zu großen Klamotten auszusehen. Das Ganze ist ein treffliches Ding zum Verschenken, vielseitig und lustig, manchmal wirklich hitverdächtig (natürlich Cat Powers Version von „Je t’aime moi non plus“), man kann aber stattdessen auch einfach wieder die alten Gainsbourg-Sachen aus dem Schrank holen. Mehr dazu hier. Hiphop und Artverwandtes mit hannes-kerber Ischen Impossible – The Mischen (DHF Records) Die Musik von der “HipHop Girl Group” (so der Pressetext) Ischen Impossible ist deutlich besser als der Name vermuten lässt: drei Frauen machen viersprachigen Rap mit deutlich hörbarem Einfluß aus dem Reggae-, Dub-, Dancehall- und Soulbereich. Die bekannteste der drei ist der weibliche Teil der nicht mehr existenten Skills en Masse, Meli. Bock auf’n Beat – Neuer Spielplan Mixtape (BAB Music) Ein schönes und abwechslungsreiches Mixtape – von Afrob, D-Flame über Sido bis zu Janell und Nico Suave ist für jeden etwas dabei. Etwas schade ist, dass auch einige alte Tracks drauf sind, die man schon – wie etwa Suaves „Superboosted“ von Alben kennt. Zum Ausgleich sind aber die beiden BAB-Produzenten-Wunder Fast H und Rik Marvel dieses Mal auch mit eigenen Raps vertreten. Jamaram – Ooku Chaka! (Soulfire Records) Jamaram-Sound ist ein schöner und tanzbarer Reggae-Samba-Ska-Soul-Mix irgendwo zwischen Patrice und Manu Chao. Die Münchner Band zeichnet sich aber in erster Linie durch den erstklassigen Gitarissten Samuel Hopf und den Sänger Tom Lugo aus. Nach über 200 Konzerten, welche die junge Band in den letzten Jahren absolviert hat, war es jetzt endlich Zeit für die zweite Platte. Mein Anspieltipp ist der spanisch-, englisch- und arabischsprachige Song „Ai que Nombre“. Clueso – Weit Weg (Four Music) Clueso ist – in etwa - der deutsche Jack Johnson. Vielleicht ist er der einzige Songwriter des deutschen HipHop – obwohl man, um Clueso-Musik als HipHop zu bezeichnen, die Grenzen sehr weit setzten muss: eine Band, kein Rap (aber auch kein Gesang im eigentlichen Sinne), sowie Reggae- und Souleinfluß. Irgendwie hört sich „Weit Weg“ auch an wie das letzte Max Herre-Album – das geht so weit, dass man die beiden in dem gemeinsamen Song „Da wohnt so’n Typ“ kaum unterscheiden kann. Nur, dass Clueso besser ist. Außerdem erscheinen: Aroma - A Hole Called Rock'n'Roll (Silversonic Records) Mocky - Navy Brown Blues (SonyBMG) Riots Not Diets - Orange Mocca Frappuccino (Renkontre) Tigerbombs - Crazy Kids Never Learn (paul!)

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