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Tanz den Prada-Meinhof und begib dich in höhere Sphären

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mymorningjacket.com My Morning Jacket - Z (SonyBMG) Wenn man sich die fünf Herren von My Morning Jacket so anschaut, mit ihren Bärten, den zauseligen Pferdeschwänzen und leichten Bauchansätzen, dann wundert man sich schon ein bisschen darüber, dass sich My Morning Jacket nicht für die Hardcore- oder Metal-Abfahrt entschieden haben, sondern so bezaubernde Musik machen, wie einem von „Z“ entgegentönt. Obwohl „Z“ bereits das vierte Album der Band aus Kentucky ist und sie noch nie nach Metal oder Hardcore klangen (obwohl schon immer mal wieder ein Schweinerock-Gitarrensolo in ihren Americana-Soul-Songs auftauchte), habe ich sie immer noch in der falschen Hirnfalte abgespeichert. Aber das wird sich jetzt endgültig ändern! Ab sofort verknüpfe ich den Backenbart von Sänger Jim James mit seiner knabenhaften Falsettstimme und die Musikvon MMJ mit psychedelischer Transzendenz. Was auch immer das genau sein soll, aber das ist mir als erstes eingefallen, als ich „Z“ gehört habe. Country, Folk, Rock, Streicher, Orgel, Chöre und James Stimme ergeben hier nicht nur eine waghalsige musikalische Mischung, sondern nehmen in Verbindung mit James Stimme manchmal geradezu sakrale Ausmaße an und lassen einen in andere Sphären entschweben wie „Gideon“, dem tollen „Into The Woods“ oder bei „Off The Record“, das man sich hier anhören kann. Der amerikanische Rolling Stone bezeichnete MMJ schon als die amerikanischen Radiohead und das trifft es ziemlich gut.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

dominorecordco.com Tortoise & Bonnie "Prince" Billie - The Brave and the Bold (Domino) Ein seltsames Gespann ist das: Tortoise, das Chicagoer Postrock-Neokraut-Krach-Flagschiff, und der traurige Lo-Fi-Singer-Songwriter Bonnie "Prince" Billy. Dass die mal zusammenkommen würden? Erstaunlich. Mit „The Brave And The Bold“ haben sie nun aber ein gemeinsames Coveralbum eingespielt, auf denen sie Stücke wie „Daniel“ von Elton John, „Thunder Road“ von Bruce Springsteen oder „Cravo é Canela“ vom brasilianischen Grammy-Gewinner Milton Nascimento aber auch einige noch unbekanntere Stücke neu einspielen. Dass dabei etwas sehr Eigenes herauskommen würde, garantiert schon die Herkunft und die Kombination aller Beteiligten. Überwiegend bestimmt Will Oldham die Richtung, weshalb sich das Werk, von einigen Krachattacken abgesehen, ganz schön schepprig und löchrig anhört. Vor allem der „Daniel“ von Hochglanzstar Elton John hört sich ganz schön gerupft an: verzerrt, übersteuert und irgendwie so, als würde das Stück zu langsam abgespielt. Bei einigen Stücken fragt man sich schon, ob da gerade der CD-Spieler zickt oder ob das wirklich gewollt ist. Selbst mir als altem Lo-Fi- und Will Oldham-Fan geht das manchmal etwas zu weit. Dazwischen finden sich natürlich auch große Momente und Melodien wie zum Beispiel das herzerweichende „Pancho“.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

matadorrecords.com Cat Power - The Greatest (Matador) Ach, wenn Musik doch immer so schön wäre wie die von Chan Marshall, genannt Cat Power. „The Greatest“ heißt ihre neue Platte und der Titel übertreibt kein bisschen, denn diese Platte ist ein Meisterwerk. Entspannt, fast nahbar wirkt die sonst so schüchterne Cat Power auf dieser Platte. Auf früheren Alben hatte man bei ihren Songs immer den Eindruck, dass sie gegen ein übergroßes Unbehagen ankämpfen muss. Ernsthaftigkeit zeichneten ihre minimalistischen Lieder aus, die zuweilen auch ganz schön spröde und abwehrend klingen konnten – zum Beispiel auf „The Covers Record“, wo sie die Songs der ganz Großen wie Lou Reed oder Bob Dylan regelrecht auseinander nimmt. Nun ist Cat Power in ihre Heimat zurückgekehrt. „The Greatest“ wurde in Memphis aufgenommen und versprüht jede Menge Soul und Südstaaten-Lässigkeit. Statt Dekonstruktion Orchester, Chor, einfache Melodien mit üppigen Arrangements und eine Stimme mit so viel Blues, dass es einem einen Schauer über den Rücken jagt. Einfach nur „The Greatest“ eben. Hier könnt ihr euch selbst überzeugen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

theolivertwist.de Eine Oliver Twist Kooperation – Tausend kleine Tänze (Rewika) „Wir sind die Hochkultur der Trashkultur und sehen gut aus im Discolicht“, „Völker hört die Signale/die Zeichen stehen auf Sturm!“, „Music Cannot Revolutionize Anything, Only The People Can Revolutionize“, „Tanz den Prada-Meinhof“, „Macht es euch bequem und erlebt in gepolsterten Wohnzimmerwelten das tägliche Trauerspiel“ - solche Slogans zu wildem, nervös zappelnden Gitarren-Elektro-Post-Punk-Jazz-Irgendwas-Geschrubbel und –Georgel, das ist der Songzyklus „Tausend Kleine Tänze“. Kampflieder der Arbeiterbewegung treffen auf die Yeah-Geschreie der Popkultur. Die Oliver Twist Kooperation, die in den letzten Jahren immer wieder in einem Atemzug mit New Yorker Bands wie Radio 4, den Liars und The Faint genannt wurde, schreit ihre Wut und gleichzeitig ihre Ratlosigkeit hinaus, wie hier nachzuverfolgen ist. Eine Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft und unseres Lebens, in dem Frühlingsgefühle genauso eine Rolle spielen wie die Agenda 2010 und Sicherheitschecks. „Zappaesker Polit-Core von Typen, die es drauf haben“, schrieb das Musikmagazin Intro dazu. Die Goldenen Zitronen fallen einem ein, Mediengruppe Telekommander und natürlich Von Spar, mit denen sich die Oliver Twist Kooperation den Sänger teilt. „Authentizitätsrock à la Tomte" interessiert Sänger Thomas Mahmoud nicht, genauso wenig wie das Prinzip Rockband. Auch Deutschland hat jetzt also endlich sein Kollektiv. Das nervt zwar manchmal etwas, aber das nehmen wir gerne in Kauf. Außerdem erscheinen diese Woche: Ursula Rucker – Ma’at Mama (K7 Records) Popmusik essen Lyrik auf. Ursula Rucker wäre wohl eine ganz gute Dichterin. Leider spricht sie ihre literarischen Ergüsse – mit viel Schall, Verzerrer und Eso-Klimbim – auf manchmal gar nicht schlechten Sound. Beides zusammen funktioniert nicht. Zumindest nicht bei mir. (hannes-kerber) Jonesmann – SJ (Bozz Music/BMG) Der Sänger und Rapper Jonesmann hat eigentlich gerade eines nicht nötig: Er muss sich nicht beweisen. Obwohl „SJ“ sein Debütalbum ist, hat er sich seit gut zehn Jahren in der Hiphop-Szene profiliert. Aber „SJ“ schreit geradezu: „Gucktmalalleherwietollichbinundwasichalleskann!“ Battle-Tracks stehen neben tiefgründigen Liedern, die wiederum neben Party-RnB-Songs. Dazu kommt, dass die Beats zum Verwechseln ähnlich mit Azads „Bozz“-Album sind. Trotzdem ein gutes – kein hervorragendes - Album. Wirklich großartig ist nur das Lied „Soldat James Rhyme“. (hannes-kerber) Magnet - The Tourniquet (Warner) Frameless - Closing Circle (Comet) Cypress Hill - Greatest Hits From The Bong (SonyBMG) The Black Madonnas - I Have Stolen The Moon (Truck / Cargo) De/Vision - Subkutasn (SobyBMG) Dre Dog - The New Jim Jones (ZYX) Coldcut - Sound Mirrors (Ninja Tune) Royal Rooster - Rescued By Rock'n'Roll (edel) Isobell Campbell & Mark Lanegan - Ballad Of The Broken Seas (V2) Christian Kjellvander - Faya (V2) Witt - Bayreuth 3 (edel) Roman - So Ghost? (Karaoke Kalk / Indigo) My Life With The Thrill Kill Cult - Gay Black & Married (Rykodisc)

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