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Im September 2000 verabschiedeten hochrangige Vertreter aus 189 Ländern im Rahmen des bis dahin größten Gipfeltreffens der Vereinten Nationen die so genannte "Millenniumserklärung". Die internationale Gemeinschaft nahm sich vor, bis zum Jahr 2015 insgesamt acht Ziele zu erreichen, unter anderem den Anteil der Weltbevölkerung, der unter extremer Armut und Hunger leidet, zu halbieren und eine weltweite Entwicklungspartnerschaft aufzubauen. Ein gelinde gesagt ziemlich ambitioniertes Unterfangen, denn die "extreme" Armut betrifft zurzeit rund eine Milliarde Menschen. Mit 0815-Entwicklungshilfe wird es also nicht getan sein. Eine Möglichkeit, etwas gegen die lähmenden Konsequenzen extremer Armut zu tun, sind Mikrofinanzierungen, also die Vergabe von Klein(st)krediten an Menschen, die von konventionellen Banken nicht bedient werden. Dass dies so ist, kann viele Gründe haben: Nicht nur wer arm ist und über keinerlei Sicherheiten verfügt, gilt schnell als "kreditunwürdig", manchmal ist die benötigte Summe auch schlicht zu niedrig, als dass sich eine Bank überhaupt die Mühe machen würde, einen Antrag zu prüfen. Genau hier greift das Konzept der Mikrofinanzen, die insbesondere in Entwicklungsländern eine gute, da seriöse Alternative zu den privaten Geldverleihern darstellen, die in bester Kredithai-Tradition die Tatsache ausnutzen, dass sie meist die einzige Geldquelle für ihre nicht "kreditwürdige" Klientel sind.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[i]Foto: colourbox.com[/i] Fakt ist: Mikrokredite sind kein Allheilmittel ohne Risiken und Nebenwirkungen, aber sie sind zumindest eine Alternative zu groß angelegten, sperrigen Entwicklungshilfeprojekten, bei denen man sich bisweilen fragt, ob von den Spenden überhaupt noch etwas bei denjenigen ankommt, für die sie eigentlich gedacht waren, oder ob der Großteil der zur Verfügung gestellten Mittel nicht vielleicht doch in Eigenwerbung oder Bürokratie versickert. Mittlerweile existieren unzählige Mikrofinanzinstitutionen, die, auch wenn sie selber nicht immer ohne Subventionen oder Spenden auskommen, immer noch weniger kostenintensiv sind, als alle nur erdenklichen anderen Mittel zur Armutsbekämpfung. Der in der Öffentlichkeit wohl bekannteste Mikrofinanzierer ist die Grameen-Bank in Bangladesch. 1976 gegründet hat sie bislang um die zwei Millionen Frauen als Kundinnen gewinnen können. Ein weiteres interessantes Beispiel ist Kiva: Auf www.kiva.org , der Website der gemeinnützigen Organisation aus San Francisco, kann man Geld an Unternehmer und Unternehmerinnen (und solche, die es werden wollen) verleihen. Das Besondere daran: man überweist nicht einfach Summe XY und hofft das Beste, nein! Auf Kiva.org kann man in Profilen und Projektbeschreibungen stöbern, etwas über die Menschen und ihre Lebensumstände erfahren und sich dann gezielt entscheiden, wem man Geld leihen möchte – die Betonung liegt auf leihen, es geht hier nicht zwangsläufig um spenden! Da ist zum Beispiel Wilma Chagua Carranza aus Peru: Die Bäuerin – Nachbarn und Freunde sagen, sie sei die Beste schlechthin – und fünffache Mutter benötigt einen Kredit über $ 100,-. Nochmal in Worten, damit niemand denkt, wir hätten hier eventuell eine Null vergessen: Einhundert Dollar! Mit diesem Betrag, den unsereiner aus einer Laune heraus eben mal bei H&M oder dergleichen für dreieinhalb Schrottklamotten lässt, kann und will Wilma ihre nächste Aussaat finanzieren! 75 Prozent des benötigten Kredits sind bereits finanziert – fehlen also noch $ 25,-, was zufälligerweise dem Mindestbetrag bei Kiva entspricht. Oder Sarorn Phat aus Kambodscha, die $ 300,- benötigt, um Rohseide für ihre Weberei zu kaufen und Fazalraman Abdulraman aus Kabul, der sein kleines Lebensmittelgeschäft vergrößern möchte. Dafür braucht er rund Tausend Dollar.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

[i]Foto: kiva.org[/i] Kiva arbeitet mit diversen Mikrofinanzinstituten zusammen und leitet das geliehene Geld ohne Abzüge weiter. Als "Geldgeber" kann man sich auf Kiva.org außerdem über den weiteren Projektverlauf sowie die Rückzahlung des Mikrokredits informieren und hat am Ende des Tages die Wahl: Entweder, man investiert sein Geld erneut, lässt sich den Betrag auszahlen oder spendet ihn an Kiva. Und darauf, dass man sein Investment wiedersieht, kann man sich im Gegensatz zu sonstigen, angeblich "gewinnbringenden" Geldanlagen in der Tat verlassen: Laut Kiva beträgt die durchschnittliche Tilgungsrate der Kreditnehmer ca. 99,7 Prozent. Dass Armut nicht mit mangelnder Kreditwürdigkeit gleichzusetzen ist, sehen wir demnach als erwiesen an. [i]Starte Dein eigenes Investment! Mit $ 25,- bist Du bei Kiva dabei und kannst Personen und deren Projekte gezielt unterstützen![/i] Mehr Informationen zu Mikrofinanzen findet Ihr bei RESET.

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