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Windenergie für Madagaskar

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Madagaskar sei ein reiches Land mit einer armen Bevölkerung in einer bedrohten Umwelt, so der erste Satz, den ich auf der Website von Mad'Eole lese. Laut Mad'Eole, einem Projekt, das zurzeit den ersten Windpark auf Madagaskar errichtet, sind die ökologischen Bedrohungen außerordentlich eng mit der wirtschaftlichen Zukunft des Landes verknüpft. Die vermutlich dramatischste ökologische Bedrohung auf der viertgrößten Insel der Welt ist die Abholzung des Tropen- waldbestandes. Ursprünglich vermutlich vollständig bewaldet sind von den Tropenwäldern Madagaskars heute nur noch Fragmente erhalten – die Zahlen variieren zwischen vier und 15 Prozent (wobei auch letztere erschreckend niedrig ist!). Heute liegen die größten noch zusammenhängenden Gebiete auf der Masoala-Halbinsel, einem Nationalpark im Nordosten des Landes.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Dabei werden die einzigartigen Tropenwälder heute kaum noch für den Export von Edelhölzern abgeholzt. Der größte (vermeidbare) Schaden entsteht durch die Produktion von Holzkohle; der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass in einem Land mit Agrartradition natürlich auch Brandrodung sowie der Bedarf an Bauholz zur Abholzung beitragen. Kommen wir aber auf das erstaunliche Thema "Holzkohle" zurück: Wie kann es sein, dass die rund 15 Millionen Madagassen, so viel Holzkohle verfeuern, dass dieser Umstand eine ernsthafte Bedrohung des Waldbestandes darstellt? Nicht nur in den ländlichen Gebieten, in denen rund 80 Prozent der Bevölkerung lebt, sondern insbesondere in den Städten ist der Holzkohleverbrauch einfach enorm! Die Antwort ist erschreckend einfach: Strom ist in Madagaskar ein veritables Luxusprodukt und so teuer, dass selbst dort, wo Elektrizität zur Verfügung steht, aus Kostengründen auf die wesentlich billigere Holzkohle zurückgegriffen wird. Nicht weiter verwunderlich angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Bevölkerung an der Armutsgrenze oder darunter lebt. Allerdings gibt es gerade aus der madagassischen Politik Signale, die optimistisch stimmen: Elektrifizierung wird hier explizit als positiver Entwicklungsfaktor gewertet. Auch wenn der Produktion und Distribution von Elektrizität insbesondere in den ländlichen Regionen noch enge Grenzen gesetzt sind und die außerordentlich hohen Strompreise die Elektrifizierungweiter erschweren, hat die Regierung erkannt, dass eine konsequente Förderung des Elektrizitätskonsums nicht nur ein probates Mittel gegen die Holzkohleproduktion ist, sondern indirekt auch der Armutsbekämpfung dient, indem sie dazu beiträgt, die Tropenwälder zu erhalten. Zwar ist die wirtschaftliche Struktur Madagaskars nach wie vor von der Kolonialzeit geprägt: die ehemals dominierende Landwirtschaft liegt heute aber mit einem Anteil von 35 Prozent am Bruttoinlandsprodukt nur noch auf Platz zwei nach den Dienstleistungen, beispielsweise dem Tourismus. Während die traditionellen, Exportprodukte (Kaffee, Pfeffer, Vanille oder Gewürznelken) unter permanentem internationalem Preisdruck stehen, birgt gerade der Öko-Tourismus das Potenzial in sich, zu einer stabilen Einnahmequelle zu avancieren. Auch wenn es eigentlich unnötig ist, diese Tatsache zu betonen, aber: Voraussetzung für einen funktionierenden Öko-Tourismus ist selbstverständlich vor allem der Erhalt der madagassischen Tropenwälder und ihrer einzigartigen endemischen Vielfalt!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

An genau diesem Punkt setzt Mad'Eole ein: Das Projekt engagiert sich nicht nur für eine nachhaltige Elektrifizierung der Insel und nimmt so nicht nur den Druck von den noch bestehenden Waldgebieten, sondern nutzt dafür auch die klimatischen Besonderheiten Madagaskars. Auf der Insel, die im tropischen Klima des Südäquatorialstromes liegt, geht es auch abgesehen von den tropischen Wirbelstürmen, den Zyklonen, recht windig zu. So weist der Windatlas für Madagaskar und seine 5000 Kilometer lange Küstenlinie außerordentlich positive Winddaten aus. Selbst in der eigentlich "windstillen" Regenzeit von Januar bis März werden immer noch sehr gute Erträge erzielt. Auf Madagaskar einen Windpark zu errichten und auf diese Weise dazu beizutragen, die eigenständige Versorgung der Bevölkerung mit Windenergie ermöglichen, scheint vor diesem Hintergrund mehr als plausibel. Dieser erste Windpark Madagaskars wird zurzeit von Mad'Eole geplant und errichtet. Künftig soll der Norden der Insel umweltfreundlich mit Windenergie versorgt werden, während gleichzeitig eine nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung gefördert wird. Die Windenergie als solche ist nämlich nur ein Teil der Lösung, denn Mad'Eole setzt auf eine Doppelstrategie: nicht nur die Städte, sondern auch die ländlichen Regionen sollen sukzessive mit kleineren Windenergie-Anlagen ausgestattet werden. Auf diese Weise wollen die Initiatoren einen Prozess initiieren, in den sich die jeweilige Dorfbevölkerung stark einbringt. Etwa 10 Prozent der Kosten sollen durch die Bevölkerungen in Form von Baumaterialien und Arbeitskraft beigesteuert werden. Mittelfristig generieren die Windenergie-Anlagen nicht nur kostengünstigen Strom (und damit eine wirkliche Alternative zur Holzkohle) sondern auch Arbeitsplätze, die dauerhaft aus der Stromerzeugung finanziert werden können. [i]Spenden auf RESET für „Windmühlen für Dorfelektrifizierung“, Elektoringenieure und Elktor-Monteure (französischsprachig) gesucht, Stromzähler, Stromsparlampen, 4x4 Fahrzeuge dringend benötitg.[/i] Auf RESET findest du mehr Informationen zum Projekt Mad´Eole, zu Erneuerbaren Energien, zum bedrohten Regenwald und zu Madagaskar.

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