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Auf den Sack gehn

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Im Übergangsgebiet zwischen Berliner Zentrum und Peripherie leitet Peggy Maelicke das Frauen-Boxtraining des SV Stahl Schöneweide. In Paaren üben ihre Schülerinnen einmal die Woche kompliziert aussehende Boxkombinationen in einer in die Jahre gekommenen Sporthalle. Turnschuhe quietschen, und Sandsäcke ächzen dumpf. Im Hintergrund hängen überlebensgroße Poster von Muhammad Ali und dessen Tochter Laila.

Ein etwas verlebter Ort vielleicht, aber einer, an dem man Ambitionen spürt, an dem mit Disziplin und Konzentration gearbeitet wird. Für Peggy Maelicke sind die Mädchen und jungen Frauen „wie eine Familie“, die sie beim Erwachsenwerden begleitet. Viele kommen schon mit acht Jahren zum Training und bleiben oftmals bis ins Erwachsenenalter. „Von der Friseurin und der Studentin bis zum Vorstandsmitglied haben wir alle dabei“ sagt Maelicke, die eine Art Ersatzschwester ist, die bei Liebeskummer mit dem ersten Freund oder Stress in der Familie zuhört.

Peggy Maelicke ist mit 16 Jahren zur Berliner Polizei gegangen, heute leitet sie das Sport- und Einsatztraining ihrer Behörde. Sie stand im Kader der deutschen Kickbox-Nationalmannschaft. Neben Beruf und Sport hat sie die Zeit gefunden, mindestens einmal die Woche Entwicklungshilfe im Frauenboxen beim SV Stahl zu geben. Als sie selbst einst zum traditionellen Boxen wechselte, war sie ein Exot unter Kerlen. Sie musste sich durchsetzen gegen Vorurteile und Mackertum. Maelicke glaubt, der Boxsport kann einem helfen, sich im Leben durchzusetzen. Das Training ist mehr als ein reines Fitnessprogramm. Sobald „die Mädchen“ ankommen, wird jede persönlich begrüßt, dann wird die abgelaufene Woche besprochen: Welche Wettkämpfe gab es? Wer hatte Geburtstag? Hat jemand etwas von zu Hause zu berichten? Der Zusammenhalt und die Gruppendynamik der Boxfamilie profitieren von solchen Ritualen.

Danach wird gearbeitet. Seilspringen, Krafttraining, Technik am Sandsack. Boxen ist eine der komplettesten Sportarten. „Wir trainieren Geist und Seele“ sagt Peggy Maelicke. „Viele Mädchen formt das Boxen für das ganze Leben. Sie stehen gerader. Sie sind selbstbewusster, und sie lassen sich von den Jungs nicht mehr so leicht unterbuttern.“

Text: jetzt-Redaktion - Fotos: Katharina Behling; Text: Ruben Donsbach

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