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Schön macht's nicht, aber glücklich

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Nächsten Monat wird Jan Marek 1. Ein Jahr, wow, was soll ich sagen? Was für ein Jahr! Ich habe viel, sehr viel gelernt. Und ich habe mich so wahnsinnig fest in diesen neuen kleinen Menschen verliebt, dass es mir ganz schwer fällt, darüber zu schreiben. Denn welche, von diesen hunderttausend winzigen beglückenden Details unseres neuen Lebens zu Dritt sind auch für Menschen, die uns nicht kennen, interessant? Menschen, die nicht wissen, wie Jannis Windel riecht, wenn er zu viel Sand gegessen hat, wie er lacht, wenn Max ihm ins Gesicht bläst, wie er meckert, wenn ich meine morgendliche Bauch-Weg-Gymnastik mache und ihn dafür in den Laufstall sperre. Ihr merkt es schon, diese hundertausend wahnsinnigen Babygeschichten – mein oberverliebter Mamiblick verschleiert mir Sicht. Deshalb nur soviel: Es geht mir gut. Es geht mir hervorragend. Weil es Jan gut geht und Max auch und uns zu Dritt erst recht. Weil ich wieder arbeiten kann und darf und es Spaß macht, ich keine schlimmen Vermissensängste habe und das Kind, so weit ich das beurteilen kann, auch nicht. Weil ich feiern kann und wieder Alkohol trinke, weil ich wieder Basketball spiele und in meine alten Hosen passe. Weil ein Kind tatsächlich das größte Glück auf dieser Erde ist, egal wie gelassen und ironisch und nüchtern man die Sache vorher angegangen ist. Es ist ein totales inniges selbstverständliches unkompliziertes Glück. Es ist toll. Ansonsten habe ich in diesem Jahr noch folgendes gelernt (wie gesagt, verschleierter Mamiblick, möge sich jeder seinen Teil heraussuchen): • Wochenfluss ist ein lautmalerisch korrektes Wort. • Neun Spieluhren hören sich, alle auf einmal aufgezogen, wie Hintergrundmusik eines Gruselfilms an. • Auch Männer können Ammenschlaf, aber sie müssen es lernen. • Nicht das Stillen macht dumm, es ist der Schlafmangel. • Fotos ausdrucken und ins Album kleben funktioniert bis ungefähr Monat 7, danach ist wieder Bildersalat im Computer. • Der ekligste Geruch der Welt sind Nabenschnurreste kurz vorm Abfallen. • Fäkaldetails von Kleinkindern will keiner wissen. • Eltern kommen trotzdem immer wieder darauf zurück. • Ein Zimmer, in dem ein Kind mit vollgeschissener Windel schläft, riecht nach einer halben Stunde so, als hätte ein ausgewachsener Mensch ins Regal gemacht. • Hipp Gemüse Allerlei schmeckt, etwas nachgesalzen, als Nudelsoße auch den Gästen. • Die Schwangerschaftskilos verschwinden, aber irgendwie ist danach alles anders verteilt. • Das härteste sind die ersten drei Monate, das zweithärtese die ersten sechs, danach geht’s rapide aufwärts. • Zahnen wird überschätzt. • Es gibt Frauen, die ewig stillen, um schlank mit Riesentitten zu bleiben. • Babysitter im Nebenzimmer bringt nix. • Der beliebteste Großmüttersatz ist: „Ich will mich ja nicht einmischen, aber...“ • An sechs Uhr früh kann man sich nicht gewöhnen. • Die Partyquantität sinkt, die Qualität steigt, weil man die Auswahl strenger trifft. • Arbeiten kann Erholung sein. • Kinder mit 1 haben in etwa die Gehirnleistung eines Hundes, aber sie sind nie so gut erzogen. Ach ja, außerdem habe ich in diesem Jahr noch ein Buch geschrieben. Beziehungsweise ich habe aus der Kolumne einen Roman gemacht, mit allen Linda-Geschichten und noch ein paar mehr dazu, einen Linda-Ende-Schwangerschaftsroman. Dieses Buch ist nun seit Montag in den Läden und natürlich melde ich mich auch deshalb an dieser Stelle endlich mal wieder, damit ihr euch an mich erinnert und allen euren schwangeren Freunden und Freundinnen dieses Buch schenkt. Und euch selbst am besten gleich auch. Dann werde ich vielleicht reich und berühmt und der kleine Jan bekommt ein goldenes Bobbycar zum zweiten Geburtstag. Oder so. Oder auch eben überhaupt nicht so. Vielen Dank fürs Lesen!

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

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