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Schwanger!-Kolumne: Ups. Ein Penis.

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Jetzt bitte nicht lachen, aber da ist nix mehr zu machen: der Wurm in meinen Bauch wird ein Junge. Bei der letzten Ultraschalluntersuchung am Freitag wurden uns relativ ungefragt und überraschend ein Pimmel und zwei Hoden entgegen gestreckt. Bissl angeberisch, so von der Größenrelation her das ganze, und vor allem: unmissverständlich. Ja, ich habe mir ein Mädchen gewünscht. Ja, die Pimmelsekunde war ein Schock. „Was?!“ habe ich gerufen, „Da muss eine Verwechslung vorliegen!“ – „Verwechslung? Wie soll das denn gehen?“ kombinierte Max neben mir schlau. Dann lachte Frau Rummel laut und klatschte mir ein paar Mal aufmunternd auf den Bauch: „Gibt schlimmeres. Wenigstens ist es ein Menschenkind und keine Seekuh. Alles schon vorgekommen.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Gibt schlimmeres“ ist dann also der Gedanke, mit dem ich mich übers Wochenende schleppe. Und auch am Montag noch kein Launenaufschwung in Sicht. Eine Kollegin druckt mir Fotos von süßen Jungen auf dem teuren Farbdrucker aus und verteilt sie über meinen Schreibtisch. Ein Freund lässt mich am Nachmittag mal seine Armmuskeln fühlen, „So stark“, sagt er, „werden nur Jungs!“. Am Abend ruft mein Vater (drei Töchter) an und schreit: „Endlich! Großartig!“ in den Hörer. Nur ich, ich bin enttäuscht und ein bisschen sauer auf mich, dass ich über so etwas tatsächlich enttäuscht bin. Max lacht mich aus, streichelt meinen Bauch und sagt: „Na Pimmelmann?“ Und dann überredet er mich, eine Liste zu machen. Weil eine Liste, die hilft bei mir eigentlich immer. Also. Folgende zehn Gründe fallen mir spontan für große Freude über einen Jungen ein: - Jungs können zumindest bis sie 13 sind sehr süß aussehen – und dann ab etwa 20 wieder. - Mit Jungs muss man nie auf Tokio Hotel Konzerte oder vergleichbares im Jahr 2020 gehen (hoffentlich?). - Ein Junge kann ab 16 eine bezaubernde Freundin haben und mit der freunde ich mich dann an. - Jungs werden immer noch seltener magersüchtig als Mädchen. - Jungs verdienen immer noch mehr Geld als Mädchen und werden öfter Chefs. - Kleine Jungs mit langen Haaren sind wahnsinnig süß. - Jungs finden Vereinssport im Zweifelsfall wichtiger als Mädchen. Meine Zukunft als an Sonntagen in der Turnhalle stehende, Wurstsstullen schmierende und Kuchen für 20 Cent verkaufende Mutter ist also gesichert. - Männer mit großen Nasen sehen noch besser aus als Frauen mit großen Nasen. Bei Max’ und meinem Erbgut durchaus relevant. - Jungs sind handwerklich im Schnitt immer noch geschickter als Mädchen und außerdem stärker. Wenn ich mal eine alte Omi bin, kann mein Sohn mir einen Lifta-Treppenlift montieren und mich für den Sonntagsausflug mit seinen starken Armen ins Auto hieven. - Ein Sohn kann eventuell dazu beitragen, dass ich irgendwann Männer verstehe. Mhm. Mehr fällt mir jetzt grad nicht ein. Für weitere aufmunternde Punkte bin ich allen Lesern und Freunden sehr, sehr dankbar! Und wenn ich das nächste Mal schreibe, versprochen, freue ich mich dann sehr auf meinen Sohn. Illu: Dirk Schmidt

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