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Schwanger!-Kolumne: Urlaub mit Kind I

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Sehr aufregende Woche für den Braten: erster Flug, erstes Mal im Meer baden, erster Mückenstich. Seit zwei Tagen sind wir im Urlaub in Süditalien, Haus mit Meer, guten Freunden und viel Strand. Viel zu schön, um den Laptop auf zu machen. Viel zu heiß, um sich Gedanken zu machen. Und deshalb werde ich für diesen Text auch nur genau so viele Buchstaben aneinander reihen, bis mir der Kellner mein Tartuffo neben die Tastatur stellt und der obere Rand mit dem Schokopulver langsam zu schmelzen beginnt ... Die Frage, die mich in den letzten Wochen nie wirklich stark aber doch ab und an beschäftigte, lautet: wie bräunt man sich mit dickem Bauch die Rückseite? Mit der Sonne im Rücken ans Schwimmbecken stellen und vierzig Mal bis 200 zählen? Uneingecremt Liegestützen an der Isar machen? Oder warten, bis die Sonne so tief steht, dass eine gepflegte Seitenlage reicht? Die Lösung ist viel einfacher: Sandstrand. Liegeposition abschätzen, Loch buddeln, Handtuch auflegen und dann den Bauch gemütlich reinplumpsen lassen. Mhmmmm ... Endlich wieder Bauchlage. Endlich wieder schlafen mit Gesicht im Sand. Endlich wieder Rückensonnenbrand. Neben den vier Stunden mit vergrabenem Bauch am Strand schlafen Max und ich nachts in diesem Urlaub noch mal zehn Stunden, von denen man etwa eine halbe wegen Mückenjagen wieder abziehen muss. Macht satte 13,5 Stunden Schlafzeit insgesamt. Unsere Freunde, zwei Pärchen mit je einem Kleinkind, kommen gefühlt auf etwa die Hälfte. Aufstehen um sieben wegen Hungahunga, durchhalten während unseres Strandnickerchens wegen Ballball und Wassawassa und natürlich wachbleiben abends mit Rotwein auf der Terrasse, wenn die Quäkis endlich mal im Bett sind. Ganz ehrlich: So mit eigenem Braten im Rohr haben die Aufmerksamkeits-Ansprüche von zwei Zweijährigen richtig von nahem beguckt etwas absolut beängstigendes. Abends im Bett, während die Mücken um meine Nasenspitze säuseln, schleichen sich deshalb in mein Hirn ganz andere Fragen, als die nach der Rückenbebräunung. Ich mache das Licht an, wecke Max und will, dass er mit mir den Tag bespricht. Bzw. das, was die Kinder aus dem Tag gemacht haben. Bzw. nein, nicht die Kinder, sondern die Eltern wegen den Kindern aus dem Tag haben werden lassen. Wir beschließen, ganz cool zu bleiben. Unser Kind unbedingt „nebenher laufenzulassen“. Keine Babysprache und keine Spitznamen zu verwenden. Im Urlaub noch cooler zu sein. Uns weiterhin auch etwas kräftiger zu betrinken. Laut Musik zu hören, auch wenn das Kind schläft. Ausflüge zu machen, auch wenn der Mittagsschlaf dann nur im Buggy stattfinden kann. Lange am Strand zu bleiben, lange im Bett zu liegen, unendlich lange ab zu warten, bis das Kind mit Heuleheule seinen Willen durchsetzt ... Heute dann durften Max und ich zwei Stunden ganz alleine auf den kleinen Oscar aufpassen, während der Rest der Hausbewohner zum Fischmarkt spazierte. Erst hat er gelacht, dann hat er gegessen, dann hat er gespielt. Und dann fiel aufgrund einer sehr schnellen Eidechse, die einen Legostein den Balkon runterschubste, die erste große Krokodilsträne. Oscar wollte der Eidechse hinterher, wir wollten das nicht, er wollte es unbedingt. Nach der zweiten Träne bin ich die Treppe runter gerannt und habe den Legostein gesucht. Dritte Träne: Max trägt Oscar die Treppe hinterher, wir suchen gemeinsam. Dann versuchen wir das schreiende Kind mit einem anderen Legostein und Schokoladenkeksen zu bestechen. Aufheulneuanfang. Wir sagen „Ach Schätzchen“ und „Ach Herzchen“ zu ihm. Elefantentränengüsse. Wir machen Hampelmänner, Clownsgrimassen, Affenfratzen, singen laute Lieder, leise Lieder, Punklieder. Nichts hilft. Oscar schreit. Wir würden jetzt alles tun. Und ihn mir nährt sich leise der Verdacht, dass das mit dem Coolbleiben bei Krokodilstränen gar nicht so einfach werden wird ... Mhm, jetzt aber erst mal Tartuffo.

Text: linda-ende - Illustration: dirk-schmidt

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