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Schwanger!-Kolumne: Was macht eigentlich Max?
Max, der Vater meines Kindes, verteilt jeden Abend eine große Ladung Weleda-Schwangerschaftsöl auf meinem Bauch und macht beim einreiben sehr komische Geräusche. Dann rubbelt er sein Ohr an meinem Nabel und grunzt „Hallo, Hallo, sag doch mal was! Hallo Wurm melde Dich!“ in mich hinein. Manchmal schläft er in meinem Schoß ein, verkehrt herum, mit der Nase zum Bauch. Max, der bisher nicht mal schlafen konnte, wenn sich auch nur unsere Zehenspitzen berühren.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Lustig ist es, wenn Max betrunken ist. Denn er besteht auf dieses Einschmierritual, egal nach wie viel Bier. Betrunken malt er mit dem Öl Liegevarianten des Babys auf meinen Ranzen und knutscht dahin, wo er gerade den Kopf vermutet. Nach ein paar Minuten schläft Max auf meinem Busen ein, ich schiebe ihn von mir runter, decke ihn zu und wechsele das Zimmer, weil, so ne echte Bierfahne, die ist grad nix für mich. Apropos Zimmer: Wenn wir streiten, streiten wir vor allem darüber, wer dann, wenn das Kind Platz zum Legosteine herumwerfen braucht, sein Zimmer räumen muss. Oder wir streiten über einen Namen. Oder darüber, dass ich finde, dass wir ein Auto brauchen und Max nur einen Babyfahrradsitz will. Manchmal streiten wir auch darüber, dass ich einen Tobsuchtsanfall bekommen habe, weil Max sein verrotztes Taschentuch neben dem Telefon vergessen hat. Und dann drüber, dass Max gesagt hat, dass ich sehr schwanger bin und deswegen so schlimme schnelle Anfälle bekomme. Das macht die Anfälle dann noch schlimmer. Aber ansonsten, wie gesagt, ist Max sehr nett. In der Früh fragt er noch im Halbschlaf: „Hast Du Deine Vitamine schon getrunken?“ Und als ich vor einer Woche mit einer Freundin spontan einen Tag Skifahren gegangen bin, war er gut 20 Stunden beleidigt, weil ich nicht gefragt hatte, ob er uns das erlaubt. Max hat, glaube ich, ein bisschen Angst, nicht mehr wichtig genug zu sein, wenn das Kind kommt. Und diese Angst kommuniziert er in kleinen Klammer- und Schmollanfällen, die ich so bei ihm noch gar nicht kenne. Bisher war in unsere Beziehung eher ich diejenige, die mehr Nähe und Aufmerksamkeit wollte. Das sich das grad ändert, tut mir auch ein bisschen gut. Seine Angst dagegen ist total albern. Denn das tollste an dem Kind in mir drin ist doch, dass es ein Kind von ihm ist. Gestern jedenfalls war Max dann das erste Mal bei der Frauenärztin mit dabei. Er war sehr nervös, was man bei ihm daran merkt, dass er ganz viel redet. Frau Rummel hat gelacht und Max hat geredet, er hat alle Worte, die er in den letzten Wochen in irgendwelchen Büchern und Heften gelesen hat, wild durcheinander geschmissen und verwirrte Sätze gesagt, die klangen wie: „Die Nackenfalte, können wir damit vielleicht das Gestose-Risiko im embryonalen Brennesseltee vernableschnüren?“ Mir war das ein bisschen unangenehm, weil bei so einem Ultraschall, da muss sich die Ärztin ja auch konzentrieren. Aber Frau Rummel lachte immer nur weiter und am Schluss, als mir Max die Schuhe zuband und wegen dem grauen Beinchen-Ärmchen-Herzchen-Gezappel auf dem Monitor noch viel verwirrter war und doppelt so schnell redete, flüsterte mir die Frauenärztin zu: „Da haben Sie sich aber einen sehr motivierten Vater für ihr Kind ausgesucht!“ Da hat sie recht, hab ich mir gedacht. Illu: dirk-schmidt