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Filmkritik: Dark Horse

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Der Film: „Dark Horse“

Das lernen wir: Du musst nicht unbedingt dazugehören

Eigentlich ist „Dark Horse“ ein sehr bunter Film. Und das, obwohl er bis auf eine einzige Szene ganz in schwarz/weiß gedreht ist. Auf Farbe zu verzichten, war eine gute Entscheidung des isländischen Regisseurs Dagur Kári, zu schnell wäre der Film mit seiner 70er Jahre Optik, den gemusterten Tapeten und Kleidern, sonst ins Knallige und Schrille abgedriftet. So aber sind es die Figuren, die dem Film Leben geben. Sie alle sind Außenseiter, passen nicht so ganz in die Gesellschaft, ohne dabei aber den stereotypen Rollen vom tragischen Losern oder mutigen Rebellen zu entsprechen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Daniel (Jakob Cedergren) hat in den letzten vier Jahren offiziell sieben Kronen eingenommen. Dass er sein Geld damit verdient, für Fremde Liebeserklärungen an Wände zu sprühen, kann er dem Finanzamt schlecht sagen. Er wohnt in einem Wohncontainer und tankt seinen alten Fiat 500 halbliterweise mit zusammengeschnorrtem Benzin. Als er Franc (Tilly Scott Perdersen) kennenlernt, versucht die gerade völlig stoned in einer Bäckerei Kuchen zu verkaufen. Daniels bester Freund Opa (Nicolas Bro) ist dick und zu schüchtern, um Mädchen anzusprechen, er träumt von einer Welt mit klaren Regeln und will deswegen Schiedsrichter werden. Jakob Cedergren als Daniel und Tilly Scott Perdersen als Franc spielen ihre Figuren angenehm unaufdringlich und selbstverständlich, nur Nicolas Bro als der dicke Verlierer überzeichnet ein wenig und passt nicht ganz ins Bild. Wunderbar ist auch Morten Surballe als Richter, der Daniel wegen Sachbeschädigung verurteilt. Er ist der Gegenentwurf zu Daniel und Franc, und während die langsam zueinander und einen Platz finden, findet er den Weg aus der Gesellschaft und aus seiner Familie.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das kann man von den Figuren lernen: Es macht nichts, Außenseiter zu sein, denn würden sie dazugehören, hätte sie trotzdem nicht weniger Probleme. Sie sind wunderbar mit sich selbst beschäftigt, da können sie sich nicht auch noch um die Normen der Gesellschaft kümmern und auch nicht um die Elefanten, die einmal unbeachtet und unkommentiert an Daniel und Franc vorbei durchs Bild laufen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Regisseur Dagur Kári hat mit dem Vorgängerfilm „Nói Albinói“ schon einmal die Geschichte eines Außenseiters erzählt, tragisch und traurig, der an die Grenzen der Gesellschaft stößt. „Dark Horse“ ist wesentlich fröhlicher und versöhnlicher als „Nói Albinói“. Auch wenn der Film keine streng durchkomponierte, spannende Geschichte erzählt, macht es Spaß, sich mit den Figuren durch ein zeitloses Kopenhagen treiben zu lassen.

Der Film „Dark Horse“ (106 Min.) läuft ab heute im Kino.

[Bilder: dark-horse.de]

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