Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Phantoms of Berlin

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Zwei Gespenster (Foto: Piffl Medien) Der Film: Gespenster Das lernen wir: Auch Gespenster haben Gesichter Das Kino erzählt oft Geschichten aus einer völlig anderen Welten, von Piratenschiffen, Raumfahrten oder Mittelerde. Das Berlin in Christian Petzolds Film „Gespenster“ ist nicht aus einer anderen Welt, es ist im Hier und Jetzt, ganz nah. Den Figuren des Films jedoch haftet etwas Phantomhaftes an. Sie schweben frei in dieser Stadt, haben keinen sozialen Hintergrund, der hilft, sie einzuordnen. Nina (Julia Hummer) steht auf einer Wiese im Tiergarten unwillig und verloren. Hübsch sieht sie nicht aus in der grellorangen Weste, mit den strähnigen Haaren. Sie und die anderen Jugendlichen aus dem Heim, in dem Nina lebt, gehören zu einer Putzkolonne, die den Müll aus dem Park räumt. Mit Traum hat das erst einmal nichts zu tun. Doch dann beobachtet sie, wie ein Mädchen im Park von zwei Männern überfallen wird. Eine surreale Szene mitten in einem realen Park. Das Mädchen Toni (Sabine Timoteo) ist stark und weiß, was es will. Toni nimmt Nina ein, schleppt sie zu einem Casting und anschließend auf eine Party in einer Villa am Rande Berlins. Und Nina lässt sich einnehmen. Mit einer Mischung aus Hilflosigkeit und Trotzigkeit folgt sie Toni, die ihr Bezugspunkt wird in einer Welt, der sie sich längst verschlossen hat. Dann taucht Francoise (Marianne Basler) auf, eine Französin, die nach Berlin gekommen ist um ihre vor Jahren verschwundene Tochter zu suchen. Die Tochter ist nur noch ein Gespenst, getrieben von der eigenen Mutter, die nicht loslassen kann. In Nina glaubt Francoise ihre Tochter wiedergefunden zu haben. Tatsächlich hat Nina die Narbe am Fußgelenk, die auch Francoise Tochter hatte. Das ist das einzige, was in der Begegnung von Nina und Francoise konkret und real greifbar ist: eine Narbe am Fuß. Petolds Figuren traumwandeln durch den Film, treffen aufeinander, verlieren sich, finden sich wieder. Zu diesem Gefühl der Schwerelosigkeit trägt auch die Besetzung bei: Die Schauspieler wirken immer ein bisschen neben sich. Zu ambitioniert Julia Hummer, zu erwachsen Sabine Timoteo, zu karikaturistisch Benno Führmann, der einen eitlen Regisseur spielt. Immerhin: Die Schauspieler schaffen es, neben sich selbst zu stehen und die Gespenstern sichtbar zu machen. Der Film „Gespenster“ läuft seit Donnerstag im Kino.

  • teilen
  • schließen