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Willkommen in der Wüste

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Die Serie: „Las Vegas“

Das lernen wir: Las Vegas ist auch nur ein Dorf

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Es gibt wenig gute deutsche Serien, dieser Satz wird leider nicht unwahrer, je öfter man ihn wiederholt. Deswegen kann man als Fernsehzuschauer froh sein, wenn deutsche Sender Serien aus Amerika einkaufen: „Six Feet Under“, „Emergency Room“, „O.C. California“, „Nip/Tuck“ und so weiter. Neuester Import bei ProSieben, seit gestern immer mittwochs um 21.15 Uhr, ist eine Serie, die sich um die Angestellten eines großen Casinos dreht. Allein der Name „Las Vegas“ klingt nach Glamour, Sex und Crime: damit wird ein Stück uramerikanischer Kultur bemüht, weiter weg von Deutschland geht es kaum. Leider ist die Ausführung dann nicht ganz so verheißungsvoll wie der Klang des Titels. Schon der Anfang ist ein bisschen zu rasant und cool. Von einem Toten in der Wüste wird der Zuschauer in einer irren Kamerafahrt, die ihn weniger angenehm schwindeln als ernsthaft seekrank werden lässt, einmal quer durch das bunte Las Vegas geschleift, um dann in einem Hotelzimmer zu landen, in dem gerade zwei Menschen Sex haben. Das mit dem Sex geht auch nicht lange, denn das Paar wird von ihrem Vater, der sein Boss ist, ertappt und so weiter. Danny, der gar nicht wusste, dass das die Tochter seines Chefs ist, mit der er da geschlafen hat, ist eine der Hauptfiguren und soll irgendwie einer von den Coolen sein, zumindest kennt ihn in der Stadt jeder und jeder grüßt ihn immerzu, „Hey, Danny!“, und langsam fällt einem auf: Dieses Las Vegas ist nur ein Dorf, wo jeder jeden kennt, die Loser immer am gleichen Platz abhängen und jeder schon mal was mit jedem hatte. Ein Ort, an dem die Welt doch irgendwie in Ordnung ist, wo man einen Spielsüchtigen mit ein bisschen gutem Zureden von seiner Sucht befreien kann und Frauen als schlau gelten, die Sachen sagen wie: „Männer denken nie nach, bevor sie mit hübschen Frauen ins Bett steigen.“ Wenn das Amerika ist, wirkt Deutschland doch gleich nicht mehr so grau und altbacken.

In den USA läuft „Las Vegas“ seit 2003 und auch dort ist die Serie anfangs nicht besonders gut angekommen, Publikum und Kritiker konnten sich erst nach einiger Zeit begeistern. Man kann demnach hoffen, dass es besser wird. Ob man aber jeden Mittwochabend seine Zeit vor dem Fernseher absitzen will, um darauf zu warten, sollte man sich schon genau überlegen.

[Bild: prosieben.de]

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