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Da waren's nur noch Freunde

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Jeder, der die Reality Soap „Sarah&Marc crazy in love“ und die Berichterstattung drum herum verfolgt hat, hat geahnt, dass die Trennung der beiden wie ein aufdringlicher Staubsaugervertreter vor der Tür stand. Jetzt ist es offiziell.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Bessere Freunde als Ehepartner“ – das liest sich zuerst einmal wie eine melancholisch-tragische Erkenntnis, eine weise Einsicht, geboren aus Respekt und Zuneigung. Man male sich aus, wie Marc Terenzi schluchzend zu Sarahs Füßen sinkt, ihr in seinem gebrochen Deutsch zuflüstert: „Wir bleiben natürlik Freunde, right, Sarah?“ und ihr dann, freundschaftlich die Stirn küsst. Freundschaftlich und ungemein unsinnlich. Freunde brauchen sich nicht extra füreinander hübsch zu machen, weil sie sich nicht überdurchschnittlich anziehend finden. Sie treffen sich auf ein Bier und plaudern offen über Verdauungsprobleme, Biosellerie und Heiratsängste. Freunde sein heißt nämlich gerade nicht, den Hintern des Anderen befummeln, oder ganz dringend seinen betörenden Körpergeruch schnuppern zu wollen. Das ist ja das Schöne an einer Freundschaft. Aber der hartnäckige Staubsaugervertreter jeder Beziehung. Denn Letztere lebt von und verzehrt sich genau nach dem: schönen Hintern, betörenden Körpergerüchen und hektischem Aufhübschen, weil er/sie gleich an der Tür klingelt. Wer behauptet, wahre Liebe brauche das nicht mehr, der glaubt auch, Pommes schmecken ohne Ketchup genauso gut. Dabei ist das Ketchup, ähnlich der sexuellen Anziehung, vielleicht nicht das Wichtigste, aber das schmackhafte i-Tüpfelchen einer Beziehung. Sarah und Marc haben also jedes Recht, sich wegen Fehlens dieses Tüpfelchens zu trennen. Allerdings hätten sie sich die lauwarme Freundschaftsnummer auch sparen können, denn man muss ja mal ehrlich sagen, dass sie sich hierbei mit ihren eigenen Waffen geschlagen geben. Denn aus ihren Soaps bekamen wir nämlich zu hören, dass der Andere ja gleichzeitig Ehepartner und allerbester Freund ist und dieses Element in einer funktionierenden Partnerschaft wichtiger sei als wilder Sex in der Umkleidekabine. Wenn man nämlich diesen Äußerungen Glauben schenkt, dann müsste es doch, logisch weitergedacht, nichts Wundervolleres geben, als der Zustand absoluter Freundschaft. Das funktioniert aber ganz offensichtlich nicht. Nicht nur bei Sarah und Marc, sondern auch bei etlichen Paaren, die genauso argumentieren. Diese Überzeugung scheint sich nämlich nur so lange zu halten, bis man jemanden kennenlernt, mit dem man vielleicht noch ein bisschen besser befreundet sein könnte, oder eher: Jemanden, der einem plötzlich doch wieder Lust auf Sex in der Umkleide verschafft. Dann ist alle Freundschaft ganz fix zweitrangig hinter körperlichen Gelüsten. „Wir sind zu gute Freunde“ – ist daher im Grunde nur ein netter gesagtes: “Wir finden uns nicht mehr geil“. So komplett ehrlich zu sein ist bei Trennungen schwer, aber es bringt ja nichts, sich hinter müden Freundschaftsfloskeln zu verschanzen, um nicht zugeben zu müssen, was doch ganz offensichtlich ist: Man steht halt nicht mehr aufeinander.

Text: christiane-lutz - Bild: ap

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