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Die Sex-Studien Studie

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Illustration: Daniela Pass Folge 1: Der sexuelle sensus communis Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Zwei essentielle Fragen, die Immanuel Kant beschäftigten. Zur Beantwortung schrieb er 1790 die „Kritik der Urteilskraft“ über die Stellung des Menschen in der Welt. In einem anderen, jedoch nicht minder wichtigen Kontext, nämlich der Geschlechtlichkeit, wird auch der moderne Mensch von diesen Fragen umgetrieben. Ein scheinbar geeignetes Mittel zur Klärung ist, neben dem gemeinen Fragebogen, eine wissenschaftliche Abhandlung. So konkurrieren Universitätsinstitute in schöner Regelmäßigkeit mit Kondomherstellern und Sexshopketten im Abschätzen und Auswerten unseres Liebeslebens. Eine endgültige Gewährleistung gibt es jedoch nicht. jetzt.de fragt nochmals nach, bei den Umfragenden der letzten drei Monate. Was soll ich tun, Durex? Forschungsobjekt ist hier der Natur des Produkts gemäß der Akt an sich. Bereits zum neunten Mal erhellte uns der Kondomhersteller Durex Ende 2005 mit seinem Global Sex Survey. Der sich aus diesem Titel ableitbare Anspruch ist so groß wie der betriebene Aufwand - über 300.000 Befragte aus 41 Ländern halfen mit bei der totalen Entmystifizierung des Schlafzimmergekichers. Wo, wie und mit wem habt ihr es schon getrieben, will man bei Großinquisitor Durex wissen. Menschen aller Nationalitäten blicken in vielen kleinen Fotos vom Titelblatt, manche machen einen Kussmund, manche lächeln und andere schauen wiederum ein wenig entgeistert in die Kamera. Dieser Vielfalt ist eines gemein, alle haben sie Sex und alle haben auf der Website von Durex ihre Bettbefindlichkeiten öffentlich gemacht. Sämtliche Eventualitäten werden so in langen Tabellen mit scheinbar statistischer Signifikanz geklärt. Dabei mischen sich Richtwerte mit geringer Alltagstauglichkeit, wie etwa die Frage nach Sex im Flugzeug und der Gebrauch von Pumpen, Ringen und anderen Hilfsmitteln mit Fragen nach Aufklärung, Verhütung und Krankheit. Die wichtigsten Ergebnisse der komplett in Rosa und Babyblau gehaltenen Publikation gibt es vorab in sogenannten „Höhepunkten.“ Für sexuell Interessierte gibt es hier einen kleinen Auszug zum Abgleichen der eigenen (Ab-) Artigkeit. 44% der Weltbevölkerung sind mit ihrem Sexleben zufrieden. Das erste Mal gibt’s mit 17,3 Jahren. 4/10 der Männer hätten gerne öfter Sex. Was darf ich hoffen, Harlequin Enterprises? Bereits Anfang des Jahres schickt Harlequin Enterprises den Romance Report 2006 in die Newschannels der Welt. Der in Kanada ansässige Verlag, seines Zeichens Kapazität auf dem weiten Feld romantisch-literarischer Schmalz- und Schmachtwerke widmete sich in einer telefonisch durchgeführten Umfrage unter 2.000 Erwachsenen sexuellen Begegnungen und die an ihnen haftenden Mythen. Dies geschah zwar vor allem in Nordamerika, soll aber durch einen Abgleich mit anderen Ländern auch den „global consensus“ die Romantik betreffend, festlegen. Der Romance Report will mehr sein, als ein sich auf schnöde Zahlenreihen stützendes Werk wissenschaftlicher Evidenz. So verwundert es nicht, dass der Auswertung der Umfrage vergleichsweise wenig Raum eingeräumt wird. Vielmehr widmet sich das Team der „Harlequin Allstars“ dem Verfassen einer umfassenden Topographie der Untiefen zwischenmenschlicher Beziehungen. Ein Leitfaden für die Begegnung mit „the one“ will der Romance Report sein. Nur wird eben zwischendrin immer wieder für die Produkte des Verlags geworben. Hilfestellung geben, sollen unter anderem folgende Tipps: Die Klarstellung geschlechterspezifischer An- und Abturner (für Mädchen: Beim ersten Date nicht soviel reden. Für Jungs: Den Mädchen beim ersten Date aufmerksamer zuhören.) Ausgefallene Party Spots um das Kennenlernen zu erleichtern (unter anderem stehen hier Anchorage, Alaska und das Münchner Oktoberfest in hoher Gunst) "Schlaue neue Ideen", um den Valentinstag „aufzupeppen“ (die Kinder wegschicken oder mal wieder das gute Porzellan aus dem Schrank holen)

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