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Reise-Geschichten: Amy aus London und Victoria aus Neuseeland

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Amy, 24, London

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Strecke: London - Österreich - München Tipp: Unbedingt in die Münchner Asamkirche gehen - da gibt es goldene Skelette Nützlichstes Gepäckstück: Thermounterwäsche Mitbringsel: Postkarten von Menschen in Trachten „Was ich wohl nie vergessen werde, ist meine Zugfahrt von Österreich nach Deutschland. Ich habe dort eine Freundin besucht, die an einer österreichischen Schule als Lehrerin arbeitet. Für die Zugfahrt nach München haben wir mir morgens ein paar Eiersandwiches gemacht. Ich habe sie zu Beginn der Fahrt gleich alle aufgegessen und im Laufe der Zeit wurde mir dann unglaublich schlecht. Erst dachte ich, ich sei reisekrank, bis ich merkte, dass ich mich tatsächlich übergeben musste. Insgesamt sechs Mal innerhalb von sechs Stunden musste ich mich erbrechen - und war wie eine Verrückte am durch den Zug rennen. Einmal erbrach ich mich auch im Flur, woraufhin ich einen Schaffner bat, es mit mir wegzuputzen und mir vielleicht zu helfen, mit Medikamenten oder einfachem Wasser. Aber er sagte nur „Ich bin weder Putzfrau noch Krankenschwester“ und ging davon. Es war eine wahre Höllenfahrt. Im Nachhinein finde ich es irrsinnig lustig. Schlimmer hätte es ja wohl nicht kommen können. Aber Österreich war toll. Man muss sich vorstellen, dass ich aus dem verdreckten London komme und das Alpenland ein wahres Paradies für mich ist. Im Wiener Opernhaus habe ich „The Sound Of Music“ gesehen. Ich fühlte mich so elegant und altherrschaftlich dabei. Wien ist so pompös, fast irreal prunkvoll und eine so schöne Stadt! In München war ich leider viel zu kurz, ich will unbedingt im Sommer wiederkommen, alle sagen, es sei dann die schönste Stadt Deutschlands. Diese Jahreszeit ist aber auch nicht schlecht, mich fasziniert die Faschingskultur sehr - überall laufen bunt und verrückt angezogenen Menschen herum, Tag und Nacht. Und alle tanzen sie im Schnee. Das ist sehr skurril. Wir haben das in England ja gar nicht. Wir haben nur Pancake Day - heute, an eurem Faschingsdienstag. Da backt die ganze Nation Pfannkuchen in alten Variationen. Das ist ein alter Brauch, um den Frühling einzuläuten: man möchte all die Essensreste aus den Regalen verbrauchen, um Frühlingsputz machen zu können.“ Auf der nächsten Seite: Victoria aus Neuseeland


Victoria, 27

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Strecke: Neuseeland - London - Göteborg - Kopenhagen Nützlichstes Gepäckstück: Aufblasbare Nackenrolle Mitbringsel: Kühlschrankmagneten aus jeder in Europa besuchten Stadt Vermisst an Zuhause: Die Fitnessmentalität der Neuseeländer. In Europa hat regelmäßiger Sport keinen großen Stellenwert im Alltag. „Ich komme ursprünglich aus Neuseeland, arbeite aber zur Zeit mit einem Working Holiday Visum als Bankangestellte in London. Ich habe mir gerade zwei Monate frei genommen, um durch Europa zu reisen. Mein erstes Ziel war Göteborg. Ich bin dort aber nur zwei Tage geblieben und dann über Kopenhagen nach München gefahren - mit dem Nachtzug. Es ist mir ein Rätsel, was das mit den Skandinaviern ist, alles an ihnen ist schön - immer. Das ist wahrscheinlich das einzige mir bekannte Klischee, das einfach stimmt. Dicker, hoher, im Sonnenlicht glitzernde Schnee, süße Häuschen und mittendrin die großgewachsenen, klug und sexy aussehenden Menschen. Vielleicht sind die Skandinavier auch einfach fleißiger und disziplinierter als andere Völker, und können das deshalb so gut mit der Eleganz - weil sie wissen, wie sie sich auf das Wesentliche reduzieren. Oder so. Wenn in Neuseeland einmal soviel Schnee liegt, macht jedenfalls niemand mehr etwas, da schließen sich einfach alle faul in ihre Häuser ein. Aber in Schweden geht der Alltag einfach weiter. Ehrlich gesagt war es mir aber dann doch zu kalt, daher bin ich nach zwei Tagen einfach mit der Fähre nach Kopenhagen gefahren, um dort in den Nachtzug nach München zu steigen. Nachtzug fahren ist toll. Es fühlt sich immer ein bisschen geheimnisvoll an, weil man gar nicht recht weiß, wie einem geschieht während man schläft. Welche abgelegenen Dörfer man schlafend durchkreuzt. Und am nächsten Morgen ist man plötzlich tausende Kilometer weiter, fast wie gebeamt. In zehn Minuten fährt mein Zug nach Rom. Von dort aus weiß ich noch nicht weiter, vielleicht Florenz, Neapel, Venedig - ich möchte am liebsten durch das ganze Land fahren, nicht zuletzt wegen des Essens. Italien muss eine unverschämt gute Küche haben. Ihr Europäer wisst ja gar nicht, wie gut ihr es habt. So eine hohe, kulturelle Dichte auf einem Haufen - man sollte eigentlich meinen, die einzelnen Länder seien Welten voneinander entfernt! Aber tatsächlich kann man jeden Tag woanders aufwachen, wenn man möchte. Ein Traum. Wir Australier und Neuseeländer auf unseren abgelegenen Inseln fliegen ja nicht umsonst scharenweise um die Welt - uns geht die kulturelle Vielfalt eben komplett ab, während sie euch einfach zu Füßen liegt. Dieser Interrail-Pass ist schon praktisch, den werde ich jedem empfehlen, der nach Europa reisen will. Das Schienennetz ist wirklich fantastisch! Züge fahren immer und überall - und mit dem Pass kann man einfach spontan aufspringen. Wenn ich nämlich eines auf meinen Reisen gelernt habe, dann, dass langfristige Pläne sowieso nichts bringen. Es kommt immer alles anders als geplant. Außerdem ist durch das Internet eigentlich überhaupt gar nichts mehr problematisch, weil man zu jeder Tages- und Nachtzeit überall die Auskünfte bekommt, die man gerade benötigt.“

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