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Die lange Unterhose

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Foto: Zimmerli Angesichts der angekündigten Wetterlaune „Russen-Frost“ tut der empfindsame Mann von Welt gut daran, seine Vorbehalte gegen lange Unterhosen auf Stichhaltigkeit zu überprüfen. Irgendwo zwischen schamhafter Jugenderinnerung und schwiemeligen „Liebestöter“-Gejohle bei der Bundeswehr, ist die lange Männerunterhose zum Freiwild des leichten Witzes verkommen. Keiner von denen, die da frozzeln, würde sich selbiges natürlich angesichts einer jungen Dame in bezaubernden (aber nur wenig eleganteren) Wollstrumpfhosen erlauben. Damenbeinen ist beim Frieren Abhilfe erlaubt, Herrenbeinen nicht, sie dürfen erst im Alter auf klimatische Nachhilfe hoffen. Denn immerhin jeder zweite Mann über 50 Jahre trägt hin und wieder langes Beinunterkleid, so eine Umfrage des Leggins-Fachblatt „Textilwirtschaft“. Bei den Jungmännern zwischen 16 und 29 ist es nur jeder Fünfte, der dann vor allem zu atmungsaktiver Sportunterwäsche greift, die bei sitzintensiven Sportarten wie dem Snowboarden stillschweigend akzeptiert wird. Dabei ist die lange Unterhose durchaus auch fürs gebohnerte Parkett die rechte Wahl - der in Modefragen tadellose J.F. Kennedy soll gerne und oft in seine „long johns“ geschlüpft sein, um damit unter anderem bei Staatspaziergängen nicht zu frieren. Er sparte sich den Mantel und machte dadurch neben seinen dick vermummten Weltmachts-Kollegen eine abgehärtete und dynamische Figur. Aufgrund ihrer verschämten Natur, sind für die lange Unterhose wenige Stilregeln in den Mode-Kodex eingegangen. In die Einstecksystematik reihte sie sich so ein: Unterhemd in Unterhose, langes Unterhemd in lange Unterhose, Oberhemd in Oberhose. Falls nun kein langes Unterhemd getragen wird, rückt keinesfalls das Oberhemd in die lange Unterhose nach, sondern diese bleibt ohne Einschub. Der Gummizug-Bund der langen Unterhose hat mindestens eine halbe Fingerbreite unter dem Hosenrand zu verschwinden. Auch das Sichtbarwerden zwischen Strumpf und Hose beim Sitzen mit übereinandergeschlagenen Beinen ist unerwünscht und sollte durch richtig sitzende Kniestrümpfe verhindert werden. Lässt die Elastizität des verwendeten Gewebes im Gesäß und Wadenbereich nach, ist die lange Unterhose auszuwechseln, denn erst mit schlaff herabhängendem Eingriff oder aufgewelltem Wadenbein gibt sie jenen Recht, die ihr Unerotik vorwerfen. Die besten langen Unterhosen fertigt natürlich die unscheinbare Schweizer Firma Zimmerli in Aargau, die mit ihrer Luxus-Herrenwäsche seit Generationen Staatsoberhäupter und Scheichs glücklich macht. Das angebotene Zimmerli-Modell "710-845 Legging LL" darf als der Bentley unter den langen Unterhosen gelten und ist auf speziellen Maschinen aus Seide und feinster ägyptischer Baumwolle gewebt. Es trägt sich dem Vernehmen nach wie die eigene Haut nur weicher und kleidet dabei dermaßen elegant, dass sich darin bis etwa elf Uhr morgens und in Kombination mit einem Morgenmantel aus Seide, durchaus Dienstboten und niedere Bittsteller empfangen lassen.

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