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Studieren wird anders. Beispiel 1: University of Surrey

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"Wir wollen zu den besten Universitäten auf der ganzen Welt gehören!" Zu dem Zitat gibt es keinen Urheber, es wird gern und oft von Hochschulchefs jedweder Herkunft verwendet, die ihren Studenten und ihren Untergebenen klar machen wollen, was die Stunde geschlagen hat. Hochschulleben hat mit Rückzug ins einsame Geforsche und mit friedlichem Studieren nichts mehr zu schaffen; der Erfolg einer Hochschule misst sich heute unter anderem daran, wieviele Studenten sie für sich gewinnen kann und bis zu welchem Grad sie "international ausgerichtet" ist. Also stellten die Macher der University of Surrey in Großbritannien neulich einen großspurigen Zehnjahresplan vor, der, klar, die Hochschule zu den besten der Welt machen soll. Wichtigste Maßnahme: Die Studenten sollen super Soft Skills erwerben, indem sie jedes Jahr ihres Studiums in einem anderen Land verbringen. Jahr eins in Guildford, wo die Uni zuhause ist; Jahr zwei in China; Jahr drei für ein Praktikum in einem Unternehmen im selbst gewählten Ausland; Jahr vier in den USA an einer dortigen Uni. In der Summe sollen die Absolventen aber trotzdem noch einen Abschluss der Uni Surrey in den Händen halten.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Besonders bei US-Unis ist es gerade in Mode gekommen, im Ausland Filialen der eigenen Hochschule aufzuziehen. Die University of Chicago etwa unterhält Fakultäten in Mexiko, China oder Indien, die New York University pampert die US-Studenten sogar auf dem Campus einer Universität in Ghana. Vorteil: Der Unterricht findet unter gewohnten Bedingungen im ungewohnten Umfeld statt. In Surrey plant man nun Ähnliches: Enge Kooperationen mit Instituten an Unis im Ausland sollen sicherstellen, dass die Studierenden keinen Studienmonat verlieren. Nur so kann das straffe "Ich studier vier Jahre in vier Ländern"-Programm durchgehalten werden. Ob aber das, was auf dem Papier so toll und international und Skill-bringend klingt am Ende auch sinnvoll ergibt, sei dahingestellt. Diverse Reibungsverluste durch Umzug, Eingewöhnung, Ausgewöhnung und wieder Umzug in ein anderes Land tauchen in Hochschulentwicklungsplänen eher selten auf. "Wir wollen Surrey innerhalb der nächsten 10 Jahre zu einer international angesehenen Marke mit mehreren Instituten in der ganzen Welt machen", sagte der Vize-Kanzler der Uni, Christopher Snowden neulich der britischen Tageszeitung The Guardian. Er spricht von einer "großen Herausforderung", von "internationaler Expansion" und von einer anvisierten Steigerung des Umsatzes: Bis zum Jahr 2016 soll der um mindestens 150 Prozent steigen. Herr Snowden ist eben nicht nur Chef einer Hochschule. Er ist Chef eines Unternehmens.

Text: peter-wagner - Foto: Screenshot

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