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Studieren wird anders. Beispiel 2: Psychopharmaka

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Wo steht das? Im Report Gesund studieren einer Krankenkasse. Was steht da noch? Die Glocken hört man ja schon länger läuten: Studenten geht es gar nicht so gut. Wobei es Ihnen doch sehr gut geht. Bißchen schizophren, das Ganze, aber dann doch erklärbar. Bei der Techniker Krankenkasse zahlen viele Studenten ihre Beiträge. Mit den Daten von 131.000 dieser Beitragszahler zwischen 20 und 34 Jahren hat die Krankenkasse nun eine Studie erstellt. In der steht gleich im Vorwort, dass es 87 Prozent aller Studenten nach eigenen Angaben "gut bis ausgezeichnet" geht. Das ist schön. Das sagt aber nicht alles, denn: dem Vorwort ist ein Zitat von Aristoteles vorangestellt. "Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit". Die Krankenkassler haben nachgesehen, wer wie oft zum Arzt geht und wer welche Arzneimittel verordnet bekommen hat. Das Ergebnis ist erstmal nicht zu überraschend: Studenten gehen weniger oft zum Arzt als Erwerbstätige, sie bekommen weniger Medikamente verschrieben. Aber. Die Studenten zwischen 20 und 34 bekamen im vergangenen Jahr Antidepressiva für fünf Tage im Jahr verabreicht - Berufstätige in der gleichen Altersgruppe wurden im Schnitt für 3,5 Tage im Jahr versorgt. Und je älter die Studenten sind, desto häufiger bekommen sie Stimmungsheber verschrieben. Von den 30- bis 34-Jährigen bekommen drei Prozent der männlichen Studenten und sechs Prozent der weiblichen Arzneien gegen Depressionen verordnet. "Die Auffälligkeiten zeigen, dass Leistungsdruck und Stress mit allen negativen Folgen zum Unialltag gehören", sagte der Sprecher der Techniker Krankenkasse in Schleswig-Holstein. Dort, in Schleswig-Holstein, erhalten die Studenten im Vergleich zu den Kollegen in den übrigen Bundesländern insgesamt die meisten Medikamente verschrieben.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Belastungsdebatte gärt seit vergangenem Jahr. Beim Deutschen Studentenwerk hob man im Juli 2007 den Finger und vermeldete, dass immer mehr Studenten unter dem Burn-Out-Syndrom leiden. Krankheitstechnisch, so ein Psychologe aus einer der psychosozialen Beratungsstellen des Studentenwerks, sei das "der Newcomer der vergangenen Jahre". Ähnlich alarmierende Reaktionen sind zum Beispiel von studentischen Telefonseelsorgen zu hören. Gleichwohl weisen Psychologen und Therapeuten immer wieder auf einen anderen Umstand hin: psychische Erkrankungen sind heute nicht mehr so tabuisiert wie noch vor Jahren. Wo mehr Menschen einen Psychologen aufsuchen, wird unter Umständen auch häufiger eine Diagnose gestellt. Nicht immer muss deshalb allein die Studiensituation an der Depression schuld sein. Vielleicht sind viele auch sensibler im besten Sinne geworden - und sehen bewusster hin, wenn die Psyche auf das Leben reagiert.

Text: peter-wagner - Foto: dpa

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