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Der kleine Prinz: Lukas Podolski spricht übers Vatersein

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Wenn Lukas Podolski „Hallo, hallo“ ruft, strahlt sein Sohn Louis übers ganze Gesicht, denn in der Stimme des Fußballprofis liegt all die Zärtlichkeit des glücklichen Vaters. Lukas Podolski hält seinen sieben Monate alten Sohn fest in den Armen oder schaukelt ihn oder wirft ihn in die Luft. Jeder väterliche Handgriff sitzt: Windel wechseln, Schnuller suchen, auf den Rücken klopfen. Lukas Podolski hat sich „Louis“ auf den rechten Unterarm direkt über das Handgelenk tätowieren lassen und darunter: 14.4.2008 – der Geburtstag seines Kindes. Es dürfen noch einige Namen dazukommen, sagt er und grinst, aber beim Ellenbogen ist Schluss. „Hoffentlich fragt nicht mal eines meiner Kinder: ,Papa, warum stehe ich hier und nicht da oben?‘ “ Herr Podolski, ist Ihnen bewusst, dass Sie im deutschen Vergleich ein sehr junger Vater sind? Ich habe schon als 17-, 18-Jähriger davon geträumt, jung Vater zu werden. Man muss dafür die richtige Frau finden, und die habe ich zum Glück früh gefunden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hat man als 17-Jähriger nicht andere Dinge im Kopf? Natürlich, ich hatte zum Beispiel eine Menge Fußball im Kopf. Aber als Jugendlicher war ich oft mit meiner Tante in Polen, wenn irgendein Verwandter ein Baby bekommen hat. Da haben wir das Baby gestreichelt und geküsst – das ist einfach etwas Schönes, so ein Baby. Ich mag Kinder, und mir war immer klar, dass ich welche haben will. Also ist Louis ein Wunschkind. Absolut. Er war geplant. Als wir wussten, dass Monika tatsächlich schwanger war, konnte ich es kaum erwarten, dass das Baby auf die Welt kam. Neun Monate! Ich habe mir die ganze Zeit gewünscht, dass die Zeit schneller vorbeigeht, bis das Kind endlich da ist. Haben Sie einen Geburtsvorbereitungskurs mitgemacht? Ich weiß, ich hätte da mitmachen können. Aber wenn man so in der Öffentlichkeit steht wie ich, ist das immer ein bisschen schwierig. Auch zeitlich wäre es nicht ganz einfach gewesen. Dann haben Sie alles, was Sie wissen müssen, in Büchern nachgelesen? Die meisten Dinge muss man sowieso selber ausprobieren und auf sich zukommen lassen. Wenn man sein Kind und seine Entwicklung beobachtet, lernt man alles von allein. Wickeln Sie, füttern Sie? Alles, ja. Stehen Sie auch nachts auf? Meistens steht meine Freundin nachts auf. Obwohl ich auch nicht fest schlafe. Wenn da irgendein Geräusch ist, hat man ja jede Sekunde Angst, dass mit dem Kleinen etwas nicht stimmt. Auf der nächsten Seite: Lukas Podolski verrät, wie seine Mitspieler auf den jungen Papa Poldi reagieren und wie sein Sohn ihm hilft, wenn er nur auf der Bank sitzt.


Schlafen Sie dann mal in einem anderen Zimmer? Wenn das Spiel wichtig ist und ich weiß, dass ich spiele. Aber während der Woche schlafen wir alle drei zusammen. Schauen Sie das Kind manchmal an und fragen sich, was in ihm vorgeht? Das wüsste man gern! Vor allem, weil alles so schnell vorbeigeht. Wenn man glaubt, ein bisschen mehr zu verstehen, kommt was Neues. Jetzt kann Louis sich schon auf den Bauch drehen und zurück und keinen Moment mehr allein bleiben, weil er überall runterfallen könnte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Lukas und der Nachwuchs: Autogrammstunde mit dem Nationalstürmer in der Fritz-Reuter-Grundschule in Kühlungsborn. Lukas Podolski mit den Schülern der Klasse 1a, Foto: dpa Gibt es außer Ihnen andere junge Väter beim FC Bayern? Keine. Aber viele von den Jungs fragen, wie es so ist als Vater. Sie haben uns Babysachen geschenkt. Wie geht es Ihnen, wenn die anderen Spieler ins „P1“ gehen und feiern? Was soll ich im „P1“, wenn ich einen Sohn zu Hause habe? Ich war auch vorher nicht der Typ, der dauernd um die Häuser gezogen ist. Aber das Leben war ganz anders, als der Kleine noch nicht da war. Wenn ich nicht gespielt habe bei Bayern, war ich oft ein bisschen frustriert. Es war schwer für meine Freundin, mich aufzumuntern. Jetzt ist es etwas anderes, nach Hause zu fahren. Nicht, dass es vorher nicht schön war. Aber jetzt ist es aufregend. Und es ist wichtig, dort zu sein, sonst verpasse ich zu viel. Spielen also die Sorgen, die die Arbeit betreffen, keine so große Rolle mehr? Ich will natürlich spielen. Aber mein Sohn Louis hilft mir, über die eine oder andere Entscheidung hinwegzukommen. Jetzt kann ich auch mal mit einem Lächeln auf der Bank sitzen, weil ich einen Sohn habe, auf den ich stolz bin. Ist die Zeit mit dem Baby in etwa so, wie Sie sich das vorgestellt haben? Es ist schon viel Arbeit, natürlich. Er hat alles im Griff zu Hause, er ist der Chef. Haben Sie genaue Vorstellungen, wie Sie Louis erziehen wollen? Mein Vater war sehr großzügig. Er hat versucht, mir das Beste zu geben. Wir kamen aus Polen nach Deutschland, das war nicht einfach, aber meine Eltern haben mir Fußballschuhe gekauft und mich jeden Tag von Bergheim nach Köln zum Training gefahren, 30 Kilometer hin und zurück. Ich will meinen Sohn nicht verwöhnen, nur weil ich Profifußballer bin und es mir besser geht. Aber er soll seine Freiheiten bekommen. Es ist noch nicht so lang her, dass ich jung war, und ich will mich an all das erinnern, was ich gern gemacht habe. Das soll er auch machen können.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Kind im Manne: Lukas Podolski auf dem Bonanzarad während der Dreharbeiten zu einem Werbespot, Foto: ddp Sind Ihre Eltern also Ihre Vorbilder? Wer denn sonst? Soll Louis mal Fußball spielen? Ich werde ihn nicht auf Teufel komm raus dazu zwingen. Ich freue mich, dass er gesund ist. Dass das Kind gesund ist, das lernt man zu schätzen, oder? Ja, das ist dann plötzlich kein Spruch mehr. Wenn er hustet, hat man schon Angst. Wenn er ein bisschen Hautausschlag hat, fährt man sofort zum Arzt. Man weiß ja nicht, was los ist. Können Sie beschreiben, wie diese Liebe zum eigenen Kind sich anfühlt? Riesig. Das würde ich jedem wünschen. Waren Sie bei der Geburt dabei? Ja, klar. Nabelschnur durchgeschnitten? Nabelschnur durchgeschnitten, Fotos gemacht, Familie angerufen, geheult.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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