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Das Telefonat hat bald ausgedient. Oder doch nicht?

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Angestrichen: My phone bills are shrinking. Not, unfortunately, in cost. I mean they’re getting shorter. I recently found an old bill from a decade ago; it was fully 15 pages long, because back then I was making a ton of calls—about 20 long-distance ones a day. Today my bills are a meager two or three pages, at most. Odds are this has happened to you, too. According to Nielsen, the average number of mobile phone calls we make is dropping every year, after hitting a peak in 2007. And our calls are getting shorter: In 2005 they averaged three minutes in length; now they’re almost half that.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Einmal noch. Ein letztes Mal? Wer schreibt das? Clive Thompson vom amerikanischen Magazin Wired hat einen kleinen Aufsatz über das Ende des Telefongesprächs geschrieben. Die Überschrift ("Clive Thompson on the Death of the Phone Call") hat etwas für sich, sie zieht die Augen an wie ein Magnet. Das Ende aller Telefonie wäre eine verrückte Vorstellung. Man stellt sich dann Büros ohne Telefone auf den Schreibtischen vor. Man stellt sich Menschen vor, die die Hand nur noch zum Ohr führen, wenn es dort juckt. Vor allem aber denkt man bei der Überschrift darüber nach, welcher Kommunikationsweg denn das Telefon ersetzen kann? Thompson glaubt, dass dadurch, dass wir eh dauernd am Computer sitzen und mit anderen per Skype und Mail und Messenger und Botschaften kommunizieren die Telefonate erst mal auf ein Minimum reduziert werden. Es sei ja eh schon so, dass man via Mail oder SMS Telefonate vorbereiten würde, um den Menschen am anderen Ende der Leitung nicht ungebührlich zu stören. Die Störung im alltäglichen Geschäft bezeichnet Thompson nämlich als eben den schlimmsten aller Baufehler, der mit der Erfindung des Telefons einher gegangen sei. Erst durch die vielen neuen Mitteilungskanäle könne dieser nun Zug um Zug behoben werden. In dem oben zitierten Ausschnitt seines Textes beruft sich Thompson für seine würzige These auf Angaben des Marktforschungsunternehmens Nielsen. Ob die von ihm referierten Daten seinen prognostizierten Trend wirklich tragen, muss vielleicht jeder selbst beurteilen. Ruft man die Deutsche Telekom an, um nach den Zahlen für Deutschland zu fragen, kommt das Gegenteil heraus. „Das Gesprächsaufkommen im Mobilfunknetz ist durch die zunehmende Verbreitung von Flatratetarifen und stark gesunkener Minutenpreise in den vergangenen Jahren gestiegen“, schreibt Dirk Wende, Pressesprecher bei der Telekom. Aus anderen Quellen kommen ähnliche Antworten. Der Mobilfunk wächst wie Bolle, lediglich das Festnetztelefon leidet zu Hause unter einer gewissen Form von Einsamkeit, weil häufig nur noch Callcenter durchklingeln. Andererseits wird auch daheim alles „Flat“, was die Telefonierlust häufig noch auf brauchbarem Level hält. Vielleicht aber ist die Beobachtung so superneu, dass wir uns gerade erst am Wendepunkt befinden. Womöglich hat gerade ja die Reise in die andere Richtung begonnen und das Telefon hat seinen Lebensgipfel überschritten, marschiert in den Herbst seines Lebens und dann mittenmang in den Winter. Und dann in den Wertstoffhof. Es ist fast unmöglich, sich das vorzustellen. Da juckt es einen schon fast am Ohr.

Text: peter-wagner - Foto: dpa

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