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Der Prophet im Cafe del Mar

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Wo steht das denn? In „Der Prophet“ von Khalil Gibran. Im Film „Walk The Line“ gibt es eine kurze Szene, in der June Carter Johnny Cash ein abgegriffenes Buch hinhält, nur kurz ist der Titel zu sehen. „Der Prophet“ von Khalil Gibran. Wie auch immer Johnny Cash zu dem Buch kam, bekannt ist, dass er es so liebte, dass er es 1996 als Hörbuch aufnahm. Johnny Cash und June Carter waren nicht die Einzigen die Gibrans Werke verehrten. Elvis’ Friseur Larry Geller erzählt dem Magazin The Observer in einem Interview, dass Elvis das Buch auswendig kannte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Für viele ist dieses Buch schon so etwas wie ein Klassiker, eine Bibel des Herzens. Das Kultbuch des libanesisch-amerikanischen Schriftstellers Khalil Gibran (1883-1931) wurde jetzt in einer neuen Adaption als Hörbuch aufgenommen. Die Hintergrundgeschichte wird dort aber nicht mehr erzählt: In einer Stadt im Orient erwartet der weitgereiste Prophet Almustafa das Schiff, das ihn in seine Heimat zurückbringen soll. Die Einwohner bitten ihn, ein letztes Mal zu ihnen zu sprechen und ein paar seiner Weisheiten dazulassen. Nur eine Auswahl der bedeutendsten Verse werden von Maria Furtwängler, Maximilian Schell, Joy Denalane, Rolf Schult (deutsche Stimme von Anthony Hopkins und Robert Redford) und Frank Glaubrecht (deutsche Stimme von Al Pacino und Kevin Costner) vorgelesen. Hinterlegt wird das Ganze mit orientalisch-mediterraner Lounge-Musik, ganz Café del Mar. Die blumig-poetische Sprache Gibrans, mit ihren Bildern, Metaphern und tragenden Erzählweisen, ist sicherlich nicht für jeden zugänglich. Als Vorreiter der „Siddhartas“ und „Alchimisten“, versucht das Buch, das 1923 erschien, Lebensweisheiten und den tieferen Sinn des menschlichen Lebens zu vermitteln. Die musikalische Untermalung, die von Andreas Lucas komponiert wurde, soll das mystische Image von Gibran und seinen Werken unterstreichen. Dabei macht sie eher kaputt als zu unterstützen. Durch künstliche Echos und Wiederholungen verlieren die poetischen Texte ihre Wirkung. Verständlich sind die Verse sowieso nur nach mehrmaligem Lesen. Das kann auch die samtige Stimme von Joy Denalane nicht ausgleichen. Das Tollste an dem neuen Hörbuch bleibt die Verpackung: keine normale CD-Hülle. Vielmehr ein Booklet in Gold, in dem die einzelnen Kapitel noch einmal zum nach- und mitlesen abgedruckt sind. Außerdem erfährt man die wichtigsten Infos über die Sprecher und den Lebenslauf des Autors. Das Booklet macht Lust auf mehr – nur leider ist die Hülle eine schönere und treffendere Neufassung des „Propheten“ als es das Hörbuch nachher erfüllen kann. Steht im Bücherregal zwischen: Der Geschenkausgabe von "Ich bin okay, du bist okay" und einem Orient-Reiseführer. Der Prophet von Khalil Gibran, gelesen von Maximilian Schell, Maria Furtwängler, Joy Denalane u.a. Laufzeit ca. 70 Minuten, 1 CD, 16,99 Euro. Erschienen bei Random House Audio.

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