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Enthusiasten im Einsatz

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Bücher gibt es viele. Auch gute. Doch der schwierige Teil beim Schenken ist es, das richtige Buch für den richtigen Menschen zu finden. Der Textmarker gibt Tipps für den Weihnachtseinkauf. Zweiter Teil einer Serie.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Für wen? Für die Kumpeline, die unbedingt nach Berlin ziehen will. Angestrichen: Die Rollenverteilung bei uns zu Hause ist eigentlich klar geregelt. Da mein Arbeitslosengeld wesentlich höher ist als die Arbeitslosenhilfe meiner Frau, fällt mir die Rolle des Ernährers zu. Ich müsste somit von Haushaltspflichten entbunden sein, um mich meiner Rolle ungestört widmen zu können, aber da ist noch viel Sand im Getriebe. Wo steht das denn? Im ersten Sammelband aus der "Chaussee der Enthusiasten". So nennt sich eine Berliner Lesereihe mit den "schönsten Schriftstellern Berlins" – Andreas Kampa, Robert Naumann, Dan Richter, Jochen Schmidt, Volker Strübing und Stephan Zeisig. Alle sechs setzen sich seit sechs Jahren jeden Donnerstagabend auf die Bühne des RAW-Tempels in Berlin-Friedrichshain und lesen Texte vor, die sie aus den Brettern des wahren Lebens zusammengezimmert haben. Und weil jetzt nicht mehr nur Berliner einmal die Woche gute Laune haben sollen, sondern die ganze Republik immerzu, haben die sechs Autoren dreißig Texte zwischen zwei Buchdeckel getan und dazu gleich noch dreizehn Texte auf CD gelesen, die dem Buch beiliegt. So erzählt Robert Neumann von eben jenen ungeklärten Erziehungsverhältnissen und wie die Idee scheitert, mit den Kindern "Arbeitsamt" zu spielen. Andreas Kampa schreibt über seine Eltern und deren Garten und seine Rolle als Gartenhelfer. Seine Mutter sagt im Herbst: "Die Äpfel sind reif." Der Sohn antwortet: "Wir könnten mal den Apfelbaum fällen." Jochen Schmidt versucht, einen Brief an Tante Christa zu schreiben, aber ihm geht nach "Liebe Tante Christa" schon der Schwung aus. Mehrere Brief-Entwürfe werden immer wieder gemacht und verworfen – sehr zur Freude des Lesers und Zuhörers, denn die Briefe an Tante Christa sind sehr lustig, ach was: absurd. Wer Berlin kennt und liebt, wird dieses Buch wieder und wieder lesen und die CD nicht mehr aus der Stereoanlage nehmen, denn nicht nur die Texte selbst sind bauchweh-lustig, sondern auch der Berlin-Sprech der Autoren äußerst unterhaltsam. Und wer Berlin nicht kennt, der wird es auf der Chaussee der Enthusiasten eben kennen lernen. Steht im Bücherregal zwischen: den Max-Goldt-Büchern und Hörbüchern von Heinz Strunk.

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