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Es ist ganz leicht? Heike Makatsch will globale wirtschaftliche Zusammenhänge verstehen

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Angestrichen: Ich reise nach Afrika, um das Dickicht globaler wirtschaftlicher Zusammenhänge zu durchdringen. Daß in der Dritten Welt Armut herrscht und die Industriestaaten eine Menge damit zu tun haben, wissen wir alle. Wodurch genau jedoch die Kluft zwischen Arm und Reich tagtäglich erhalten, wenn nicht sogar verschärft wird, bleibt den meisten Menschen hinter einem Schleier von Ahnungen verborgen. Mir auch.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wo steht das denn: In einem Text, den Heike Makatsch in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung geschrieben hat. Heike Makatsch unterstützt die Kampagne „Make Trade Fair“, mit der sich die Hilfsorganisation Oxfam International für gerechte Regeln des Welthandels einsetzt. Deshalb ist sie mit Oxfam, die über die Erlöse ihrer Secondhand-Shops Entwicklungshilfeprojekte finanzieren, nach Ghana gereist, um sich „stärker mit dem Thema des fairen Handels in einer globalisierten Welt zu befassen“ und um von Bauern in Ghana etwas über unsere Welt zu lernen. Sehr viel lernt der Leser allerdings nicht durch diesen Tagebuchtext von Heike Makatsch. Seit der internationale Währungsfond (IWF) seine Kredite an Bedingzungen koppelt, werden die Bauern in Ghana vom Staat nicht mehr subventioniert. Deshalb ist amerikanischer Reis in Ghana billiger als der aus Ghana und ebenso die amerikanische Baumwolle, denn amerikanische Bauern und genauso die Bauern in Europa werden massiv unterstützt. Durch die Subventionen sinken zudem die Weltmarktpreise – für die Bauern aus Ghana ist es unmöglich wettbewerbsfähig zu produzieren. Viel mehr als das erfährt man in dem Text leider nicht. Aber warum die Regierung in Ghana ihre Bauern nicht unterstützt, das weiß Heike Makatsch auch nicht. Dazu schreibt sie nur: das „hat sicherlich seine unerfreulichen Gründe“. Ein bisschen genauer wäre schon schön gewesen. Zum Beispiel, dass eine Auflage des IWFs die Reduzierung der Staatsschulden ist, weswegen Staaten in der Regel als erstes Subventionen und Sozialausgaben streichen, was zu noch mehr Armut führt. Und auch von den internen Problemen Ghanas und den umfassenden Bemühungen der seit 2004 amtierenden Regierung, Korruption und Armut zu bekämpfen, kein Wort. Stattdessen mal wieder arme Bauern, die aber trotzdem glücklich sind und zu Ehren der Besucher ein Fest feiern und ein Gitarrist, der –wie könnte es anders sein - den Rhythmus im Blut hat. Und am Ende, daheim am Prenzlauer Berg, die Erkenntnis: „Den meisten Menschen geht es schlechter. So ist es nun mal. Soziale Ungerechtigkeit zu überwinden ist ein langer Weg. Fairer Welthandel besitzt das Potential, Millionen Menschen Schritte aus der Armut zu ermöglichen.“ Aber statt nun ein Plädoyer für fair gehandelte Produkte wie Kaffee und Schokolade zu halten, wodurch vielen Menschen ein lebenswürdiges Dasein gesichert wird, und dabei noch einmal zu erklären, warum Fair Trade tatsächlich vielen Menschen hilft, oder daran zu appellieren, statt des teueren Fummels ein T-Shirt zu kaufen, das unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurde, empfiehlt Heike Makatsch lediglich: „Wenn nächste Saison der überquellende Kleiderschrank mit neuer Ware aufgestockt wird, einfach die „bootcut“-Jeans, die man auf keinen Fall mehr tragen kann, zum nächstgelegenen Oxfam-Shop bringen. Es ist ganz leicht.“ Das, möchte man Heike Makatsch zurufen, ist höchstens ein Anfang. Foto: dpa

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