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Cover: Rowohlt / Ravensburger angestrichen: Zwei Höhepunkte gab es am Tag. Wenn die Mutter den kleinen Bruder gefüttert hatte und ich den restlichen Brei aus seinem Gesicht lecken durfte. Und wenn der Großvater am Abend ein Buch aus dem riesigen Regal zog und ich mich unter seinem Schreibtisch in meine Höhle verkriechen konnte. Dort war es heimelig und warm, und nur eine sonore Stimme mit leicht thüringischem Akzent war zu vernehmen. Wo steht das denn? Klaus Bednarz beschreibt in "Verführung zum Lesen", warum er noch heute ein großer Märchen-Fan ist. Smudo erzählt im selben Band, wie er zu "Drive to Win", einem Handbuch für Rennfahrer von Carroll Smith, gekommen ist – nämlich auf der Suche nach mehr Informationen zu Computerrennspielen. Frédéric Beigbeder liebt Marcel Prousts "Die Suche nach der verlorenen Zeit", weil der uns lehrt, dass Zeit gar nicht existiert und alles nur aus einzelnen Erinnerungen besteht. Ephraim Kishon erkennt, dass er ganz zufällig in die Fußstapfen des Humoristen Franz Molnar getreten ist und nennt ihn fortan einen Seelenverwandten. So verraten in "Verführung zum Lesen" insgesamt 52 Prominente, warum ihre Leidenschaft das Lesen ist und wollen jene, die (noch) nicht lesen, mit dieser Leidenschaft infizieren. Wer jetzt aber gar nicht weiß, wo überhaupt am besten anzufangen ist, dem legt Manfred Mai "Das Literatur-Lesebuch" in den Schoß. Er hat Auszüge aus 86 Werken deutscher Schriftsteller der vergangenen Jahrhunderte zusammengestellt und von Stefanie Harjes illustrieren lassen. Der Inhalt liest sich wie der Lehrplan von 13 Jahren Deutschunterricht: mit Walther von der Vogelweide geht es los. Erich Kästner, Lessing, Goethe und Schiller, Novalis, Heine, Theodor Storm und Fontane, Christian Morgenstern, die Manns, Hermann Hesse, Bertold Brecht, Max Frisch – sie alle sind da. Und die Liste wird dann von zwei Autorinnen der jüngsten Gegenwart – Karen Duve und Jana Hensel – vervollständigt. Aber da sich die Auswahl immer nur auf ein paar Seiten aus jedem Werk beschränkt und das gesamte Buch aufwändig illustriert ist, machen die Ausschnitte Lust auf mehr und soll so Lesebeginner schnell zu Lesefans machen. Stehen im Bücherregal zwischen: Der Pflichtlektüre, die die Deutschlehrerin auch in diesem Halbjahr wieder verordnet hat, und dem eigenen Lieblingsbuch, das schon ganz zerlesen ist. Wenn das Anliegen von "Verführung zum Lesen" und dem "Literatur-Lesebuch" funktioniert, dann wird die Seite mit den Lieblingsbüchern sehr schnell mehr und mehr im Bücherregal einnehmen. "Verführung zum Lesen", herausgegeben von Uwe Naumann und erschienen bei rororo. 235 Seiten, 5 Euro. "Das Literatur-Lesebuch" von Manfred Mai. Erschienen im Ravensburger Buchverlag. 252 Seiten mit Illustrationen von Stefanie Harjes, 16 Euro 95.

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