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Keine Lust aufs Leben

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Cover: Reprodukt Verlag angestrichen: Man kann ein großer Künstler sein und ein Riesenarsch... Man kann sehr schöne Sachen schaffen und gleichzeitig ziemlich hässlich sein. Man kann die ganze Schönheit der Welt auf dem Papier einfangen, aber niemals zu ihr gehören... Es ist seltsam: Wie kann das, was man macht, so über das hinausragen, was man ist? Wo steht das denn? Im "combat ordinaire", dem alltäglichen Kampf. So hat Manu Larcenet seine Comicreihe genannt, in der er sich mit dem großen Rätsel beschäftigt: dem Leben – wenn es gerade an jenem heiklen Punkt angelangt ist, an dem man nicht mehr reift, aber noch nicht welkt. An dem man nicht mehr wächst, aber noch nicht altert. Jene Zeit irgendwo zwischen 25 und 35 also, die furcht- und wunderbar ist, weil alles noch möglich erscheint, aber schon die Ahnung besteht, dass nicht alles möglich ist. Diese Zeit, in der soviel passiert, und dann noch gleichzeitig: ein Beruf, der kein Job mehr ist, eine Beziehung, die länger dauert als alle zuvor, ein Leben, in dem plötzlich Fragen nach Antwort drängen, die man sich nie vorher gestellt hat – Karriere? Zusammenziehen? Kinder? Altersvorsorge? Was heißt das, Erfolg im Leben, und was ist man bereit, dafür zu opfern? Und sollte man nicht endlich mal aus der gemütlichen, aber schrottigen Bude ausziehen und was richtiges suchen? Marco heißt der Held von Larcenets Comicreihe, und er steckt mittendrin in dieser Zeit der Panik und der Hoffnung. Er ist Ende 20 und Fotojournalist, raucht mit seinem Bruder für sein Leben gerne Gras, läuft vor den Kinderwünschen seiner Freundin davon und seine Eltern sagen ihm, er sähe ja furchtbar dünn aus, wenn er zu Besuch kommt. Er hat die ersten großen Aufträge schon hinter sich, aber irgendwie das Gefühl, dass es das noch nicht war, was er eigentlich wollte. Er schmeißt deswegen seinen Job hin, weil er keine Lust mehr darauf hat, obwohl ihm Fotografie alles bedeutet. Und manchmal hat er einfach Panikattacken, dann zeichnet der feine Zeichner Manu Larcenet seine Augen ganz groß und weiß, mit fliegend-zitternden Rändern. Marco ist ein Mensch, der sich am liebsten vor diesem Leben versteckt, dass man erwachsen nennt – aber genau weiß, dass er davor nicht davon laufen kann. Manu Larcenet hat die Geschichte dieses Marco gezeichnet, in wunderbar dichten Bildern, die einen noch lange begleiten, wenn man diesen Comic schon längst zugeklappt hat. Der Zeichner hat für den ersten Band von "Der alltägliche Kampf" im vergangenen Jahr den Preis für das beste Album auf dem internationalen Comic-Festival Angoulême bekommen, inzwischen ist in Deutschland auch der zweite Band, "Der alltägliche Kampf – Belanglosigkeiten" erschienen. Es sind Comics, die sich lohnen, in jeder Hinsicht – zum Ansehen, zum Lesen, zum Nachfühlen. Stehen im Bücherregal zwischen: Einem schönen und schweren Foto-Band und dem auch ganz ordentlichen Comic "Die Kosmonauten der Zukunft", den Manu Larcenet zusammen mit Lewis Trondheim gemacht hat - und von dem kommt eine feine Einschätzung von seinem Zeichen-Freund: "Manu Larcenet ist jemand, der Furzwettbewerbe nicht leiden kann." "Der alltägliche Kampf" von Manu Larcenet. Band Eins, "Der tägliche Kampf“, 56 Seiten, 13 Euro. Band Zwei, "Der alltägliche Kampf – Belanglosigkeiten“, 64 Seiten, 13 Euro. Erschienen im Verlag Reprodukt.

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