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Oh mein Gott, du willst Kunst studieren?

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Angestrichen:
I found this in your room, we need to talk.  

Wo steht das?
Auf dem Motiv einer Anzeigenserie des College for Creative Studies in Detroit.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Um was geht es da?
Darum, dass es immer noch Durchsetzungsvermögen braucht, sich für ein Studium zu entscheiden, das mit Kunst zu tun hat, weil viele Eltern immer noch denken, dass alles Kreative den Mensch direktemang in die Sackgasse führt.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die kleine Fotokampagne, die nur in Detroit zu sehen ist, wird viel gelobt, weil sie die Sorgen der Eltern angenehm überhöht. Je nach Motiv sitzen die Erwachsenen da und präsentieren ihre sorgenvollste Miene. Das wirkt überzeichnet, aber viele Kunststudenten kennen genau solche Reaktionen der Eltern. Die Gesichter werden zu Fragezeichen. Es gibt Geschichten von Eltern, die ihre Kinder mit hohem Aufwand von einer anderen Entscheidung überzeugen wollen. Wie zufällig tauchen dann Menschen aus dem entfernteren Bekanntenkreis im Haus auf, um mal, ganz nebenbei, von den Vorteilen und den Gestaltungsmöglichkeiten in einem Ingenieursstudium zu erzählen. Manche Eltern entwickeln wahrhaft missionarischen Eifer und reagieren auf die Ansage, Schauspiel oder Kunst oder Design studieren zu wollen so entsetzt, als gestehe Sohn oder Tochter eine schlimme Abhängigkeit von einer Droge. Auf solche Momente spielen die Kampagnenmotive an. 

Selbstverständlich läuft es nicht in jeder Familie so ab und wahrscheinlich sind die Zeiten, in denen Eltern ihren Kindern den Beruf diktierten schon sehr lange vorbei. Und doch können viele Mütter und Väter das Misstrauen nicht verbergen, das sie beschleicht, wenn Tochter oder Sohn von einer kreativen Zukunft träumt. In einem Blog, der die Kampagne kürzlich aufgriff, kommentiert ein Künstler, dass die Nachdenklichkeit der Eltern durchaus angebracht sein könnte. Man solle sich sehr wohl überlegen, ob ein Kunststudium das richtige sei. Er glaubt nicht, dass es besonders klug ist, für 160.000 Dollar Studiengebühr vier Jahre an ein Kunst-College zu gehen. Er empfiehlt vielmehr, das Geld zu sparen und sich das Wissen auf eigene Faust anzueignen:  

These ads can be taken the other way. You are gonna end up owing $160,000 for four years of art education that you won’t be able to pay back. Your credit will be ruined, You might spend so much time working other jobs to pay your debt back that you won’t be able to make art. Art isn’t a sham, art school is. Move to an urban center, go to galleries, use the internet, meet artists and do your research. A fraction of the cost of an art school education will take you further if applied to studio rent, supplies, and travel. This message has been brought to you by an artist who studied painting at a state public university on a full scholarship. If I had come out in debt, I wouldnt be able to make my own work and I wouldnt have started a gallery to show other artists work.

In Deutschland sind die Bedingungen andere, unter anderem deshalb, weil es keine derart hohen Studiengebühren gibt. Aber weniger Entschlossenheit kostet es wohl auch hier nicht, sich für das zu entscheiden, das man gerne macht – auch wenn die Aussichten auf ein geregeltes Einkommen alles andere als sicher sind. Mut war vermutlich schon immer eine typische Eigenschaft eines guten Künstlers. 

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