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One Day in History – Historymatters.org.uk startet das größte Weblog aller Zeiten

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“Der Gedanke, dass jemand aus dem Jahr 2132 einen kleinen Abschnitt aus meinem Alltag lesen könnte, ist schon aufregend. Ehrlich gesagt bin ich mir aber gar nicht sicher, ob es 2132 noch einen Planeten Erde geben wird – geschweige denn Menschen, die dies lesen könnten.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wo steht das? Im Eintrag der 15-jährigen Cheryl O’Brien, die sich gemeinsam mit unzähligen anderen am One Day in History-Projekt beteiligt hat – ein Massenblog, der als größter nationaler Weblogeintrag in der Britischen Nationalbibliothek archiviert werden soll. Zu diesem Zweck wurde der 17. Oktober 2006 dokumentiert. Die Aktion ist Teil einer Art interaktiver Geschichtsforschungs-Kampagne unter dem Motto „Pass it on“, die das Bewusstsein für Geschichte als Identitätsgrundlage der eigenen Kultur fördern soll. Ausrichter der Kampagne ist die Initiative History Matters, die von Historikerfakultäten Englands und Wales’ gegründet wurde und von Organisationen wie zum Beispiel der BBC unterstützt wird. Es sollen für zukünftige Generationen aufschlussreiche Alltagsinhalte gesammelt werden, in dem der ganz normale Brite ihm bedeutsame Fotos oder Statements hochlädt, von denen die Nachwelt erfahren und lernen soll. Die Historiker der Zukunft – vorausgesetzt, es sind noch welche da - werden sich durch zahllose Banalitätsprotokolle dieses 17. Oktober 2006 in ewig gleichem Rhythmus ackern müssen: „Um 7:00h aufgestanden, Zähne geputzt, dann runter zum Frühstück...“ Hier und da finden sich jedoch auch überraschende Fragestellungen: “Könnten die Römer schneller um St. Albans herumgefuhrwerkt sein als ich heute morgen mit meinem Motorrad durch die überfüllte Altstadt gekrochen bin?“ Die Dokumentation des Alltags von heute für Generationen von morgen ist ein schöner Gedanke, der sicher in der derzeit noch begrenzten Haltbarkeit digitaler Datenträger seine Schranken findet. Und auch sonst scheint der nachhaltige Charakter der Aktion eher vorgeschoben zu sein – schon die recht modisch-anbiedernde Erscheinung erweckt den Eindruck, die englisch-walisischen Geschichtswissenschaften brauchten dringend eine Verjüngungskur für ihr naturgemäß leicht angestaubtes Image. Dass die Aktion den Rest Großbritanniens beziehungsweise Europas und der übrigen Welt ausschließt, mag im Interesse der Übersichtlichkeit geschehen. Das wäre dann vermutlich auch ein bisschen zu viel Alltag für einen Tag. Foto: historymatters.org.uk

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