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"Punk's finally dead!" - Das CBGB zieht um

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Angestrichen: "Ich nehm' den Tresen mit, die Bühne - Ich nehm' sogar das Pissoir mit, in das Joey Ramone mit mir gepisst hat. Ich werd' verflucht viele Dinge mitnehmen - einfach alles, was diesen Ort zum CBGB macht." Wer sagt das? Hilly Kristal, der Gründer und Besitzer des berühmtesten Punkrock-Schuppens der Welt, CBGB & OMFUG. Der 74-Jährige kämpft seit fast zwei Jahren um den Erhalt des Clubs - und gegen Vermieter, Gebäude- und Stadtverwaltung. Die machen nämlich Stunk. Das liegt zum einen daran, dass Kristal die Miete nur dann zahlt, wenn ihn jemand explizit dazu auffordert. Zum anderen ist Hilly Kristal auch einfach nicht der Typ, der Stunk aus dem Weg geht. Seit im letztem Sommer sein alter Pachtvertrag ausgelaufen ist, hat sich der Mietpreis verdoppelt. Weil gleichzeitig aber immer weniger Leute den Club besuchen, immer weniger Kultbands auf seiner Bühne entdeckt werden und das CBGB-Finanzpolster noch nie sonderlich dick war, brachte die Mieterhöhung die Existenz des Clubs gehörig ins Wanken.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Hilly Kristal räumt auf: Hier in den Siebzigerjahren Kristal hat reagiert: Er startete die "Save CBGB"-Kampagne und versuchte, den Club unter eine Art Denkmalschutz zu stellen. Er drohte gar damit, das CBGB zu schließen und in Las Vegas als Museum zu eröffnen. Sein Engagement und die Unterschriften von Tausenden Anhängern haben nichts genützt: Am 30. September wird das CBGB endgültig zumachen. "Nachdem es 30 Jahre lang so viele versucht haben, wird Punk nun endgültig getötet", trauert das New York Magazine. Kristal kam in den Fünfzigerjahren als Folksänger nach New York. Er arbeitete in verschiedenen Clubs, bevor er 1973 das CBGB & OMFUG aufmachte, als einen Club für "Country, Bluegrass and Blues". Bald schon wurde die Location zum Szenetreff für wilde, experimentelle Rockmusik. Patti Smith, Television und die Talking Heads traten im CBGB auf, The Ramones spielten hier ihren ersten Gig. Hilly Kristal promotete einige erfolglose Bands, gründete einen Radiosender und eine Pizzeria. Finanziell blieb der Erfolg aus, obwohl sein Club als Punkrock-Tempel weltweit bekannt war. Kristals notorische Kauzigkeit und die Ablehnung jeglicher Neuerungen (Duft-Spender für die Toiletten? "Nö, wir mögen den Gestank hier!") haben das CBGB zu dem gemacht, was es heute, trotz Touristenpublikum aus aller Welt, immer noch ist: Ein muffiges Kleinod der Musikgeschichte. "Punk's dead" hin oder her - Die Drohung mit Las Vegas macht Hilly Kristal wahr: 2008 soll der Club dort wiedereröffnet werden. Ob Kristal den Zauber der alten Punkrock-Tage konservieren und das CBGB als Museum eröffnen wird oder ob er den Club als kränkelnden Alt-Kultschuppen weiter betreiben will, hat er noch nicht verraten. Foto: www.cbgb.com

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