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Rumsfelds Ray Gun – Mikrowellenwaffe an Menschen getestet

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Angestrichen: „Testpersonen reagieren mitunter mit Schutzbewegungen über Augen und Gesicht, um zu versuchen weiterer Bestrahlung besser standzuhalten. Manche Hautarten (z. B. Augenlider) könnten empfindlicher auf thermische Schäden reagieren als andere, so dass ein geringes Schadensrisiko (kleine Bläschen) bei Testpersonen mit höherer Schmerztoleranz besteht.“ Wo steht das denn? In dem Versuchsprotokoll „Der Einsatz des ADS im maritimen Feld“ aus der Testreihe „Auswirkungen der ADS-Strahlenwaffe am Menschen“ des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Schon seit Jahren kursieren in zahlreichen Blogs und der Presse Gerüchte über geheimnisvolle Superwaffen der US-Armee. Im August diesen Jahres wies die Sendung „Report“ gemeinsam mit der Nicht-Regierungsorganisation Medico International nach, dass die schwarz verbrannten Toten im Libanon nicht wie behauptet Opfer einer chemischen Waffe waren. Seitdem brodelt die Gerüchteküche um die geheime Waffensysteme umso heftiger. Seit Mitte der 80er Jahre arbeiteten Forscher der amerikanischen Luftwaffe an der Entwicklung einer nicht-tödlichen Mikrowellenkanone. Laut dem US-Militär war das ADS schon Anfang 2006 einsatzbereit und sollte, so die Absicht, auch schon im vergangenen Sommer im Irak zum Einsatz kommen. Dieser Einsatz wurde jedoch zugunsten einer Testreihe an Menschen verschoben, deren Versuchsprotokolle vom Verteidigungsministerium nun zur Einsicht freigegeben wurden. Kritiker empören sich seit Jahren über die Entwicklung der Mikrowellenwaffe, da ihre Risiken nicht kalkulierbar seien und ihr Einsatz schwer abzusehende Folgen haben könnte. Das amerikanische Technikmagazin Wired berichtet in dieser Woche, dass die Waffe nunmehr fertig gestellt und ausgiebig an Menschen getestet wurde. Wird ein Mensch mit dem ADS beschossen (oder „besendet“, wie die Experten sagen), treten augenblicklich extreme Schmerzreaktionen des Körpers auf. Man fühlt sich, so die Berichte der Testpersonen, als würde man für eine Sekunde in geschmolzene Lava getaucht. Ein Stechen, Vibrieren und Reißen und das Gefühl gegrillt zu werden lassen das Opfer vor Schmerz beinahe zusammenbrechen. Stattdessen taumelt es rückwärts und flüchtet instinktiv von der unsichtbaren Schmerzquelle. Genau dieses Verhalten soll mit ADS erzielt werden, zum Beispiel um unkontrollierbare, aufgebrachte Menschenmengen in Krisengebieten aufzulösen. ADS steht für „Active Denial System“. Der Name bezieht sich sowohl auf die aktive Vertreibung als auch auf die kaum nachweisbaren Spuren eines Einsatzes der Waffe. Mikrowellen sind unsichtbar, und wenn die Waffe nach den Vorgaben des Herstellers Raytheon eingesetzt wird, sind auch die hervorgerufenen Symptome des elektromagnetischen Beschusses im Nachhinein nur schwer nachzuweisen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Doch auch hierzulande hat die mysteriöse Strahlenwaffe schon ihre Spuren hinterlassen, beziehungsweise nicht hinterlassen. Die Website der Interessengemeinschaft der Opfer von Elektro-Waffen, mikrowellenterror.de, berichtete im August, dass eine ADS-Miniversion mit dem Namen „Silent Guardian“ nunmehr offiziell beim Hersteller Raytheon Missile Systems erhältlich sei. Mikrowellenterror.de weist seit Jahren auf tatsächlich stattfindenden Terror mit Mikrowellenwaffen hin und hat nach eigenen Angaben eine „organisierte High-Tech-Kriminalität“ in Deutschland ausgemacht. Es werden, so geht aus den zahllosen Einträgen des Userforums der Interessengemeinschaft hervor, täglich Menschen in Deutschland Opfer eines Angriffs durch Mikrowellenwaffen. Menschen, denen aus Hass, Rache oder Neid das Leben zur Hölle gemacht werden soll. Das klingt nach wildester Internet-Verschwörungstheorie. Jedoch ist selbst die Schutzkommission beim Bundesminister des Innern schon seit Jahren auf dem Laufenden. Die Kommission ist seit 1951 mit der wissenschaftlichen Beratung des Bundesinnenministeriums bei Katastrophen und anderen Bedrohungen betraut. In unregelmäßigen Abständen veröffentlicht die Kommission seit 1996 ihre sogenannten „Gefahrenberichte“. In ihrem Zweiten Gefahrenbericht von 2001 heißt es: „Zunehmende Aufmerksamkeit ist den sogenannten HPM-Quellen (HPMWaffen) zu widmen (HPM: High Power Microwave), deren Bedeutung und Entwicklung relativ jung sind, wie die einschlägigen Veröffentlichungen belegen.“ Im Januar 2003 bestätigt ein Schreiben vom Bundeskriminalamt: „Der Einsatz von Mikrowellen als Mittel zur Schädigung Dritter wird seitens des BKA aufmerksam beobachtet.“ Trotzdem tauchten die sich laut mikrowellenterror.de häufenden Strafanzeigen der Opfer bis 2004 in keiner Kriminalstatistik auf. Wer noch mehr über die neue Waffengattung und ihre Gefahren lernen möchte, dem seien die folgenden Links zur Eigenrecherche empfohlen: Interessenverband der Opfer von Elektro-Waffen Forum der Interessengemeinschaft der Opfer von Elektro-Waffen Werbematerial zum Silent Guardian Protection System Zweiter Gefahrenbericht der Schutzkommission beim Bundesminister des Innern Artikel in der Süddeutschen Zeitung Artikel in Wired Alle Fotos: United States Department of Defense

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