Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Textmarker: Essenlesen - Supermarktweine

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

Alles ganz einfach, sagt Till Ehrlich in seinem Plädoyer für Supermarktweine. Seine Sprache erinnert an das, was auch auf den Etiketten der beschriebenen Weine aus dem Supermarktregal steht: "Genießen Sie einen exzellent-fruchtigen Begleiter zu Fisch und leichten Geflügelgerichten." Ein bisschen schlicht, ein bisschen pathetisch und vor allem: pragmatisch, das ist der kleine Leitfaden "Die besten Supermarktweine".

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

1000 Weine aus allen bekannten Ladenketten hat Ehrlich getestet, 100 Sorten empfiehlt er zum Kauf. Juhu, eine Orientierung, und hinten ein Register nach Supermärkten!, ist der erste Gedanke. Auch der Ansatz des Buches, uns zu helfen unseren eigenen "Weingeschmack zu entdecken" und im "Irrgarten der Preise, Flaschen und Etiketten" und "der Anonymität der Märkte eine vernünftige Flasche zu finden, die sie mit Freude trinken können", klingt vernünftig. Irritationen treten auf, als der Autor über zwei Seiten lang verschiedene Märkte definiert und Supermärkte von SB-Warenmärkten abgrenzt. Zum einen erinnert das an Uni-Hausarbeiten, zum anderen wollten wir wissen, wo es für einen mittleren finanziellen Einsatz gute Getränke gibt, und nicht, was definitorisch den Biomarkt vom Discounter unterscheidet. Doch vorerst geht es weiter mit Definitionen: die Weine mit Preisen zwischen drei und 20 Euro werden von Ehrlich in "Solide, ansprechend", "Anspruchsvoller" und "Gut" unterteilt, nicht ohne den logischen aber deprimierenden Vermerk, dass Letztere im Supermarkt sehr selten seien. Bewertet werden die Weine nach Harmonie, geschmacklicher Abwechslung und Trinkbarkeit. Bevor es an die einzelnen Weine geht, vermittelt Ehrlich Basiswissen für Wein. Er erklärt, dass Supermarktweine meist für sofortigen Genuss gedacht sind und deswegen nicht sonderlich lange gelagert werden sollten. Oder warum Weine bei längerer Aufbewahrung liegen müssen: damit der Wein vor Luft geschützt wird und länger haltbar ist, muss der Korken feucht bleiben. Die getesteten Weine sind sortiert nach Weißwein, Rosé, Rotwein und Schaumwein und innerhalb der Weinsorten nach Ländern geordnet. Zu jedem Wein gibt es einen kurzen Absatz, in dem Ehrlich die Gegend, aus der die Weine stammen, erläutert, welches Aroma sie haben und woher das kommt. Zwar wird auch in "Die besten Supermarktweine" nicht auf das übliche Weinvokabular ("leicht zitronig" bis "wuchtig") nicht verzichtet, hält sich aber in einem für Laien verständlichen Rahmen. Sympathisch: ein Grundmaß an Pragmatik durchzieht das ganze Buch. Ein Bewertungsaspekt für Trinkbarkeit war, ob man am nächsten Tag Kopfschmerzen hat, wenn man zu zweit eine Flasche vom jeweiligen Wein trinkt. Ein Widerspruch zieht sich durch das gesamte Buch: gerade weil es für Leute geschrieben ist, die wahrscheinlich ohnehin keinen Weinhändler haben, sondern samstags einfach eine Flasche in den Einkaufswagen zu Joghurt und Klopapier packen, ist die dauernde Betonung, dass es gar nicht schlimm ist, im Supermarkt Weine zu kaufen, ein bisschen anstrengend. Dennoch bleibt das Buch das, als was es konzipiert ist: eine knappe Einführung und ein Leitfaden durch den Regaldschungel. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Die besten Supermarktweine von Till Ehrlich. Erschienen im Graefe und Unzer Verlag, 128 Seiten, 6,90 Euro

  • teilen
  • schließen