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Überlebenstipps für die Uni

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Angestrichen: „Kaum kannst du sie nicht mehr genießen, vermisst du sie – Mamas Küche. Noch vor Kurzem hat dich deine Mama genervt, wenn sie sich darüber beklagt hat, dass du ihr Essen zu wenig würdigst und auch mal Dankeschön fürs Kochen sagen könntest. Mittlerweile würdest du alles dafür geben, dass sie in deinem neuen Zuhause am Herd steht und dich bekocht.“ Wo steht das denn? In dem neuen Buch "Survival-Tipps für Studienanfänger", dem anderen Ratgeber von Studenten für Studenten. Die sechs Studenten Christa, Anna, Muriel, Markus, Irene und Sebastian (kurz: CAMMIS) studieren zusammen im vierten Semester an der Universität Sankt Gallen in der Schweiz. Zu Beginn ihres Studiums haben ihnen, wie wahrscheinlich so manchem Studienanfänger, viele Themen im neuen Studentendasein das Leben schwer gemacht. Diese haben sie sich gut gemerkt, um sie jetzt zusammen aufzuschreiben und daraus das Buch „Survival-Tipps für Studienanfänger“ zu basteln. Die sechs BWL- und Jurastudenten wollen damit die vielen Fragen der Erstsemester beantworten und liefern den Beweis, dass dieser Versuch auch in die Hose gehen kann. Durch den Ratgeber begleitet wird man in einer kleinen romanartigen Geschichte von Mona, einer Studienanfängerin, deren Naivität wohl stellvertretend für all diejenigen stehen soll, die in diesem Ratgeber eine Fülle sinnvoller Ratschläge erwarten. Denn die pseudo-romantischen Erlebnisse Monas, die gleich an ihrem ersten Uni-Tag mit dem „wahnsinnig gut aussehenden und zugleich heldenhaften Italiener Vinci“ zusammenkommt, den sie auf der verzweifelten Suche nach dem richtigen Hörsaal auf dem Gang kennenlernt, wirken in einem Ratgeber für Studenten ziemlich fehl am Platz. Mona macht immer erstmal alles falsch, durch Zufall und Glück wendet sich dann aber doch immer alles zum Guten. Wie im richtigen Studentenleben eben! Die comicähnlichen Illustrationen von Yves Erne verstärken dabei nur den kindischen Charakter der Geschichte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

„Das warme Nest verlassen“, „Falsche Ernährung und ihre Folgen“ und „Freizeit – oder wie man sich die Zeit vertreiben kann“ - das soll nur ein kleiner Auszug von Kapiteln sein, die mit dem Beginn des Uni-Lebens nur sehr entfernt zu tun haben und die außerdem eine relativ ausgeprägte Unselbständigkeit der Leser voraussetzen. Abgeschlossen werden die einzelnen Kapitel jeweils durch ein Fazit und die zusammenfassenden Tipps. Fühlt man sich einsam und vermisst man seine alten Schulfreunde, sollte man eine StudiVZ-Gruppe gründen. Die Tipps sind von Studenten für Studenten, was lediglich bei den Ratschlägen zur Semesterplanung oder dem Lernmanagement angebracht erscheint. Wahrscheinlich wurden auch deshalb zu den restlichen Kapiteln Expertenmeinungen eingeholt, die beim Lesen allerdings eher als Randnotiz wahrgenommen werden. Die „Survival-Tipps für Studienanfänger“ verkommen in einem großen Teil der Kapitel zu einer Hilfe für Schulabgänger, die in ihrem Leben bislang nichts außer dem vertrauten Zuhause kennengelernt haben. „Ist das, was ich daheim von meinen Eltern gelernt habe, wirklich immer richtig?“ – stellt man sich solche Fragen zum Studienbeginn nicht ein bisschen spät? Das Kapitel „Von Turteltäubchen und anderen Vögel(n)“ setzt dem Ganzen die Krone auf. Die „Do’s & Dont’s, die dir als Wegweiser in der großen weiten Studenten-Lovelife-Welt dienen können“ senken die Seriosität des Ratgebers endgültig auf eine klischeehafte und fast schon pubertäre Ebene. Unter der Rubrik „Wie ihr euch findet“ wird erklärt, dass ein heißer Flirt bei einer Gruppenarbeit oder wildes Tanzen im Studentenclub ideal sind, um die große Liebe oder den One-Night-Stand-Partner kennenzulernen. Eine Affäre mit dem Professor wird zwar tendenziell weniger empfohlen, dafür aber umso mehr der Quickie auf der Uni-Toilette. Unter der Rubrik „Wie ihr euch wieder trennt“ wird dann diskutiert, inwieweit es zu empfehlen ist, eine Beziehung per SMS zu beenden. Auch wenn das Buch ein paar nützliche Ratschläge, einige ganz lustige Tests und sogar so manchen informativen Beitrag enthält, sein Ziel verfehlt es mehr als deutlich und darum ist mein abschließender Tipp: Spart euch das Geld lieber für die Studiengebühren, denn da führt schließlich kein Weg dran vorbei – an diesem Buch schon. CAMMIS, "Survival-Tipps für Studienanfänger", Ariston im Heinrich Hugendubel Verlag, 192 Seiten, 9,95 Euro.

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