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Verdammt in der Pubertäts-Hölle

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Für wen? Für die kleine Schwester in der Pubertäts-Hölle. Angestrichen: Zuerst mal, sagte Nick, musst du dir die Nase brechen lassen. Warum?, wollte ich wissen. Weil, wenn du sie dir einmal brichst, kann dir niemand mehr in den Arsch treten. Echt?, fragte ich. Na ja, außer, sie hatten auch schon mal die Nase gebrochen. Aber das haben die wenigsten. Die meisten großen Kerle hatten noch nie die Nase gebrochen. Warum?, fragte ich wieder. Weil sie wahrscheinlich schon immer groß waren und sich nie jemand mit ihnen angelegt hat, klar? Also haben sie vermutlich noch nie richtig einen auf die Mütze gekriegt. Was für Leute wie uns ganz großartig ist. Das gleicht es aus, sagte er. Dass sie noch nie die Nase gebrochen hatten und du schon. Ich kapier das immer noch nicht, sagte ich. Wo steht das denn? In Joe Menos „Verdammte Helden“. Brian ist 17, geht in die elfte Klasse und ist in seine beste Freundin Gretchen verliebt. Er würde gerne mit ihr auf den Abschlussball gehen, wäre sie nicht immer so ruppig, und gäbe es da nicht dieses verdammte Foto, das beim Ball von jedem Pärchen gemacht wird. Denn er weiß nicht, ob er wirklich mit Gretchen abgebildet werden will, die dick ist und einen rosa Kurzhaarschnitt zu Piercings und Punk-Kutte trägt. Und bis Brian sich sicher ist, was er will und allen Mut zusammennimmt, sie zu fragen, schlägt er sich mit den perfekten Songs für ein Mixtape herum, das ihr endlich die Augen öffnen soll. Schwierig, wenn die beste Freundin ausschließlich auf Bands wie The Clash oder Social Distortion steht. Bevor sie die Musik entdeckt haben, waren beide Randfiguren ihrer High School, Gretchen, weil sie dick ist und Brian, weil er vor lauter Schüchternheit den Mund nicht aufkriegt. Nun haben sie den Aufstieg geschafft und gehören im High-School-Kosmos zu den Freaks - den komischen Typen, mit denen man sich besser nicht anlegt. Die selben Probleme haben sie immer noch: Gretchen ist auch mit neuer Frisur noch dick und Brian schweigt immer noch am liebsten. Die Freundschaft der beiden funktioniert ohne viele Worte. Mal besser, mal schlechter. Und auch das mit der Liebe läuft nicht ganz so, wie es sich Brian vorgestellt hat. Im Gegensatz zu den typischen High-School-Romanzen, die man von amerikanischen Serien gewohnt ist, hat Joe Meno, der am Columbia College in Chicago Creative Writing unterrichtet, mit „Verdammte Helden“ ein liebenswertes Portrait zweier Außenseiter geschaffen, die sich mit den ambivalenten Gefühlen, Stimmungsumschwüngen und Identitätssuche schwer tun. Wie es eben so ist mitten in der verdammten Pubertäts-Hölle. Steht im Bücherregal zwischen: „High Fidelity“ von Nick Hornby und der Adressenliste der Klassenkameraden.

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