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Wie werde ich Schauspieler?

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Angestrichen: „Wir wollen den Spieltrieb sehen. Der Darsteller muss sich vorstellen, was seine Rolle erleidet, sich dann in diese Situation reinfühlen und dies im eigenen Körper sichtbar werden lassen.“ Wo steht das denn: Das Zitat stammt von Michael Keller, Professor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin, und steht in dem Ratgeber „Traumberuf Schauspieler“ von Ulrike Boldt.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Worum geht es da: Ulrike Boldt, früher Schauspielerin und mittlerweile selbständige Agentin, hat einen Ratgeber als Starthilfe für angehende Schauspieler geschrieben. Boldt versucht, die zukünftigen Darsteller möglichst praxisnah und informativ zu begleiten: Auf jeder Seite kommen Sachverständige wie Michael Keller zu Theater, Fernsehen, Casting oder der Ausbildung an einer Schauspielschule zu Wort. Da ist zum Beispiel der Leiter der Zentralen Bühnen-, Fernseh- und Filmvermittlung (ZBF), der Aspiranten nach zweimaliger Absage an der Schauspielschule rät, ihren Berufswunsch eingehend zu überprüfen. Aber auch ein Schüler, der es im vierten Anlauf auf die Schule geschafft hat, und jetzt seinen Traum weiter verfolgt. Eine freundlich optimistische, von „Insiderwissen“ gestützte Grundhaltung wird so vermittelt. Letztendlich aber bleiben von der Faktensammlung aus Ratschlägen und Bewerbungstipps nicht mehr als altbekannte Hinweise- auch auf das möglicherweise traurige Ende vom Lied: Wer es als Schauspieler zu etwas bringen will, muss seiner Sache ganz sicher, diszipliniert, kreativ und äußerst belastbar sein. Nach der Ausbildung aber ist er voraussichtlich die meiste Zeit arbeitslos oder unterbezahlt. Laut Tarifvertrag zwischen dem Deutschen Bühnenverein und der Deutschen Bühnengenossenschaft beträgt die monatliche Mindestgage für ein Engagement am Theater 1550 Euro. „Traumberuf Schauspieler“ ist interessant für jene, die ein erstes Mal auf theoretischer Basis ins Schauspielgewerbe hineinschnuppern wollen. Wer schon mitten drin steckt, macht sowieso weiter- ob mit oder ohne Ratgeber. Angestrichen: Angestrichen: „ Ich kann auf der Bühne so tun, als wäre ich tot, ich kann so tun, als wäre ich verliebt, ich kann aber nicht so tun, als wäre ich nackt. Das muss ich sein. Das ist etwas komplett Reales.“ Wo steht das denn: Diese Aussage stammt von der Schauspielerin Susanne Lothar, aus einem Interview mit Hellmuth Karasek für die Anthologie „Beruf: Schauspieler“.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Worum geht es da: Während sich der Ratgeber von Ulrike Boldt hauptsächlich um Fakten und greifbare Informationen dreht, geht „ Beruf: Schauspieler“ einen großen Schritt weiter: Hier stehen die Schauspieler schon fertig auf der Bühne - aber haben deswegen noch lange nicht ausgelernt. Susanne Lothar, Fritzi Haberlandt, Ulrich Tukur und andere prominente Theatergrößen oder Filmschauspieler geben Auskunft über die Überwindung von privaten Grenzen in ihrem Job. Über die Arbeit, die großen Spaß macht, manchmal aber auch - in Bezug auf die Nacktheit - Erniedrigung bedeutet. Nach Auffassung des Autors Robin Detje bleiben Schauspieler sogar lebenslang „Verkörperungsbeauftragte“, deren Beruf der Prostitution so nahe ist, „dass fast nie darüber geredet wird“. Der Erkenntnisgewinn aus den Reportagen, Essays und Interviews in „Beruf: Schauspieler“ besteht darin, dass man ein Gefühl für den Erlebnischarakter seitens der Darsteller und ihrer Rezipienten bekommt. Kritische Stimmen wie jene von Detje wechseln sich ab mit einem amüsantem Blick auf die Funktion von Aberglauben auf der Bühne. Die aktuelle Unterbeschäftigung einer ganzen Sparte wird in dem Text „Alle Kellner sind Schauspieler“ zum Ausdruck gebracht. Und natürlich vertiefen sich alle Beteiligten in die Analyse von maßgeblichen Stücken, Köpfen und Glücksmomenten des Schauspielgeschäfts. Die Tatsache aber, dass Theaterkritiker, Dramaturgen und Schauspieler in „Beruf: Schauspieler“ unter sich bleiben, macht es zu keinem Schmöker, den man auf einen Sitz durchlesen kann. Eher zu einem interessanten Nachschlagewerk, durch das man einen künstlerisch geschärften Blick auf alle Facetten des Berufs Schauspieler erhält. Traumberuf Schauspieler von Ulrike Boldt, hat 207 Seiten, kostet 14,90 Euro und ist im Henschel-Verlag erschienen. Beruf: Schauspieler von Ulrich Khuon (Hrsg.) ist in der Edition Körber-Stiftung erschienen, hat 359 Seiten und kostet 18 Euro. Hier kannst du dich über den Beruf des Casting Agenten informieren.

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