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Wir sind jetzt: Beruf "Frontfrau" - das weibliche Gesicht des Erfolgs

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Angestrichen: Deutsche Popmusik ist breit gefächert. Und doch hat man zur Zeit sofort Bands mit einer Sängerin vor Augen. Die neue Erfolgswelle des deutschen Pop, sei er nun deutsch- oder englischsprachig, hat ein weibliches Gesicht

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mieze Katz von MIA Wo steht das denn? Im Vorwort des kürzlich erschienenen Buchs „Wir sind jetzt! Frontfrauen im Deutschen Pop“ von Arnt Cobbers. Sofort fallen einem „Wir sind Helden“, „Juli“, „Silbermond“ und „Mia“ ein, aber auch „2raumwohnung“ oder „Annette Louisan“, um nur die bekanntesten zu nennen. Autor Arnt Cobbers fragte sich, wie kommt es, dass plötzlich so viele Frauen popmusizieren und führte Interviews mit 13 Musikerinnen, um ihren Motivationen und Einstellungen auf den Grund zu gehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Judith Holofernes von Wir sind Helden Das große Problem dabei: Arndt Cobbers fragt höchst unspezifisch. Die Interviews stellen zwar die Sängerinnen vor, fragen, wie sie zur Musik kamen, wie sie ihre Musik bezeichnen würde, warum sie auf Deutsch oder Englisch singen, wie sie zur Popkritik stehen, was für sie gute Popmusik ausmacht und natürlich auch, ob es eine Rolle spielt, dass sie Frauen sind. Aber kein Thema – vor allem das, um das es eigentlich gehen sollte - wird vertieft, die Gespräche kratzen an der Oberfläche, die Bands und Musikerinnen werden in keinen Kontext gestellt. Dazwischen finden sich noch Interviews mit Udd Dahmen, dem Direktor der Popakademie Baden-Württemberg, dem Musik-Manager Markus Linde oder Tom Bohne, der bei Universal für alle deutschen Bands verantwortlich ist, die wenig zum Thema „Frauen in der Musik“ beitragen, sondern in denen es etwa darum geht, wie man erkennt, ob jemand das Zeug zum Popstar hat oder ob man Popmusik lernen könne.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Annett Louisan Hinzu kommt: Die wenigsten Frauen machen explizit weibliche Musik oder stellen sich in einen feministischen Kontext oder auch nur die Frage, ob man etwas Besonderes sei als musizierende Frau. Allein Bernadette La Hengst und Christiane Rösinger lehnen den Begriff Frontfrau ab und setzen sich kritisch damit auseinander, weil es Fronatfrauen schon immer gegeben hat, das aber noch lange nicht heißt, dass sie ihre Musik auch selbst komponieren, texten, einspielen und noch viel mehr. Aber genau darum geht es Rösinger, La Hengst und auch den anderen interviewten Frauen: Um die Musik, um eine Band. Sie machen Musik, weil sie eben Musik machen wollen. So wie Jungs auch. Weil sie damit aufgewachsen sind, weil ihnen Popmusik wichtig war und ihr Leben geprägt hat und weil viele schon als Kinder musiziert haben, wie Anja Krabbe, die klassische Gitarre lernte, oder Elke Brauweiler von der Band „Paula“, die Geige, Bratsche und Klavier spielte und im Chor sang. Das Buch gibt daher wenig Einblicke in den Komplex „Frauen in der Popmusik“, sondern ist mehr eine etwas beliebige Bestandsaufnahme der aktuellen deutschen Popmusik, in der die Musikerinnen ausführlich zu Wort kommen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ele Brauweiler von Paula Steht im Regal: Weit abgeschlagen hinter dem großartigen Standardwerk zu diesem Thema: „Rebellinnen. Die Geschichte der Frauen in der Rockmusik“ von Gillian Gaar. Wir sind jetzt. Frontfrauen im deutschen Pop ist im Schott Verlag erschienen und kostet 19,95 Euro.

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