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Wir waren es nicht! Aber einer von uns...

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Angestrichen:

"If you say you are Anonymous, and do something as Anonymous, then Anonymous did it," said the hacker, who uses the online nickname Kayla. "Just because the rest of Anonymous might not agree with it, doesn't mean Anonymous didn't do it."

Wo steht das denn?

In einem Artikel der Financial Times vom vergangenen Freitag

Vom 17. Bis zum 19. April kam es zu einem der größten Datendiebstähle der Geschichte: Hackern gelang es, in „Qriocity", der Online-Plattform von Sony-Playstation einzudringen. Sie stahlen Daten von 77 Millionen Playstation-Usern, darunter deren Kreditkartennummern, Logins und Passwörter. Bisher sind die Täter unbekannt. Unter Verdacht steht ein Playstation-Hacker, dem es vor einiger Zeit gelungen war, den Kopierschutz der Spiele zu umgehen. Nachdem er sich mit Sony außergerichtlich geeinigt hatte, soll er sich einem Boykott von Sony-Produkten angeschlossen haben. Nun haben zwei Anonymous-Mitglieder gegenüber der Financial Times angedeutet, die Gruppe „Anonymous" könnte hinter dem Angriff stehen.

Das sorgt für Verwirrung: Denn über das Blog "Anonops" ließ die Gruppe schon am 24. April verlauten, sie stecke nicht hinter dem Angriff. Seit Montag ist folgende Stellungnahme online:

Das Grundprinzip von "Anonymous"

"Anonymous" entstand Anfang 2008 im Kampf gegen die pseudoreligiöse Organisation "Scientology". Später richteten sich die Aktionen der Gruppe auch gegen andere Strukturen. Anonymous attackierte die Kreditkartenunternehmen Visa und Mastercard, nachdem diese die Zusammenarbeit mit der Whistleblower-Plattform Wikileaks beendet hatten ("Operation Paypack"). Neuere Aktionen richten sich gegen Neonazis und die "Zeitgeist"-Bewegung. Am Ende jeder Kriegserklärung folgt das Mantra

"We do not forget, even if others fail to remember. We not forgive, even if others forgive our enemies for those things for which we are attacked. We are legion, and will remain so no matter how many of our participants are raided by armed agents of a broken system. We are Anonymous."

Anonymous ist mittlerweile zur vielleicht einflussreichsten Protestbewegung des Internets angewachsen. Doch verdeutlicht dieser Fall, welche Probleme in Zukunft auf die Gruppe zukommen könnten.

Man stelle sich folgendes Szenario vor: X, Y und Z gründen eine Gruppe, die sich "Schwarz" nennt. "Schwarz" beginnt als loser Zusammenschluss, um Rassismus zu bekämpfen. Einziges verbindendes Merkmal ist das Tragen eines schwarzen T-Shirts und einer Maske. Die Gruppe wächst: Jeder darf mitmachen, so lange er ein schwarzes T-Shirt und eine Maske trägt. Mit der Zahl der Mitglieder wächst auch die Anzahl der Ziele. Die Gruppe "Schwarz" verfügt ja über keine Satzung, die das Bekämpfen von Rassismus schriftlich fixiert. Eines Tages sprengt sich ein Mitglied der Gruppe – niemand der anderen kannte ihn ohne Maske – in einem Flugzeug in die Luft.

 

Wie soll sich die Gruppe von einem ihrer Mitglieder distanzieren, der nicht im Sinne der Mehrheit der Gruppe gehandelt hat, wenn es weder Sprecher noch Mitgliedsbeschränkungen gibt?

Wie glaubwürdig wäre die Stellungnahme einer solchen Gruppe? Wie lange kann eine Gruppe ohne feste Zielsetzung, Satzung und Hierarchie bestehen, ohne sich in verschiedene Fraktionen aufzuspalten?Handlungszuschreibungen greifen ins Leere, wo Identität verschwunden ist.

 

Genau das war bis jetzt der große Vorteil der Mitglieder von Anonymous. Früher oder später dürfte sich die Gruppe jedoch mit seiner eigenen Struktur auseinandersetzen müssen, will sie als authentische Protestbewegung bestehen bleiben.

 
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