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Zürcher Seifenopfer

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Angestrichen: «Wir waren uns sehr nahe, er roch fein seifig. Wir kamen beide zum Höhepunkt.» Wo steht das: In einem Bericht der Schweizer Boulevard-ZeitungBlick, über Noëmi (20), die nach eigener Angabe dreimal Geschlechtsverkehr mit dem Briten Robbie Williams hatte. Der populäre Musikant war angelegentlich eines Konzertes in Zürich und hatte die junge Frau, die laut Selbstauskunft ein „heißes Outfit“ vorweisen konnte, von seinem Manager ansprechen lassen. Im Hotelzimmer von Williams sei es dann zu dem Zürcher Liebes-Triptychon gekommen, wobei nur der letzte Akt, so die Schilderung, zum gemeinsam verlebten Höhepunkt führte. Bemerkenswert dabei ist die Beobachtung der Protagonistin im Verlauf der Zärtlichkeiten, Robbie Williams habe „fein seifig“ gerochen. Dass jemand „seifig“ riecht, ist eine unter Erwachsenen leider kaum mehr übliche, sensorische Beobachtung. Sie erinnert an das ruppig-zärtliche Einseifen von Lausbuben in Holzbottichen durch ihre Mütter. Unter Rücksichtsnahme auf den lausbubenhaften Charme, der Robbie Williams unter anderem von Spiegel Online bescheinigt wird, ist Noëmis Geruchsnotiz aber ein interessanter Beweis dafür, wie sehr sich der Star mit der von den Medien wahrgenommenen Rolle assoziiert und sie sozusagen „lebt“. Er ist tatsächlich jener seifige, reine Williams geworden, den sich so viele Fans und Freunde wünschen. Adjektivisch verwendet die Berichterstatterin das Wörtchen „fein“, das im rachitisch-verkrüppelten Sprachschatz von 20-jährigen Schweizern normalerweise nicht vorkommt. Es ist für den aufmerksamen Leser ein Hinweis, wie gerne die Beglückte jene leise, nostalgische Geborgenheit ausdrücken möchte, die auch Wörtern wie „Feinbäckerei“, „Feinschliff“ oder „feines WauWau“ innewohnt. Denn in der intimen „Schweizer Situation“ war Williams eben nicht der männliche, raue Don Francesco, den er sonst auf der Bühne so bravourös gibt. Vielmehr erleben wir, dass es ein feingeistiger, weicher Lausbub Williams war, der hier frisch eingeseift und erfreulich oft eine Älplerin knackte. (Bild: dpa)

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