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Dr. Sommers Tierleben: Wenn´s bei der Klapperschlange nicht klappt

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Auf der nach oben offenen Orgasmus-Skala der Männer-Magazine hält sich ein Tier hartnäckig in den Top Ten – die Klapperschlange. „Klapperschlange müsste man sein“, seufzte einst die Redaktion von „Men´s Health“: „Die paaren sich 22,75 Stunden lang.“ Wie ihr nasser Wunschtraum aber in Wirklichkeit aussieht, hatte die Redaktion wohl nicht untersucht: Der Sex der Klapperschlange ist von einer Beschaffenheit, die Männermagazin-Redakteure eigentlich sofort zu einer Impotenz-Serie treiben sollte. Die männliche Klapperschlange nämlich besitzt keinen herkömmlichen Penis, sondern einen so genannten „Hemipenis“. Das ist, um es vorsichtig auszudrücken, der Vorschlaghammer unter den Fortpflanzungsorganen – die Klapperschlange führt einen mit Dornen besetzten Penis ins Feld der Liebe.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Klapperschlange, hier bei der Kamasutra-Figur "Kreisel der Lust" Foto: dpa Hemipenisse nämlich, die für gewöhnlich in einer gemütlichen Hauttasche nahe der Kloake hausen, also des gemeinsamen Ausgangs für alles Schmutzige bei Schlangen, Hemipenisse also sind mit Hautverknöcherungen besetzt, die ihnen das stachelige Aussehen eines Igels verleihen. Bei manchen, gerade alten Schlangen sind die Stacheln so verhornt, dass man sie auch als Zahnstocher benutzen könnte. Finden sich im Frühling, wenn die Klapperschlangen Brunftzeit haben, zwei Schlangen, dann spannt das Männchen die Muskeln an und stülpt so den Hemispenis aus seiner Hauttasche. Darauf wird der dornenbesetzte Penis nach einem auch Männermagazin-Redakteuren bekannten Prinzip verhärtet, worauf er aussieht wie die Bonsai-Version eines mittelalterlichen Morgensterns. Dann geht es los. Genau. 22,75 Stunden lang. Wobei manche Forscher auch schon 23 Stunden Sex beobachtet haben wollen. Das Klapperschlangen-Weibchen geht allerdings unbeschädigt aus diesem Dornen-Massaker hervor: Ist alles vorbei, zieht die männliche Klapperschlange seinen Hemipenis mit Hilfe des so genannten Rückziehmuskels in die Ruhelage zurück – im Normalfall. Wenn es schlecht läuft, spielen sich beim Sex der Klapperschlangen nämlich alptraumartige Szenen ab. Wenn das Weibchen nicht willig ist, sondern im Reflex flieht, das Männchen aber bereits schon eingedrungen ist, kommt es durchaus häufig vor, dass das Weibchen das Männchen an seinem Hemipenis hinter sich her schleift. Dieser Sex-Unfall hat meist etwas zur Folge, das dem subtilen Humor nicht abgeneigte Biologen „Hemipenisvorfall“ nennen: Wenn das Weibchen ihr Männchen am Penis hinter sich her schleift, wird das Fortpflanzungsorgan so stark überdehnt, dass es nicht mehr zurückgezogen werden kann. Der Penis bleibt ausgefahren und schutzlos zurück – und vertrocknet.

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