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Was guckst du so, Emilia Schüle?

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jetzt.de: Emilia, starten wir mit einem Blick zurück. Welche Rolle spielte Fernsehen für dich als Kind?
Emilia Schüle: Ich war als Kind nach der Schule oft allein zu Hause, weil meine Eltern immer lange gearbeitet haben. Darüber habe ich mich sehr gefreut – weil ich so alle möglichen Sendungen gucken konnte, ohne dass Mama oder Papa mir über die Schulter schauten. Ich habe wirklich total viel ferngesehen.

Was hast du so geguckt?
Damals liefen noch diese ganzen Talkshows wie „Britt“. Aber auch „Pokémon“. Viel Anspruchsvolles lief eben nicht im Nachmittagsprogramm.

Hattest du auch Heldinnen aus dem Fernsehen? Mila Superstar vielleicht?
„Sailor Moon“! Das habe ich vergöttert. Dafür musste ich immer zu Hause sein.
 
Und später, als Teenager?
Ich habe immer „Sabrina - total verhext“ geguckt. Ich wollte so gerne zaubern können wie sie. Das war die einzige Sache, die mir in meinem Leben noch gefehlt hat. Es gab aber auch ein bis zwei Jahre, da hatten wir überhaupt kein TV zu Hause, daher habe ich Jugendserien-Hits wie "O.C. California" nie mitbekommen.

Was ist mit typischem Mädchenkram? „Verbotene Liebe“, „GZSZ“, „DSDS“, „Germany’s Next Topmodel“ …
Joah, zumindest „DSDS“ habe ich geguckt. Aber nur die erste Staffel, als das noch was ganz Neues war. Die Shows habe ich mit der ganzen Familie geguckt, immer mitgefiebert, und ich wusste, dass alle meine Freunde auch vor dem Fernseher sitzen und genauso mitfiebern.
 
Und „Germany’s Next Topmodel“?
Da war’s ähnlich.
 
Was mochtest du daran?
Den kreativen Aspekt, also wie die Mädchen sich verwandelt haben und welche Bilder dadurch entstanden.

Echt, du fandest das kreativ?
Naja, eigentlich nicht. Das Konzept blieb ja über alle Staffeln unverändert: In jeder Folge gibt es Aufgaben, bei denen die Mädchen sich unterschiedlich anstellen. Manche scheitern, manche brillieren und am Ende gibt’s ein Foto, oder „leider keins“. Es ist eine Sendung bei der man gut abschalten kann. Und wahrscheinlich auch einfach 'ne Mädchensache.
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Mag Gang-Dokumentationen und den Mittelteil von "Elementarteilchen": Emilia Schüle, 20.

Wann hast du denn deinen ersten eigenen Fernseher bekommen?
Mit 16 habe ich einen Mini-Fernseher in mein Zimmer gestellt bekommen, ungefähr 30 mal 30 Zentimeter Bildfläche.

Ein eigener Fernseher, war das wichtig für dich?
Es war kein Traum, der da in Erfüllung ging. Eigentlich ging es dabei nur um die Ästhetik in meinem Zimmer, denn ich konnte mit dem Fernseher gar kein TV-Programm empfangen. Ich konnte nur DVDs gucken. So wurde ich großer Fan von Serien wie „Friends“ und „Ally McBeal“.

Und heute? Wie viele Fernseher hast du zu Hause?
Gar keinen, nur einen Beamer und eine Leinwand, womit ich regelmäßig Filme schaue. Ich bin süchtig nach Filmen!

Was ist mit Fernsehen?
Ich genieße es schon, wenn ich mal irgendwo bin, wo es einen Fernseher gibt, weil man dann mal wieder eine große Auswahl an Programmen hat. Es gibt allerdings selten Momente, in denen ich wirklich beeindruckt bin von dem, was da so läuft.
 
Angenommen, wir sitzen jetzt vor einem Fernseher und zappen - du sagst Stopp. Auf Vox läuft „Shopping Queen”.
Habe ich noch nie gesehen. Würde ich mir mal kurz angucken, um zu sehen, was die mit den Mädchen da so treiben. Und dann bin ich wahrscheinlich so schockiert, dass ich direkt weiterschalten möchte.

Wir landen bei „RTL Exclusiv“. Promi-Klatsch.
Können wir auch kurz gucken, dann weiß ich, was gerade so geredet wird. Wir können es anlassen, bis irgendeine Story über irgendeinen Friseur kommt, dann weiter …

… und dann ein bisschen Männersport auf Eurosport? Basketball ist gerade im Angebot.
Weiter!

Arte: Eine Doku über Gangs in Brasilien.
Wird auf jeden Fall geschaut! Bis zum Ende.
 
Warum?
Weil Dokus mit das Beste sind, was es im Fernsehen gibt. Und weil man von Gangs in Brasilien ja sonst nicht so viel mitbekommt.
 
Danach noch kurz zu ProSieben: Es laufen die „Simpsons“.
Ja! Die gehen immer. Auch wenn man den Anfang schon verpasst hat.

Vor den Nachrichten landen wir beim NDR: „Das!“ Auf dem roten Sofa sitzt Florian David Fitz.
Joah, kurz.

Der 20-Uhr-Gong. „Tagesschau“?
Auf jeden Fall.

Um 20:15 Uhr hast du die Auswahl zwischen dem Spielfilm „Elementarteilchen“ mit Moritz Bleibtreu, „Fleisch ist meine Gemüse“ mit Maxim Mehmet, und „Half Nelson“ mit Ryan Gosling.
Ich würde den Anfang von „Half Nelson“ gucken, obwohl ich ihn schon kenne. Ryan Gosling ist halt super. Und dann würde ich zur Mitte von „Elementarteilchen“ schalten, weil da Moritz Bleibtreu und Martina Gedeck zusammen zu sehen sind, das ist der beste Teil des Films.

Danach noch eine Talkshow?
Kommt aufs Thema an.

Was wäre ein gutes für dich?
Ich gucke gerne diese Politrunden, Anne Will und so. Ich finde es gut, wenn aktuelle Dinge besprochen werden.

Würdest du dich selbst in eine politische Talkshow zu einem bestimmten Thema setzen?
Ich hatte schon eine Einladung für „Günther Jauch“, die Sendung, die direkt nach dem „Tatort“ kam, in dem ich mitgespielt habe. Es wurde über Zwangsprostitution diskutiert …

… aber ohne dich.
Ja, denn ich fand nicht, dass ich sonderlich viel dazu hätte beitragen können. Ich habe ja nur jemanden im Film dargestellt, der in Zwangsprostitution verwickelt wurde.
Das war mir einfach eine Nummer zu groß. Sollte es aber mal ein Thema geben, für das ich mit vollem Herzen brenne, würde ich mich schon da hinsetzen und mitreden.

Was wäre ein solches Thema?
Das weiß ich jetzt noch nicht.
 
Gibt es eigentlich ein Format, das es im deutschen Fernsehen noch nicht gibt, und für das du dir wieder einen Fernseher anschaffen würdest?
Mir fehlen Formate, die nur in Amerika bisher so großartig umgesetzt werden. Ich meine großartige Serien wie „Breaking Bad“. Jede Folge ist wie ein eigener Film. Einmalige Geschichten, toller Stil, spannende Charaktere und Entwicklungen. So was gibt es in Deutschland einfach nicht. Hier sind die Serien ganz anders.
 
Woran glaubst du liegt das?
Hier werden Serien mit wenig Geld produziert, während in Amerika Hunderte von Millionen investiert werden und zudem sehr viel Herzblut hineingelegt wird.

Würdest du bei einer solchen Serie in Deutschland auch selbst mitspielen?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe ja auch schon bei einer neuartigen Serie mitgespielt, „Add A Friend“, die erstmal nur für den Privatsender TNT gemacht wurde. Darin wurde die Geschichte über Laptops erzählt, durch Videochats, das hatte fast schon etwas Kammerspielmäßiges und war trotzdem lustig. Natürlich ist das nicht vergleichbar mit „Breaking Bad“, aber es war mal ein kleiner revolutionärer Beginn etwas anzupacken, das sich abhebt vom den sonst gewohnten Serien im Vorabendprogramm.



Text: erik-brandt-hoege - Foto: Adrian Höllger

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