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Was guckst du so, Markus Kavka?

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jetzt.de: Markus, wann hast du deinen ersten eigenen Fernseher bekommen?
Markus Kavka: Ich war 15, als ich den ausrangierten Saba von meiner Oma bekommen habe. Bis dahin hatte ich in meinem Jugendzimmer keinen Fernseher. 
 
War dir der eigene Fernseher wichtig?
Na ja, zu der Zeit hatte ich nur drei lausige Programme, da lief nicht viel, was ich auf hätte heimlich gucken können, nicht mal „Tutti Frutti“ oder Sexfilmchen. Es gab ja noch kein Privatfernsehen. 
 
Aber ein paar Sendungen, die du nicht verpassen wolltest?
Ich habe nicht eine Folge „Formel Eins“ versäumt, und „Disco“ mit Ilja Richter habe ich auch regelmäßig geguckt, genau wie „Ronny’s Pop Show“. Eigentlich alles, was mit Musikfernsehen zu tun hatte. 
 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Was gefiel dir daran?
Mir ging es vor allem um die Musik. Sendungen wie „Formel Eins“ waren ein Tor zur Welt. Wir hatten im Ort keinen Plattenladen, der nächste war in München, eine gute Stunde entfernt. Und vernünftige Klamottenläden hatten wir auch keine. Deshalb waren Videos wie die von The Cure und New Order stilbildend. Wenn ich es am Tag nach einer Sendung geschafft habe, nach München zu trampen, führte mich mein erster Weg in einen Platten- und der zweite in einen Klamottenladen.
 
Gab es vergleichbar wichtige Sendungen auch nach deiner Jugend?
Kurz nachdem „Formel Eins“ von der Bildfläche verschwunden war, habe ich schon MTV auf Englisch empfangen. Das war Anfang der Neunziger. Sendungen wie „Alternative Nation“, „120 Minutes“ und „Most Wanted“ mit Ray Cokes habe ich sogar auf Video aufgenommen, um später mitschreiben zu können, was für Musik lief.

Jetzt habe ich die Fernbedienung, es ist früher Abend, ich schalte durch, und du sagst stopp, wenn du kurz gucken willst, was auf einem Sender gerade läuft. Los geht’s: RTL. . .
Weiter, sofort!
ARD. . .
Da kommt doch jetzt irgendwas Soapmäßiges, oder?
„Verbotene Liebe“.
Weg!
Arte. . .
Da bleibe ich eigentlich immer hängen, mindestens für fünf Minuten. Da kommt ja auch nie ein Scheiß.
Ich schalte mal weiter. ProSieben. . .
Da muss ich nicht bleiben. Ich finde, ProSieben ist vor 20.15 Uhr relativ unguckbar.
VOX. . .
Ab und zu bin ich hier beim „Perfekten Promi-Dinner“ hängen geblieben. 
 
Der 20-Uhr-Gong. „Tagesschau?“
Da ich tagsüber viel im Internet unterwegs bin, bin ich um diese Zeit eigentlich immer auf dem neuesten Stand. Aber die „Tagesschau“ ist eben gelernt. Wenn ich es um 20 Uhr schaffe, gucke ich sie mir an. 
 
Danach hast du Auswahl zwischen: dem Spielfilm „Neue Vahr Süd“, „The Voice Of Germany“ und „Wer wird Millionär?“
Hmm. . . vielleicht gehe ich auch einfach noch mal vor die Tür. 
 
Was fehlt dir im Programm ?
Mut zum Risiko. Mir fehlen Sendungen, die ein bisschen aufregen – positiv wie negativ. Sendungen, über die man später nachdenkt und am nächsten Tag noch spricht. Die wenigen Shows mit Ecken und Kanten werden zielstrebig in die Spartenkanäle abgeschoben. Ich finde es schade, dass eine Sendung wie „Roche und Böhmermann“ deshalb nicht mehr Zuschauer hat. So was könnte man doch ruhig mal um 23 Uhr im Hauptprogramm versuchen. 
 
Kannst du dir vorstellen, eine Ecken-und-Kanten-Sendung zu übernehmen?
Ja, durchaus. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten sprechen sie seit Jahrzehnten davon, ihr Programm verjüngen zu müssen. Selbst „Number One“, die Sendung, die ich auf ZDFkultur mache, und die nicht mal Ecken und Kanten hat, könnte man im Hauptprogramm ausprobieren. Was ich wahnsinnig gerne machen würde, wäre ein Fußball-Format. Ich bin jedes Mal traurig, wenn ich Mehmet Scholl mit irgendjemandem in der ARD stehen sehe.
 
Warum?
Weil ich selbst gerne als sein Sparringspartner da wäre.

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